Dienstag, 7. Januar 2020
Wenn ich den Boden berühre
Wenn ich den Boden berühre,
mir die Schuhe zuschnüre,
atme ich tief ein und aus,
dann komme ich in Kontakt mit dem Scherbenhaufen.
Ich beginne zu gehen, zu laufen.
Dieses knirschende Geräusch hat sich schleichend
von Graus zu Ohrenschmaus gewandelt.
Es hat den Lärm in meinen Gedanken behandelt,
mich zurück ins Hier und Jetzt gezwungen,
raus aus meinen gelungenen Erinnerungen.
Es ist ein zuverlässiger Klang wie das Knistern
im Staubsauger-Rohr beim über den Boden gleiten,
wie sich die Sinne weiten.
Es ist fast ein Klanggedicht für mich.
Wenn innerlich alles unruhig ist,
aber nichts nach außen dringt,
beginnt bei dem Klang des Knirschens mein Seelenfrieden.
Ich muss mich nicht biegen
Ich kann in aller Ruhe die Scherben zusammen kehren,
mich in mich kehren,
und mich Stück für Stück wiederfinden,
den Abfall, das Verbrauchte, das Verrottete binden.
Die Oberfläche des Bodens ist wieder klar und eben.
So öffnen sich meine geistigen Ebenen.
Mit jeder aufgekehrter Scherbe,
mit jedem Knirschen,
erkenne ich nach dem Hall, nach dem Schall,
den Boden wieder. Setze mich nieder,
und komme neu auf diesem Boden an,
erkenne den Klang der Stille an,
und erkenne mich selbst wieder,
wenn auch ein neuer Tag
nach der Metamorphose angebrochen ist,
mit neuem Mist.

19.11.19

inspiriert von "Vertraue jetzt der Dunkelheit"
bzw. Originaltitel "Trust the darkness now"
von Jeff Foster, Deutsche Übersetzung von Michael Kurth

Bild: Fotoworkshop4You | pixabay.com
https://pixabay.com/de/photos/ruine-verfallen-verfall-verlassen-1563208

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