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Montag, 13. Januar 2020
Schlaf
anna mestisa, 08:58h
Ich war mein Leben lang gesegnet mit gutem Schlaf. Bis ins erwachsenen Alter habe ich das nie hinterfragt, sondern als gegeben und geerbt verstanden.
Erst später traff ich Menschen, deren Schlaf schlecht bis quälend für sie ist. Seitdem versuche ich zu verstehen, wo der Unterschied zwischen mir und ihnen liegt.
Meine Genetik und meine Gesundheit spielen eine große Rolle bei dem Thema. Aber inzwischen bin ich überzeugt, dass meine Psyche und v.a. mein reines Gewissen die größere Rolle hierbei spielen. Ich führe mein Leben so Gewissenhaft wie ich kann. Bei meiner Erziehung gespickt mit katholischen Schuldgefühlen, ist das wohl kaum ein Wunder. Außerdem habe ich oft genug erlebt wie mein schlechtes Gewissen oder mein Unterbewusstsein oder meine Psyche mir im Schlaf die graußigsten emotionalen Alpträume verschafft haben.
Einerseits ist das gut und richtig, weil mich diese Träume zur Auseinandersetzung mit meinen Gefühlen zwingen und für einen freien Kopf sorgen. Andererseits ist diese verkopfte Art von mir bei einer echten Krise problematisch.
Ich bin ein Macher, wenn es darum geht Krisen zu bewältigen. Da aber bei der Verarbeitung eines Suizid vor allem Geduld und Zeit essenziell sind, bedeutet das einen Schritt nach den anderen gehen und durchleben. Das widerrum bedeutet für mich meine Gedanken lange aushalten oder zum Schweigen bringen und heftige Träume durchleben. In meinen Träumen greift meine Psyche Probleme an, vor denen ich wach regelrecht weglaufe. Sie sind mir zu viel im wachen Zustand. Die Folge ist Schlafentzug. Ich gehe nicht mehr gerne schlafen, weil zu oft Alpträume auf mich warten, die meiner Realität viel zu ähnlich sind.
Wie viel Glück man im Leben hatte, weiß man immer erst wenn es nachlässt.
Nun lerne ich wieder mich zu verausgaben ehe ich schlafen gehe oder lerne mit weniger Schlaf zu recht zu kommen. Alles um meiner Psyche nicht zu viel Zeit auf ein mal für Aufräum-Aktionen in meinen Gedanken zu geben. Wer weiß was sie dabei dort findet?
Die Ungewissheit begleitet uns alle, aber je schlimmer unsere Lebenserfahrung ist, je größer können sich Ängste vor der Ungewissheit aufbauschen. Der Suizid meines Vaters ist Teil meiner Lebenserfahrung, ich werde der Ungewissheit immer mehr Dunkelheit zutrauen als Menschen mit anderen Erfahrungen.
Die Ungewissheit nach diesem Einschlag hat mir mein Selbstvertrauen verhagelt. Es ist nicht verloren, aber es hat einen schweren Schlag erlitten. Es fühlt sich an als ob meine Psyche das gehen erneut erlernen müsse.
Alles was ich mir selbst schenken kann, bei diesem Prozess ist Zeit und viel, sehr viel Geduld.
Dabei werde ich Menschen in meinem Leben verlieren. Auch wenn dann schöner weise nur die für mich guten Menschen übrig bleiben werden, so wird sich mein Radius, mein Umfeld einschränken. Das ist machbar, aber eben nicht freiwillig und schon gar nicht schön.
Das erste Einschlafen fällt mir leicht, dass wieder einschlafen hingegen gelingt mir so gut wie nie seit seinem Tod.
Ich erinnere mich selten an meine Träume, aber fast immer an das vorherrschende durchlebte Gefühl meines Traumes. Kein Wunder also das ich mit depressiven Wachgefühlen reagiere. Es füllt sich auswegslos an, als ob ich immerzu im selben Labyrinth feststecke. Ich kenne den Weg raus, aber ich traue mich nicht zu gehen. Vermutlich weil das Labyrinth längst in mir steckt. Und ich nicht erwarten kann, dass jeder dieses mit mir aushält. Das macht einsam.
Trauern findet viel allein statt. Jeder hat ein anderes Tempo und einen anderen Bezugspunkt zum Verstorbenen.
Es wird besser mit jedem Schritt im Labyrinth, aber es wird anders.
19.11.19
Bild: geralt | pixabay.com
Erst später traff ich Menschen, deren Schlaf schlecht bis quälend für sie ist. Seitdem versuche ich zu verstehen, wo der Unterschied zwischen mir und ihnen liegt.
Meine Genetik und meine Gesundheit spielen eine große Rolle bei dem Thema. Aber inzwischen bin ich überzeugt, dass meine Psyche und v.a. mein reines Gewissen die größere Rolle hierbei spielen. Ich führe mein Leben so Gewissenhaft wie ich kann. Bei meiner Erziehung gespickt mit katholischen Schuldgefühlen, ist das wohl kaum ein Wunder. Außerdem habe ich oft genug erlebt wie mein schlechtes Gewissen oder mein Unterbewusstsein oder meine Psyche mir im Schlaf die graußigsten emotionalen Alpträume verschafft haben.
Einerseits ist das gut und richtig, weil mich diese Träume zur Auseinandersetzung mit meinen Gefühlen zwingen und für einen freien Kopf sorgen. Andererseits ist diese verkopfte Art von mir bei einer echten Krise problematisch.
Ich bin ein Macher, wenn es darum geht Krisen zu bewältigen. Da aber bei der Verarbeitung eines Suizid vor allem Geduld und Zeit essenziell sind, bedeutet das einen Schritt nach den anderen gehen und durchleben. Das widerrum bedeutet für mich meine Gedanken lange aushalten oder zum Schweigen bringen und heftige Träume durchleben. In meinen Träumen greift meine Psyche Probleme an, vor denen ich wach regelrecht weglaufe. Sie sind mir zu viel im wachen Zustand. Die Folge ist Schlafentzug. Ich gehe nicht mehr gerne schlafen, weil zu oft Alpträume auf mich warten, die meiner Realität viel zu ähnlich sind.
Wie viel Glück man im Leben hatte, weiß man immer erst wenn es nachlässt.
Nun lerne ich wieder mich zu verausgaben ehe ich schlafen gehe oder lerne mit weniger Schlaf zu recht zu kommen. Alles um meiner Psyche nicht zu viel Zeit auf ein mal für Aufräum-Aktionen in meinen Gedanken zu geben. Wer weiß was sie dabei dort findet?
Die Ungewissheit begleitet uns alle, aber je schlimmer unsere Lebenserfahrung ist, je größer können sich Ängste vor der Ungewissheit aufbauschen. Der Suizid meines Vaters ist Teil meiner Lebenserfahrung, ich werde der Ungewissheit immer mehr Dunkelheit zutrauen als Menschen mit anderen Erfahrungen.
Die Ungewissheit nach diesem Einschlag hat mir mein Selbstvertrauen verhagelt. Es ist nicht verloren, aber es hat einen schweren Schlag erlitten. Es fühlt sich an als ob meine Psyche das gehen erneut erlernen müsse.
Alles was ich mir selbst schenken kann, bei diesem Prozess ist Zeit und viel, sehr viel Geduld.
Dabei werde ich Menschen in meinem Leben verlieren. Auch wenn dann schöner weise nur die für mich guten Menschen übrig bleiben werden, so wird sich mein Radius, mein Umfeld einschränken. Das ist machbar, aber eben nicht freiwillig und schon gar nicht schön.
Das erste Einschlafen fällt mir leicht, dass wieder einschlafen hingegen gelingt mir so gut wie nie seit seinem Tod.
Ich erinnere mich selten an meine Träume, aber fast immer an das vorherrschende durchlebte Gefühl meines Traumes. Kein Wunder also das ich mit depressiven Wachgefühlen reagiere. Es füllt sich auswegslos an, als ob ich immerzu im selben Labyrinth feststecke. Ich kenne den Weg raus, aber ich traue mich nicht zu gehen. Vermutlich weil das Labyrinth längst in mir steckt. Und ich nicht erwarten kann, dass jeder dieses mit mir aushält. Das macht einsam.
Trauern findet viel allein statt. Jeder hat ein anderes Tempo und einen anderen Bezugspunkt zum Verstorbenen.
Es wird besser mit jedem Schritt im Labyrinth, aber es wird anders.
19.11.19
Bild: geralt | pixabay.com
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