Freitag, 31. Januar 2020
Recht und Schuld
Recht ist nicht immer gleich Recht.
Schuld ist nicht immer gleich Schuld.
Nach Moral urteilt man sehr schnell und sehr persönlich.
Nach Gesetzen ist Recht eine Anwendungsfrage oder Umsetzungsfrage.

Ich spüre die moralische Schuld.
Aber ich weiß um die manchmal mangelenden Möglichkeiten Schuld zu beweisen. Genau das sorgt bei mir für Gewissensbisse. Die Schuldfrage ist immer eine moralische Frage. Gerade weil ich weiß mir geschieht nichts mangels Beweisen, fühle ich mich noch mehr im Zweifel über meine Unschuld und empfinde Schuldgefühle. Die meiste Zeit gewinnt die Vernunft die Oberhand und ich kann das Schuldgefühl ablegen, aber manchmal tauchen unvernünftige Moralvorstellungen auf. Meist werden diese ausgelöst aus Trauer oder aus Sehnsucht. Ich vermisse meinen Vater.
Ich kann niemals sicher bestätigen oder verneinen, dass ich alles getan habe um ihm beizustehen, dass ich alles getan habe um seine letzte Entscheidung zu verhindern.

Ich vermisse diese absolute Sicherheit. Vermutlich war sie auch in der Vergangenheit nie echt, aber darauf kam es nicht mal an. Die Zuversicht das Recht und Moral auf lange Sicht immer gewinnen ist für mich mit ihm gestorben.

Anders ausgedrückt:
Wenn ich den Pudding einer Kollegin im Büro aus dem Gemeinschaftskühlschrank esse, bin ich moralisch definitiv schuldig. Aber kann die Kollegin ihr Recht auf einen Ersatzpudding einfordern? Nur wenn sie beweisen kann, dass ich den Pudding gegessen habe.

Was lernen wir daraus? Schuld und Recht sind theoretisch eindeutig. Aber das Leben ist nicht immer gerecht und schon gar nicht immer fair.

Genießt euren Pudding, solange ihr könnt.

Mein Pudding wird nie wieder derselbe sein.

17./28.01.20


Foto: Delphine Hourlay | pexels.com
https://www.pexels.com/de-de/foto/ausbreitung-dessert-essen-geniesser-691168/

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