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Samstag, 3. August 2019
Gelegenheiten sind endlich
anna mestisa, 23:07h
Reue war die meiste Zeit meines Lebens der Antrieb mir Dinge wie Erfahrungen, Wagnisse und Risiken anzunehmen, anstelle davor weg zu rennen. Ich bin dennoch nicht immer mit offenen Armen den Erfahrungen entgegen getretten, aber ich habe mich zu meinen Bedingungen immer überwunden für die Menschen und Dinge, die mir wichtig waren und sind einzustehen.
Soweit so gut. Man wird jedoch selten so massiv darauf hingewiesen, dass es Dinge im Leben gibt für die es nur ein Mal eine Chance gibt. Nur einen kleinen Moment oder vielleicht ein kleines Zeitfenster lang, wie eine Sternschnuppe hell leuchtend und unscheinbar. Vielleicht kommt die Gelegenheit wieder denkt man, aber manchmal ist klar, dass sie nie wieder kommt. Dann spürt man die Endlichkeit am eigenen Leib.
Es ist klar, dass jeder Moment einzigartig und vergänglich ist und doch vergisst man genau das während man diesen erlebt. Die Leichtigkeit des Seins wäre unmöglich, wäre es anders.
Die Stimme meines Vaters nie wieder zu hören ist mitunter das Schlimmste. Keinen Geburtstagsanruf zu erhalten wird schlimm sein. So stelle ich es mir vor. Mein Gott, wie Geburtstage schmerzlich deswegen werden. Bittere Süße legt sich über die Vorfreude von jeglichen (Geburtstags-)Plänen. Hallo Trauer, da bist du ja wieder?!! Wie es mir geht? Gut, aber auch nicht schäumend vor Glück. Mir geht's gut. Ich bin ok, aber mehr auch nicht.
15.7.19
Bild: StockSnap / pixabay.com

Soweit so gut. Man wird jedoch selten so massiv darauf hingewiesen, dass es Dinge im Leben gibt für die es nur ein Mal eine Chance gibt. Nur einen kleinen Moment oder vielleicht ein kleines Zeitfenster lang, wie eine Sternschnuppe hell leuchtend und unscheinbar. Vielleicht kommt die Gelegenheit wieder denkt man, aber manchmal ist klar, dass sie nie wieder kommt. Dann spürt man die Endlichkeit am eigenen Leib.
Es ist klar, dass jeder Moment einzigartig und vergänglich ist und doch vergisst man genau das während man diesen erlebt. Die Leichtigkeit des Seins wäre unmöglich, wäre es anders.
Die Stimme meines Vaters nie wieder zu hören ist mitunter das Schlimmste. Keinen Geburtstagsanruf zu erhalten wird schlimm sein. So stelle ich es mir vor. Mein Gott, wie Geburtstage schmerzlich deswegen werden. Bittere Süße legt sich über die Vorfreude von jeglichen (Geburtstags-)Plänen. Hallo Trauer, da bist du ja wieder?!! Wie es mir geht? Gut, aber auch nicht schäumend vor Glück. Mir geht's gut. Ich bin ok, aber mehr auch nicht.
15.7.19
Bild: StockSnap / pixabay.com

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Samstag, 27. Juli 2019
Summertime
anna mestisa, 22:31h
Ich hielt es nicht für möglich, dass der Sommer nach diesem Winter kommen würde. Natürlich kam er dennoch und auch dieses Jahr mit Rekordtemperaturen. Die Leichtigkeit des Seins im Sommer ist tatsächlich immer wieder durchgedrungen. Die Trauer hat einen Schritt zurück gemacht und hinter Eiscreme, Sonnenschein, Menschenmengen und Festivitäten Platz genommen. Diesen Platz hat die Trauer zumindest vorrübergehend akzeptiert. Eine kleine Weile genoss ich Grillmittage, Spaziergänge und kaltes Nass in Form von Getränken, Duschen und anderen Erfrischungen. Die grelle Sonne verdeckte blinde Flecken und den permanenten Grauschleier... Sie blendete. Für ein paar Tage schien alles beim Alten zu sein...
...bis zum nächsten Familienmittag. Die Familie zu sehen bereitet mir Freude, aber erinnert mich an alles Verlorene und Endgültige. Die Bitte meiner Mutter vorm Mittagessen ein Gebet zu sprechen war jenseits unserer Norm und war doch völlig verständlich und auch schön. Jedoch war zugleich dieses Gebet eine direkte Erinnerung an die überwundenen Kämpfe, an die getragenen umgeschulterten Lasten, an den Bruch durch unsere Mitte. So mischt sich Trauer und Demut in die Dankbarkeit eines scheinbar gewöhnlichen sommerlichen Familienmittagsessen.
9./12.7.19
Bild: Samantha Gades / unsplash.com
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...bis zum nächsten Familienmittag. Die Familie zu sehen bereitet mir Freude, aber erinnert mich an alles Verlorene und Endgültige. Die Bitte meiner Mutter vorm Mittagessen ein Gebet zu sprechen war jenseits unserer Norm und war doch völlig verständlich und auch schön. Jedoch war zugleich dieses Gebet eine direkte Erinnerung an die überwundenen Kämpfe, an die getragenen umgeschulterten Lasten, an den Bruch durch unsere Mitte. So mischt sich Trauer und Demut in die Dankbarkeit eines scheinbar gewöhnlichen sommerlichen Familienmittagsessen.
9./12.7.19
Bild: Samantha Gades / unsplash.com

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Mittwoch, 24. Juli 2019
Jahrestag
anna mestisa, 10:46h
Eine neun Jahre alte Beziehung kennt Höhen und Tiefen. Aber keine der vorherigen Tiefen hat je an meinem Kern, meiner Persönlichkeit, meinem ganzen Sein gebröckelt.
Einen Elternteil verlieren ist wie ein Härtetest der eigenen Identität. Kannst du jetzt wirklich an allem was du bist festhalten und glauben und ausleben ohne diese Rückendeckung, ohne diesen Stützpfeiler, ohne dieses Sicherheitsnetz?
Ich bin meiner sicher gewesen und doch habe ich gezweifelt, an allem gezweifelt, und bin dann tatsächlich bei 95% meiner Schlüsse geblieben.
Meine Familie ist die, die sie vorher war, nur mit mehr Rissen und mehr Kleber. Meine Freunde sind immer noch dieselben bunten schillernden Gestalten. Mein Lebensgefährte, mein Lebenspartner, mein Gegenstück ist nach wie vor mein Schatz.
Vieles was ich gerne wäre und doch nie war sehe ich in ihm und umgekehrt. Und doch überrascht er mich immer wieder aufs Neue. Zusammen scheinen wir zumindest einen funktionierenden Menschen zu ergeben. Ich finde das macht vieles leichter. Mit Trauer muss jeder alleine klar kommen und doch könnte ich nicht dankbarer für seine Hilfe sein.
Er päppelt mich auf. Von Anfang an unserer Beziehung hat er ein Lächeln gezaubert, wo vorher Stress oder Trübsal oder Trauer war. Humor ist unser Allerheilmittel. In Zeiten wie diesen brauch man reichlich davon, mit einem gehörigen Schuss an Timing.
Jedenfalls hat sich auch bei dieser Hürde, bei diesem Prozess gezeigt; unser Rezept geht auch jetzt noch auf. Es wirkt langsamer und brauch mehr Feingefühl, kostet mehr Energie, aber wir sind immer noch wir.
Wir lieben ehrlich und lernen immer wieder aufs Neue zu kommunizieren.
Wir vertrauen auf uns als Team (auch) gegen alle Probleme.
Wir genießen miteinander zwangfreie Zuneigungen aller Art genauso wie Freiräume, die man sich gegenseitig gewährt.
Und wir teilen noch immer dieselben Prioritäten.
Daran hat sich in allen Jahren nichts geändert. Auch jetzt nicht.
Darauf bin ich immens Stolz und dafür bin ich zugleich immens dankbar.
9.7.19
Bild: David Núñez / unsplash.com

Einen Elternteil verlieren ist wie ein Härtetest der eigenen Identität. Kannst du jetzt wirklich an allem was du bist festhalten und glauben und ausleben ohne diese Rückendeckung, ohne diesen Stützpfeiler, ohne dieses Sicherheitsnetz?
Ich bin meiner sicher gewesen und doch habe ich gezweifelt, an allem gezweifelt, und bin dann tatsächlich bei 95% meiner Schlüsse geblieben.
Meine Familie ist die, die sie vorher war, nur mit mehr Rissen und mehr Kleber. Meine Freunde sind immer noch dieselben bunten schillernden Gestalten. Mein Lebensgefährte, mein Lebenspartner, mein Gegenstück ist nach wie vor mein Schatz.
Vieles was ich gerne wäre und doch nie war sehe ich in ihm und umgekehrt. Und doch überrascht er mich immer wieder aufs Neue. Zusammen scheinen wir zumindest einen funktionierenden Menschen zu ergeben. Ich finde das macht vieles leichter. Mit Trauer muss jeder alleine klar kommen und doch könnte ich nicht dankbarer für seine Hilfe sein.
Er päppelt mich auf. Von Anfang an unserer Beziehung hat er ein Lächeln gezaubert, wo vorher Stress oder Trübsal oder Trauer war. Humor ist unser Allerheilmittel. In Zeiten wie diesen brauch man reichlich davon, mit einem gehörigen Schuss an Timing.
Jedenfalls hat sich auch bei dieser Hürde, bei diesem Prozess gezeigt; unser Rezept geht auch jetzt noch auf. Es wirkt langsamer und brauch mehr Feingefühl, kostet mehr Energie, aber wir sind immer noch wir.
Wir lieben ehrlich und lernen immer wieder aufs Neue zu kommunizieren.
Wir vertrauen auf uns als Team (auch) gegen alle Probleme.
Wir genießen miteinander zwangfreie Zuneigungen aller Art genauso wie Freiräume, die man sich gegenseitig gewährt.
Und wir teilen noch immer dieselben Prioritäten.
Daran hat sich in allen Jahren nichts geändert. Auch jetzt nicht.
Darauf bin ich immens Stolz und dafür bin ich zugleich immens dankbar.
9.7.19
Bild: David Núñez / unsplash.com

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