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Samstag, 15. Februar 2020
Suizid in Zahlen
anna mestisa, 10:32h
"Laut Agus e. V., einer deutschlandweiten Selbsthilfeorganisation für Suizidhinterbliebene, nehmen sich in Deutschland jedes Jahr etwa 10.000 Menschen das Leben. Damit sterben in Deutschland deutlich mehr Menschen durch Suizid als zum Beispiel aufgrund von Verkehrsunfällen, Mord, Drogen und HIV zusammen. Ungefähr 150.000 Suizidversuche gibt es jedes Jahr – verlässliche Studien fehlen jedoch. Die meisten Suizidversuche finden vor dem 25. Lebensjahr statt und damit sind Suizide nach Unfällen die zweithäufigste Todesursache in der Altersgruppe der 15- bis 25-Jährigen. Das Durchschnittsalter lag laut Statistischem Bundesamt 2016 für Frauen bei 58,4 und für Männer bei 57 Jahren.
Suizide tauchen in allen sozialen Schichten und Berufsgruppen auf[...]. Die Statistiken sagen, dass sich dreimal so viele Männer wie Frauen das Leben nehmen, die Rate bei versuchten Suiziden jedoch bei Frauen deutlich höher ist. Ab dem 60. Lebensjahr steigt die Rate noch einmal steil an, was auch mit einem höheren Krankheitsaufkommen zu tun hat.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass jeder an Suizid Verstorbene etwa fünf bis sieben Angehörige hinterlässt, die mit dieser selbst gewählten Todesart zurechtkommen müssen. Das heißt, dass jährlich(!) in Deutschland 50.000 bis 70.000 Menschen direkt betroffen sind. In diesen Zahlen sind Arbeitskollegen nicht berücksichtigt, die jedoch ebenfalls häufig hilflos zurückbleiben und ebenfalls trauern. Und diese Trauer bleibt oftmals nicht nur ein Jahr präsent, sondern viele Jahre darüber hinaus."
aus: Petra Sutor, Trauer am Arbeitsplatz. Sprachlosigkeit überwinden - Fürsorgepflicht wahrnehmen Trauerkultur entwickeln, Patmos Verlag, Schwabenverlag AG, Ostfildern 2020, S.111
"Die Gründe, warum sich Menschen das Leben nehmen, sind sehr unterschiedlich. Unbestritten ist, dass fast immer eine schwere psychische Krise vorausgeht, die aber häufig nicht in ihrem lebensgefährlichen Ausmaß wahrnehmbar ist. Nicht alle Menschen, die sich das Leben nehmen, leiden an einer psychischen Erkrankung!"
"Nach unseren Erfahrungen hinterlassen etwa 60% der Suizidverstorbenen einen Abschiedsbrief."
aus: Jeder Suizid ist einer zuviel, AGUS e.V.
gefunden 10.2.2020
Bild: geralt | pixabay.com

Suizide tauchen in allen sozialen Schichten und Berufsgruppen auf[...]. Die Statistiken sagen, dass sich dreimal so viele Männer wie Frauen das Leben nehmen, die Rate bei versuchten Suiziden jedoch bei Frauen deutlich höher ist. Ab dem 60. Lebensjahr steigt die Rate noch einmal steil an, was auch mit einem höheren Krankheitsaufkommen zu tun hat.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass jeder an Suizid Verstorbene etwa fünf bis sieben Angehörige hinterlässt, die mit dieser selbst gewählten Todesart zurechtkommen müssen. Das heißt, dass jährlich(!) in Deutschland 50.000 bis 70.000 Menschen direkt betroffen sind. In diesen Zahlen sind Arbeitskollegen nicht berücksichtigt, die jedoch ebenfalls häufig hilflos zurückbleiben und ebenfalls trauern. Und diese Trauer bleibt oftmals nicht nur ein Jahr präsent, sondern viele Jahre darüber hinaus."
aus: Petra Sutor, Trauer am Arbeitsplatz. Sprachlosigkeit überwinden - Fürsorgepflicht wahrnehmen Trauerkultur entwickeln, Patmos Verlag, Schwabenverlag AG, Ostfildern 2020, S.111
"Die Gründe, warum sich Menschen das Leben nehmen, sind sehr unterschiedlich. Unbestritten ist, dass fast immer eine schwere psychische Krise vorausgeht, die aber häufig nicht in ihrem lebensgefährlichen Ausmaß wahrnehmbar ist. Nicht alle Menschen, die sich das Leben nehmen, leiden an einer psychischen Erkrankung!"
"Nach unseren Erfahrungen hinterlassen etwa 60% der Suizidverstorbenen einen Abschiedsbrief."
aus: Jeder Suizid ist einer zuviel, AGUS e.V.
gefunden 10.2.2020
Bild: geralt | pixabay.com

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Donnerstag, 13. Februar 2020
Vermissen
anna mestisa, 09:48h
Vieles über die Todesart meines Vaters ist strittig, aber es ist völlig unstrittig, dass mein Vater von uns, seiner Familie, vermisst wird.
An seinem Todestag geht mir dieses Zitat aus einem Dialog zwischen dem Latenight Moderator Steven Colbert und Schauspieler Keanu Reeves wieder durch den Kopf.
29.1.20
Bild: SoulPancake · 2. September 2019

Stephan: Was denken Sie passiert, wenn wir sterben, Keanu Reeves?
Keanu: Ich weiß, dass die, die uns lieben, uns vermissen werden.
Stephan: *reicht [Anm. d. Bloggerin. im wortlosen bestätigendem Einverständnis] seine Hand*
An seinem Todestag geht mir dieses Zitat aus einem Dialog zwischen dem Latenight Moderator Steven Colbert und Schauspieler Keanu Reeves wieder durch den Kopf.
29.1.20
Bild: SoulPancake · 2. September 2019

Stephan: Was denken Sie passiert, wenn wir sterben, Keanu Reeves?
Keanu: Ich weiß, dass die, die uns lieben, uns vermissen werden.
Stephan: *reicht [Anm. d. Bloggerin. im wortlosen bestätigendem Einverständnis] seine Hand*
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Montag, 10. Februar 2020
Die Weihnachtsgala Anekdote
anna mestisa, 13:08h
In meiner Trauergruppe habe ich heute eine Anekdote erzählt um meinen Vater und ein Foto von ihm in der Gruppe vorzustellen.
Der Gedanke dahinter ist das Jahr nicht nur weiter mit der Trauer sondern auch mit fröhlichen Erinnerungen an den/der Verstorbenen zu beginnen. Außerdem bietet dieses Foto der Gruppe die Gelegenheit sich ein Bild von dem Menschen zu machen um den das jeweilige Gruppenmitglied trauert.
Ich habe ein Foto mitgebracht von der Weihnachtsfeier 2011. Auf dem Bild bin ich mit meinem Vater und meinem Lebensgefährten zu sehen. Alle drei Lächeln vergnügt im Dunkeln des Abends auf einer Terrasse. Mein Vater steht in der Mitte, während mein Lebensgefährte sich spontan mit ins Bild drückt und wir somit meinen Vater umzingeln. Seine Körperhaltung wirkt daher leicht angespannt, aber sein Lächeln könnte nicht ehrlicher sein. Wir sind alle drei in schicker Kleidung: die Herren im Anzug und Krawatte, ich in Jackett, Bluse und Rock.
Ein Ausschnitt mit Gesicht meines Vaters dieses Bildes wurde für die Trauerfeier und seine Andachtskarte verwendet. Leider war es vergrößert etwas unscharf, aber dieses Lächeln wollten wir als Familie allen Gästen gerne zeigen. Sein Lächeln als Erinnerung verschenken.
Ich erzählte in der Gruppe folgendes in etwas kürzerer Fassung dazu:
Wir standen im Rauchereck, nachdem wir uns durch ein Buffet mit diversen Salaten, Pasteten, Terrinen und fünf Hauptgängen gekostet, bewertet, besprochen und gegessen haben. Es sollten nach der Pause noch bis zu 3 verschiedene Desserts folgen. Ebenso sollte der Abend noch programmreich weitergehen mit Tanz, kleiner Tanzvorführung und Tombola.
Aber wir standen draußen und zelebrierten mit den Zigaretten- und Zigarren-Rauchern inklusive Flachmann eine kleine Sub Party auf der Party. Wir lachten. Wir rissen Witze. Wir machten Spaßfotos mit mitgebrachten Requisiten (z.B. Spaßbrillen).
Die ersten Jahre waren nur wir Kinder von unserer Mutter eingeladen worden. Die folgende Jahre durfte pro Kind ein Freund, später ein Partner und ein Freund mit. Jedes Jahr saßen wir Kinder mit Begleitung mit unserem Vater an einem 10 Personen Tisch, während meine Mutter und mein Stiefvater Gott und die Welt begrüßten und Tombola-Tickets verkauften oder anderen Vereinspflichten nachgingen. Die beiden stießen mehrmals auch wieder zu uns, aber durchgehend mit uns war mein Vater.
Mein Vater war mittendrin und mischte bescheiden, aber merkbar mit. Mein Vater, der Vernunftmensch, der Verantwortungsbewusste, konnte völlig losgelöst mit seinen erwachsenen Kindern und Freunden rumalbern und alles Mögliche bereden. Mein Vater war eher der zurückhaltende wissbegierige Tüfteler Typ, eher Einzelgänger, durchaus interessiert und offen, aber eigentlich nicht der gesellschaftsfreudigste Mensch. Aber jedes Jahr bei dieser chicen Weihnachtsfeier zog er mit uns Kindern mit. Er brachte uns Anfangs eine Zigarrensorte, im Folgejahr bereits eine Auswahl an Zigarren und Zigarillos mit. Im nächsten Jahr kamen zu Zigarren auch Alkopops, Biermischgetränke und einen Schnaps im Kofferraum mit. Wir durften den Alkohol nicht mitnehmen auf die Feier, aber wir brachten einzelne Flaschen davon mit hoch ins Rauchereck am Eingang der Location legten dort eine weitere Pause ein und feierten drinnen am Tisch und auf der Tanzfläche weiter. Mein Vater war selbst beim Feiern unser Versorger. Meine Mutter hatte uns den Eintritt zur Veranstaltung zu Weihnachten geschenkt, mein Vater hingegen hielt unsere Party am Laufen mit den Extras, die den Unterschied zwischen einem netten und einem außergewöhnlichen Abend ausmachten. Und er genoss genau das, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Mein Vater war die Bescheidenheit in Person. Das war die Art wie mein Vater Zuneigung ausdrückte, Unterstützung auslebte. Er stand im Hintergrund und genoss es uns die Bühne zu überlassen.
Ich bin froh, dass unsere Beziehung diese unabhängige freundschaftliche Ebene erreichen konnte, ehe er von uns ging.
Ich bin glücklich darüber fast ein Jahrzehnt solche Erinnerungen gesammelt zu haben.
Und ich bin dankbar für die unendlich vielen formalen drinnen vorm Weihnachtsbaum in der Foto-Ecke Fotos und noch mehr für die albernen nächtlichen draußen im Rauchereck Fotos mit meinem Vater mitten drin.
27./28.1.20
Bild: Inga Seliverstova | pexels.com

Der Gedanke dahinter ist das Jahr nicht nur weiter mit der Trauer sondern auch mit fröhlichen Erinnerungen an den/der Verstorbenen zu beginnen. Außerdem bietet dieses Foto der Gruppe die Gelegenheit sich ein Bild von dem Menschen zu machen um den das jeweilige Gruppenmitglied trauert.
Ich habe ein Foto mitgebracht von der Weihnachtsfeier 2011. Auf dem Bild bin ich mit meinem Vater und meinem Lebensgefährten zu sehen. Alle drei Lächeln vergnügt im Dunkeln des Abends auf einer Terrasse. Mein Vater steht in der Mitte, während mein Lebensgefährte sich spontan mit ins Bild drückt und wir somit meinen Vater umzingeln. Seine Körperhaltung wirkt daher leicht angespannt, aber sein Lächeln könnte nicht ehrlicher sein. Wir sind alle drei in schicker Kleidung: die Herren im Anzug und Krawatte, ich in Jackett, Bluse und Rock.
Ein Ausschnitt mit Gesicht meines Vaters dieses Bildes wurde für die Trauerfeier und seine Andachtskarte verwendet. Leider war es vergrößert etwas unscharf, aber dieses Lächeln wollten wir als Familie allen Gästen gerne zeigen. Sein Lächeln als Erinnerung verschenken.
Ich erzählte in der Gruppe folgendes in etwas kürzerer Fassung dazu:
Wir standen im Rauchereck, nachdem wir uns durch ein Buffet mit diversen Salaten, Pasteten, Terrinen und fünf Hauptgängen gekostet, bewertet, besprochen und gegessen haben. Es sollten nach der Pause noch bis zu 3 verschiedene Desserts folgen. Ebenso sollte der Abend noch programmreich weitergehen mit Tanz, kleiner Tanzvorführung und Tombola.
Aber wir standen draußen und zelebrierten mit den Zigaretten- und Zigarren-Rauchern inklusive Flachmann eine kleine Sub Party auf der Party. Wir lachten. Wir rissen Witze. Wir machten Spaßfotos mit mitgebrachten Requisiten (z.B. Spaßbrillen).
Die ersten Jahre waren nur wir Kinder von unserer Mutter eingeladen worden. Die folgende Jahre durfte pro Kind ein Freund, später ein Partner und ein Freund mit. Jedes Jahr saßen wir Kinder mit Begleitung mit unserem Vater an einem 10 Personen Tisch, während meine Mutter und mein Stiefvater Gott und die Welt begrüßten und Tombola-Tickets verkauften oder anderen Vereinspflichten nachgingen. Die beiden stießen mehrmals auch wieder zu uns, aber durchgehend mit uns war mein Vater.
Mein Vater war mittendrin und mischte bescheiden, aber merkbar mit. Mein Vater, der Vernunftmensch, der Verantwortungsbewusste, konnte völlig losgelöst mit seinen erwachsenen Kindern und Freunden rumalbern und alles Mögliche bereden. Mein Vater war eher der zurückhaltende wissbegierige Tüfteler Typ, eher Einzelgänger, durchaus interessiert und offen, aber eigentlich nicht der gesellschaftsfreudigste Mensch. Aber jedes Jahr bei dieser chicen Weihnachtsfeier zog er mit uns Kindern mit. Er brachte uns Anfangs eine Zigarrensorte, im Folgejahr bereits eine Auswahl an Zigarren und Zigarillos mit. Im nächsten Jahr kamen zu Zigarren auch Alkopops, Biermischgetränke und einen Schnaps im Kofferraum mit. Wir durften den Alkohol nicht mitnehmen auf die Feier, aber wir brachten einzelne Flaschen davon mit hoch ins Rauchereck am Eingang der Location legten dort eine weitere Pause ein und feierten drinnen am Tisch und auf der Tanzfläche weiter. Mein Vater war selbst beim Feiern unser Versorger. Meine Mutter hatte uns den Eintritt zur Veranstaltung zu Weihnachten geschenkt, mein Vater hingegen hielt unsere Party am Laufen mit den Extras, die den Unterschied zwischen einem netten und einem außergewöhnlichen Abend ausmachten. Und er genoss genau das, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Mein Vater war die Bescheidenheit in Person. Das war die Art wie mein Vater Zuneigung ausdrückte, Unterstützung auslebte. Er stand im Hintergrund und genoss es uns die Bühne zu überlassen.
Ich bin froh, dass unsere Beziehung diese unabhängige freundschaftliche Ebene erreichen konnte, ehe er von uns ging.
Ich bin glücklich darüber fast ein Jahrzehnt solche Erinnerungen gesammelt zu haben.
Und ich bin dankbar für die unendlich vielen formalen drinnen vorm Weihnachtsbaum in der Foto-Ecke Fotos und noch mehr für die albernen nächtlichen draußen im Rauchereck Fotos mit meinem Vater mitten drin.
27./28.1.20
Bild: Inga Seliverstova | pexels.com

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