Donnerstag, 18. Juni 2020
The Bridge - Filmkritik
2006 UK / USA, von Regisseur Eric Steel

Bild: Easy There Tiger Productions, First Stripe Productions, RCA


Diese Dokumentation beschäftigt sich mit Suizidopfern der Golden Gate Bridge in San Francisco von Interviews mit Hinterbliebenen, Augenzeugen, Ersthelfern und echten bizzaren Aufnahmen mehrerer Suizidakte und Suizidversuche.
Die Golden Gate Bridge ist nach der Nanjing-Jangtse-Brücke in Nanjing (China) der von Suzidanten am häufigsten gewählte Todesort von einem historischen Bauwerk.
Laut Trailer und Filmbeschreibung sollten auch Überlebende in der Dokumenation zu Wort kommen. De Facto war es ein Überlebender, der zu Wort kam.

Als Filmvorlage diente der Artikel "Jumpers - The fatal grandeur of the Golden Gate Bridge" von Tad Friend aus der Zeitung The New Yorker 6.8.2013.

Leider geht es in dieser Dokumentation mehr um die Faszination und Mystik dieser Brücke und ihrer mutmaßlichen Bedeutung für die Suizidanten als um die Suizidanten selbst. Das wirkt auf mich wie ein vergeudeter Fokus.
Natürlich empinde ich es bizzar, dass Suidzidanten an Touristen und Hobbysportlern vorbei laufen an ihr letztes Ziel im Diesseits, während eben andere die beste Zeit ihres Lebens dort haben. Aber den Fokus darauf zu legen, lenkt die Dokumentation in Sensationlust anstatt auf die Wahrheitssuche, wie ich es von einer Dokumenation erwarte. Davon abgesehen ist der Schnitt zwischen den Angehörigen schlecht gemacht. Da zum Teil zwischen den Fällen der Suizidanten gesprungen wird, ist man sich nicht immer gleich im Klaren über wenn die aktuelle Person im Bild nun redet.

Die Interviews mit den Hinterbliebenen sind durchaus informativ und taktvoll gestaltet. Man bekommt zum Teil einblicke in das Leben des Suizidanten, die letzten Kontakte mit den Hinterbliebenen, den Leidensweg und mehr. Es war sicher nicht leicht, hierfür Familien und Freunde der Suizidanten zu gewinnen. Jedoch stört mich ein wenig, dass nur Fälle von Suizidanten mit Vorgeschichten von psychischen Störungen zu Wort kommen. Auch bei Suizidanten der Golden Gate Bridge werden Fälle dabei sein, in denen keine psychsiche Krankheitsgeschichte vorlag und eben keiner der Hinterbliebenen etwas geahnt hat. Vielleicht sind diese fehlenden Fälle ebenfalls dem schlechten Schnitt zu verdanken.

Das man in dieser Dokumenatation das Bild der Brücke, vor allem der Golden Gate Bridge, umhühlt vom Nebel optisch als Brücke zwischen Diesseits und Jenseits mystifiziert, finde ich kitschig und schlichtweg naiv. Ich verstehe, dass jemand in seiner dunkelsten Stunde und meine DeutschlehrerInnen das so sehen mögen, aber doch nicht ein Dokumenationsregisseur eines so heiklen Themas. Es fast das Problem am Thema Suizid viel zu simpel und zu romantisch zusammen. Das Hinter dem Nebel lange nur bodenloses Nichts und dann viel hartes eiskaltes Wasser und dann nur fassunglose Verwandte und Freunde folgen wird schön ausgeblendet oder in diesem Fall weich gespühlt.

FAZIT: Alles in allem für meinem Geschmack eine zu sensationsorientierte und äußerst ziellose Dokumentation zum Thema Suizid an der Golden Gate Bridge.


Daher an dieser Stelle direkt eine Youtube Empfehlung über eine Rede eines ehemaligen Polizisten der Jahre lang u.a. an dieser Brücke patroulierte und Menschen rettete als auch verlor.
TED Talk from Kevin Briggs: "The Bridge between Suicide and life"
Mir gibt diese Rede in 14 Minuten mehr als die ganze Dokumenataion in 95 Minuten.

8.6.2020

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Freitag, 12. Juni 2020
Last day with my dad
Der folgende Monolog aus der Sitcom "Modern Family" erinnerte mich aufgrund seiner Art und Weise (nicht des Inhalts wegen) bittersüß an meinen Vater.

"When I was growing up, he was the cool dad. He was hip. He knew all the dances from Grease. He knew all the expressions: bff best friend forever, tmi to much information, bj blue jeans. It makes me feel lucky.

We didn't do much that day, but it might have been one of the best days I had with my dad.

I just didn't know it will be the last."


Phil Dunphy

by Modern Family, season 11, episode 11 'Legacy' 20th Century Fox Television 2020

27.5.20

Bild: Luiza Braun | unsplash.com
https://unsplash.com/photos/TKb3UB-gAe8

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Mittwoch, 10. Juni 2020
Das letzte Treffen mit meinen Vater
Das letzte Treffen mit meinen Vater war in F. und meiner geräumigen Wohnung. Mein Vater hatte es sich auf unserer Küchencoach bequem gemacht. Wir unterhielten uns über unseren letzten gemeinsamen Catering Job auf einem Fest mit meiner Mutter und meinem Stiefvater. Wie immer gab es Dinge, die schief gegangen sind, die man hätte besser machen können oder anders geplant hatte. Ein bisschen Dampf ablassen untereinander, ohne Wissen der Chefin war bezüglich der Caterings in gewissen Abständen völlig normal. Das bedeutete nicht, dass wir es nicht wieder täten, nur nächstes Mal besser, anders, mit mehr Schlaf im Voraus. Zumindest waren das immer und immer wieder die neuen Vorsätze.

Irgendwann hatte das Thema seinen Dampf verloren und wir kamen zu etwas anderem. Triviales von Politikgeschehen, Film und Fernsehen zu Ceran Kochfeld Technik es handelte sich wie immer um ein Potpourri von Fakten und Banalitäten. Kurz war die Rede von den Sorgen um seines Enkels berufliche Zukunft sowie dessen Traum vom Austauschjahr in Japan und seinen Chancen dafür bei mittelmäßigen Sprachfortschritten und dem Plan B der Finanzierung einer Reise nach Schulabschluss dorthin.

Mein Vater wirkte verkopft an dem Tag, aber nicht hoffnungslos. Als ob er sich schlichtweg Sorge wie es weiter geht. An sich war das keine neue Situation. Jedes Jahr nach diesem Fest war es genauso. Wenn trotz allen Mühen die Veranstaltung anders verlief als geplant.

Allerdings gab es von seiner Seite keine artikulierten Sorgen bezüglich mir oder meiner Brüder.
Mein Vater hat meinen Lebensstil und meine Standards nie in Frage gestellt, weil er die Vernunft in den Entscheidungen zu dieser Haltung erkannt hat: Kleine Wohnung in der Großstadt, einfacher Bürojob, ein wenig Reisen. Ich habe nie nach den Sternen gegriffen, aber ich stehe mit beiden Beinen auf eigenen Füßen. Ich weiß wie man wieder aufsteht, wenn man hinfällt.
Ein Stück weit hat es sich wie Respekt angefühlt, dass mein Vater mich so akzeptiert hat wie ich bin. Wie mein Partner und ich sind und leben.

Auch als er ging hatte ich ein gutes warmes Gefühl. Er schien erleichterter zu gehen als er gekommen war. Wenn auch noch immer voller Sorgen und Ideen wie es weitergeht.

Ich habe keine Sekunde an diesem Tag daran gedacht, dass es unser letztes Treffen sein könnte. Aber das war es. Es war unser letztes Gespräch inklusive seinem Angebot uns beim Austausch des Ceran Kochfelds Hilfestellung zu leisten.
15 Monate nach diesem Gespräch ist dieses Ceran Kochfeldplatte immer noch zersprungen und nicht ausgetauscht mit einer Neuen.

Manche Pläne verändern einfach so ihren Zeitplan, für immer.

27.5.20

Bild: Bru-nO | pixabay.com
https://pixabay.com/de/photos/sofa-sitzgelegenheit-couch-ausruhen-2777510/

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