Freitag, 17. April 2020
"Der Blitz schlägt nie zweimal am selben Ort ein."
Diese Redewendung wurde längst wiederlegt, aber sie beschreibt meinen geistigen Zustand dieser Tage ganz gut. In einer historischen Zeit, in der ein Virus die Gesellschaft und Wirtschaft in der ich lebe lahm legt, ist nichts mehr sicher. Es gibt schlichtweg keine Garantien weder seitens des Arbeitgebers noch seitens der Regierung. In der dunkelsten Stunde ist jeder auf sich gestellt. Dieser Wahrheit muss ich wieder ins Auge sehen, nachdem mein Vater gerade mal 14 Monate verstorben ist.

Wenn man mit Suizidtrauer kämpft und sich durch den Schmerz zurück ins eigene Leben durcharbeitet, fühlt man sich stärker und ausdauernder denn je. Ja, man ist fast ein bisschen stolz auf sich einen Teil davon überwunden zu haben. (Auch wenn das heißt einen Teil von sich zu verlieren.) Aber bereit für neue Hürden im eigenen Leben ist man deshalb noch lange nicht. Im Gegenteil die meiste Zeit kämpft man sich durch den Schmerz mit dem Gedanken: "Es kann nicht mehr schlimmer kommen.". Das ist zum Teil wahr und zum Teil unwahr, denn nie wieder wird ein Suizid einen so unverhofft und gnadenlos umhauen. Aber man ist sich durchaus bewusst, dass keine Tragödie der Welt einen vor einer weiteren Tragödie schützt. Man hofft nur innständig und ganz tief in sich drin, dass jemand anderes den nächsten Einschlag abbekommt. Nicht zuletzt, weil die Wahrscheinlichkeit das ein Blitz exakt dieselbe Stelle unmittelbar wieder trifft sehr gering ist. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit das der 3. und 4. Blitz wieder die Stelle des 1. Blitzes trifft, relativ hoch ist.

In Zeiten wie diesen ist mein Bauchgefühl und mein Instinkt getrübt durch die Dauerbeschallung und Berieselung an Informationen aus den Medien, dem Flurfunk im Büro, dem eigenen privaten Umfeld.
Daher bleibt mir nur eins, auf das Beste hoffen und mich auf das Schlimmste (so gut es geht) vorbereiten. Wieder.

3.4.20

Bild: Luka Vovk | unsplash.com
https://unsplash.com/photos/EngLPePzg7U

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