Montag, 27. Juli 2020
Stille Wasser sind tief
Robin Williams (Schauspieler) hat meine Kindheit und Jugend mit seinen Filmen geprägt: Aladdin 1992 (I 💓 🧞Genie!), Hook 1991, Mrs. Doubtfire 1993, Der Club der Toten Dichter 1989, Good Will Hunting 1997, Patch Addams 1998. Diese Filme waren immer von Humor, Wärme, Fantasie und Hoffnung erfüllt.
Entweder das oder er hat das ganz krasse Gegenstück verkörpert, d.h. Verzweifelung, Wut, Neid, Haß z.B. in Hinter dem Horizont 1998, One Hour Photo 2002, The Angriest Man in Brooklyn 2014. Mir war vor seinem Tod nicht bewusst wie extrem gegenteilig diese Rollen doch sind.

Als ich erfuhr, dass er sich das Leben genommen hat, war ich überrascht, schockiert, traurig, gar entäuscht, nahezu verletzt. Er war der (u.a. Oscar) ausgzeichnete Weltstar. Und er war der liebevolle Geschichtenerzähler mit diesen vertrauensvollen Augen. Dennoch strahlte er trotz der abgedrehten Charaktere, die er darstellte, selbst Bescheidenheit und Ruhe aus. Wie konnte er DAS nur tun? Wie konnte er es wagen einen Trauerschleier über meine liebsten Filmcharaktere zu werfen? Wie konnte ich nichts von seinem Schmerz wahrnehmen?

Diese Ruhe, die er ausstrahlte, erinnert mich an meinen Vater. Damals, aus den Augen eines Kindes, war ich überzeugt die Ruhe komme von der gelebten Erfahrung und der gesammelten Fähigkeiten. Heute vermute ich hinter dieser Ruhe keine Ruhe, sondern eine persönliche sehr dunkle Tiefe. Als ob beide mit allem was sie in ihrem Leben taten, nur versuchten der eigenen Dunkelheit zu entkommen. Mit jedem Leuchten des eigenen Talents lenkten sie von ihrer eigenen Leere und Unerfülltheit ab. Man sollte nicht alles glauben was man meint zu sehen. Man sollte alles mit gesunder Skepsis sehen, egal wie schön die Fantasie sich anfühlt.

Stille Wasser sind Tief.
Stille Wasser sind oft genug voller Dunkelheit und Schwere, trotz oder gerade wegen ihrer Erscheinung.

23.7.2020

Bild: Unsplash.com | Thomas Vimare
https://unsplash.com/photos/IZ01rjX0XQA

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