Freitag, 6. August 2021
Und da ist sie wieder... Die Trauer... Meine alte Vertraute
Beim Laufen in meinem neuen Viertel lasse ich meinen Blick gleiten. Nehme so viele Merkmale und Eckdaten wie Straßennamen auf wie ich kann. Die banalsten Gedanken kommen und gehen der Kopf leert sich von Pusher-Song zu Song. Der Bass in meinen Kopfhörern treibt mich an. Ich sauge jedes bisschen Grün auf, dass ich finden kann in dieser neuen urbanen Umgebung. Genieße jedes Rascheln und Summen das auftaucht. Habe bewusst nur noch einen Stecker in einem Ohr. Das Schwitzen setzt ein. Die meisten Grünflächen stecken in der Stadt auf Anhöhen. Selbst diesen Natur-Genuss muss man sich verdienen.

Bild: Tobi Law | unsplash.com
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Und als die ersten Endorphine mein System durchfluten folgt der Crash. Mit einem stummen Ziehen in meinem Körper nehme ich neben dem Park einen kleinen Renault Clio wahr. Dass war das Auto der Wahl meines verstorbenen Großvaters für die letzten 10 Jahre seines Lebens. Es war dieses Modell in einer ähnlichen Farbe.

Und mit einem Mal war es das mit dem Gedanken gleiten lassen und sich dem Leerlauf nähern. Mit einem Mal kreisen die Gedanken. Wie mein Vater sich immer über die Sportwagen Ausführung dieses Wagens geärgert hat. Man spürte in der Tat jede Bodenschwelle in dem Tief liegenden Modell und die Schallensitze waren einfach sau unbequem für große Kaliber wie mich und meinen Vater. Aber hey, meiner Oma gefiel der Kleinwagen einfach und mein Großvater fand den Wagen auch super.
Mein sturrer und autark lebender Großvater hat diesen Wagen bis kurz vor Schluss noch selber gefahren. Er war 96 als er starb. Er hatte so einige Modelle überlebt, ob die Kutsche, der Milch-Lieferwagen, einige Traktoren, die ein oder andere Limousine und diverse Kleinwagen. Mein Großvater ist gefahren lange vor seinem Führerschein, wenn auch anfangs nur eine Pferdestärke.

Er konnte auch verdammt gut mit jedem Tier oder Nutztier. In diversen Fotoalben von Urlauben in den Bergen gibt es Beweisfotos wie mehrere fremde Kühe sich Liebkosungen von ihm abholten. Er hatte einfach ein Händchen dafür Bedürfnisse zu erkennen und zu bedienen. Er sagte immer, die Zeit geht besser rum, wenn man sich nützlich macht. Und Arbeit macht zufrieden. Eine der wohl wertvollsten Lebensweisheiten, die er mir par Example vorlebte. Mein Herz rutscht in die Hose bei diesen Gedanken. Was als harmloser aktivierender Spaziergang begann, mutiert von physischer zu seelischer Reinigung.

Die Gefühle stecken tief in mir. Mein Geburtstag steht vor der Tür und mir ist nicht nach feiern. Mir ist nach vermissen. Mir ist nach Einmummeln und die Welt Aussperren, ist der erkrankten Welt doch eh recht. (Corona Restriktionen.)
Verschwitzt, belebt und mental beschwert komme ich zuhause an. Der Körper ist befreit und müde. Der Kopf ist offen und wieder schwer zu gleich.

So ist das mit der unterdrückten Trauer. Irgendwann ist der Gulli verstopft, weil man ihn überfüllt hat und dann kommt es eben wieder hoch. Emotionaler Kotzbrei. Mmhhh

31.7.21

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