Donnerstag, 19. September 2019
Suizid: Drei Phasen der Suizidalität
Der Suizidgefährdete durchläuft drei Stadien, bevor er den Selbstmord vollzieht: So folgt auf die erste Phase der Erwägung das Abwägungs- oder auch Ambivalenzstadium. Die dritte Phase ist der Entschluss.

1. Erwägung
Die erste Phase machen viele Menschen in ihrem Leben durch. Man sieht die Suizidalität als eine Möglichkeit, die man hat, um seinen Problemen ein Ende zu setzen. Der Gedanke kann manchmal sogar dabei helfen, schwierige Situationen auszuhalten, weil man ein Mittel in der Hand hat, das man nutzen könnte, wenn man nicht mehr kann oder will.

2. Abwägung
Während der Ambivalenzphase schwanken Menschen zwischen Leben und Tod. Man überlegt, wie viel man noch Aushalten kann und was man noch einsetzen will. In diesem Moment ist das Leiden größer als in Stadium eins und die Suizidgedanken werden konkreter. Es wird überlegt wann und wie man sich umbringen kann. So sammelt manch einer für den Fall des Falles zum Beispiel schon Tabletten. Nur in diesem Stadium teilen sich bis zu zwei Drittel der Menschen mit. Das kann eine saloppe Bemerkung am Rande sein, aber auch eine konkrete Aussage. Andere Anzeichen sind Schlaflosigkeit, vermehrter Alkohol- oder Drogenkonsum, Nervosität und Stimmungsschwankungen.

3. Entschluss
In der dritten Phase ist die Zeit des Abwägens vorbei. Der Entschluss zum Selbstmord ist gefasst und dem Betroffenen geht es schlagartig besser. Er scheint zufriedener, glücklich und ausgeglichener. Doch der Schein trügt: Das quälende Hin und Her hat ein Ende und die Last des Lebens ist von ihm abgefallen. In diesem Stadium wird der Betreffende alles tun, damit er nicht mehr aufgehalten werden kann und Hilfe verweigern.

aus: Alina Schadwinkel, Es hilft zu wissen, dass Suizid keine leichtfertige Entscheidung ist, 13.11.2009, aktualisiert am 9.11.2018, ZEIT ONLINE

Bild: psycho666 / pixabay.com
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