Mittwoch, 18. Dezember 2019
In deinen Schuhen
Betrunken von deinem eigenen Schmerz,
erkennst du den Schmerz der anderen nicht.
Selbst für die Schmerzen deines Partners
bist du blind.
Ihr lebt unter einem Dach, schlaft im selben Bett
und doch bist du blind.
Du hast kein Verständnis für dein gegenüber.
Du redest dich mit deinen eigenen Schmerzen raus
aus der Verantwortung.
Das ist genauso richtig wie falsch.
Und du weist das.
Er weiß das.
Der Lebebsraum ist geschrumpft auf die Schmerzen.
Da sitzt ihr nun jeder in seiner Ecke
und leckt eure Wunden.
Du bist ernsthaft enttäuscht,
dass er dich nicht aufbaut.
Und doch baust du ihn genauso wenig auf
und wenn du es doch versuchst,
dann nicht mit ganzem Herzen.
Denn dein Herz ist schwer und giftig für ihn.
Und so seid ihr beide gemeinsam einsam.
Seid beide depressiv.
In deiner Erinnerung wart ihr besser als Paar.
Du klammerst dich an die Hoffnung,
dass ihr das noch immer sein könnt.
Denn damals hat es noch keine Scheiße geregnet.
Du wartest darauf, dass der Sturm vorbei zieht.
Nur dachtest du, er würde niemals so lange andauern.

15.11.19 / 4

Bild: analogicus | pixabay.com
https://pixabay.com/de/photos/kette-metall-technik-massiv-4562365/

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 16. Dezember 2019
Adventsgefühle
Ich verbinde mit Weihnachten und dem zugehörigen Advent viele gute Erinnerungen. In meiner Kindheit war das immer mein liebstes Fest wegen der Dekoration, der Lichter, der kitschigen Figuren, die tollsten Farben, im wärmsten Licht in der Kälte.
Ich hatte die Gewissheit alles wird gut. Selbst wenn Streitigkeiten in manchen Jahren Weihnachten bedrohten, gab es immer ein Festmahl, gab es immer Geschenke, gab es immer Liebe in meinem Zuhause v.a. für die Kinder.

Ich vermute, dass ich als Erwachsene diese Liebe, diese Weihnachtswärme von Innen nach Außen erweitert habe. Ich versuchte meine Backfreude an andere weiter zu geben. Als ich Kind war, schickten meine Großeltern uns jedes Jahr ein Paket mit selbst gebackenen Plätzken. Und wenn ich bloß eine kleine Aufmerksamkeit verteilte, so hatte ich immer das Gefühl meine Adventwärme zu teilen und sie selbst damit noch intensiver zu erleben.
Dieses Jahr bin ich dazu vielleicht nicht in der Lage oder muss es zumindest eine ganze Nummer kleiner angehen.

Aber zu meinem Erstaunen nehme ich die andere Seite dieses Jahr intensiver wahr. Ich spüre sehr viel Wärme diesen Advent von Freunden. Ich habe glücklicherweise Gleichgesinnte in meinem Leben. Sie machen genau dasselbe, während ich es nicht kann. Ich lerne wieder anzunehmen, lerne Demut, lerne Dankbarkeit.
Der Advent ist übersäht mit Familienerinnerungen wie ein Weihnachtsgebäck mit Zuckerperlen. Ein bisschen fühlt es sich an als würde ich mich auf ein Nadelkissen setzen. Es sticht dumpf.

Aber die Wärme meiner Freunde und meiner Zweitfamilie erreicht mich. Mehr noch diese Wärme tröstet mich jetzt und vielleicht bis in eine Zukunft in der Advent weniger sticht.

10.12.19

Bild: Aaron Burden / unsplash.com
https://unsplash.com/photos/Mu_9w7l1koI

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 14. Dezember 2019
W
W., Onkel meines Lebensgefährtens, ist letzte Woche plötzlich mit 64 vestorben. Er war der Vater seiner Cousine. Dieselbe Cousine war mit uns dieses Jahr im Kanu Abenteuer Urlaub.
Keine Woche nach dem Todestag war die Beerdigung. Die Familie meines Lebensgefährten hat den letzten Todesfall vor zwei Jahren nicht mal richtig verarbeitet und nun DAS so kurz vor Weihnachten.

Ich bin ziemlich durch den Wind. Als ich mein Beileid an seine Cousine via Whatsapp ausgedrückt habe, war ich schon völlig überfordert. Ihr und ihrer Mutter gegenüber stehen war noch grauenvoller. Sie so zu sehen. Es war wie in mein Spiegelbild von vor 10 Monaten zu blicken. Ihr Schmerz gleicht meinem viel zu sehr. Fuck. Das haben sie nicht verdient.

Mein Lebensgefährte und ich haben erst vor einem Jahr angefangen mit den dreien im Wienerwald ums Eck Essen zu gehen. Wir waren gerade mal 2, 3 mal dort in dieser Gruppenform. Und es war immer so herrlich, lustig, mühelos und belebend. Scheiße.

Der verdammte Wienerwald wird mir auch fehlen. Ich bin in dem Lokal in unserer Stadt oft mit meinem Vater gesessen. Und die Wienerwald Kette ist von Kindesbeinen an ein fester Teil unserer festlichen Familienessen. Beim Familienessen zum 49. Geburtstag meiner Mutter im Wienerwald traff mein Lebensgefährte das erste mal meinen Familienkern.

Was mache ich bloß ohne Backhendl? Und wenn ich mir eins hole, wie soll ich es ohne zu heulen genießen?

Was mach ich bloß um ihnen da durch zu helfen? Von der Seitenlinie gut zu reden? Jeder Trauerweg ist anders.

12./19.11.19

Bild: Wienerwald Restaurants GmbH
Wienerwald Backhendl

... link (0 Kommentare)   ... comment