Donnerstag, 7. Mai 2020
Zoey's Extraordinary Playlist
In der neuen Serie "Zoey's Extraordinary Playlist" geht es um Zoe, die bei einer Untersuchung durch ein Erdbeben gestört wird. Nach dieser Untersuchung kann sie die persönlichsten Gedanken und Gefühle ihrer Mitmenschen in Liedform hören. Diese "Gabe" erhält sie kurz nachdem sie von der Nervenkrankheit ihres Vaters erfahren hat.
Zoe kommt ihrem Kollegen Simon in der ersten Staffel sehr nah. Simon hadert mit seiner Trauer um seinen durch Suizid verstorbenen Vater.

Diese Musical/Komödie/Drama Serie ist natürlich für Genre Fans am meisten sehenswert. Ich empfehle Sie aber für jeden, weil das Leben genauso wild und unberechenbar ist, wie es hier dargestellt wird. Ereignisse wie Krankheiten, Suizide, Beförderungen und Familienhöhen wie Tiefen kolidieren im wahren Leben auch ohne Vorwarnung miteinander.

Mir persönlich gefällt wie in dieser Serie ein trauernder Sohn nach Suizid des Vaters ohne Übertreibungen und ohne Kaschieren der Gefühlswelt portraitiert wird.

Mehr dazu unter Sky Serienbeschreibung
und Stuttgarter Zeitung Serienbeschreibung


Bild: (C) National Broadcasting Company (NBC) / Lionsgate Television / Sky TV

Bisher ist für mich die emotionalste Szene als Zoe für ihren Vater singt, nachdem sie die Nachricht erhalten hat, dass er nur noch wenige Wochen zu leben hat.

4.5.20


"How Do I Live" Video Clip
aus: Zoey's Extraordinary Playlist, Staffel 1, Folge 8
(C) National Broadcasting Company (NBC) / Lionsgate Television


"How Do I Live" Lyrics

"How do I
Get through one night without you?
If I had to live without you
What kind of life would that be?
Oh I
I need you in my arms need you to hold
You're my world my heart my soul
If you ever leave
You would take away everything good in my life.

And tell me now,
How do I live without you?
I want to know,
How do I breathe without you?
If you ever go,
How do I ever, ever survive?
How do I, how do I, oh how do I live?"

aus: "How do I live" von Leann Rimes 1997, Curb Records / Warner Music Groupe

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Montag, 4. Mai 2020
Happy Birthday
Am Geburtstag meines Vaters sind mein Bruder und ich gemeinsam zu seinem Grab gefahren. Meine Mutter, mein Stiefvater und meine Schwägerin traffen uns dort an.
Ich hatte genug Zeit um meinem Vater "unter vier Augen" zum Geburtstag zu gratulieren und um ihm ein kleines Ständchen zu singen "Zum Geburtstag viel Glück...", während mein Bruder zur Toilette ging.

Auf dem Waldfriedhof im Freien lies sich der Corona Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Metern, auch an einem Urnengrab, einhalten. Normalerweise hätte ich meine Mutter umarmt, aber sie weiß warum ich es nicht tat.
Es war ein unstetes Wetter an diesem Tag, aber wir hatten Glück unsere Aktivitäten blieben alle im Trockenen: Grab pflegen, ein kurzes Gebet sprechen, uns auf dem Parkplatz unterhalten, Essenlieferung von Mama verteilen und rumalbern. Meine Mama bestand auf eine Verabschiedung per Fuß Stupser mit jedem Kind.
Nach Wochen des Social Distancing, der Sorge um die Altenpfleger in meiner Familie, war ich einfach happy meine Familie gesund und zufrieden zu sehen. Wenn auch nur in Etappen; Meinen anderen Bruder und meinen Neffen haben mein Bruder und ich danach kurz besucht um Kram zu klären und uns über den Stand der Dinge auszutauschen.

Ich hatte nicht damit gerechnet (siehe Beitrag "Hochzeitstag"), aber für mich war es ein schöner "65. Geburtstag" meines Vaters.
Es war soo schön Heute, dass ich gar nicht ins Bett gehen möchte. Ich möchte die Zufriedenheit und die Liebe, die ich empfinde, gerne ausschöpfen, solange sie da sind.

28./29.4.20

Bild: pixel2013 | pixabay.com
Https://pixabay.com/de/photos/blumen-bl%C3%BCten-lila-bl%C3%BCten-steine-2065789/

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Freitag, 1. Mai 2020
Suizid: Mein Bruder, der sein Leben nicht mehr wollte
von Gregor Knuth

"Gleich mit der ganzen Wahrheit zu antworten ist für die meisten Menschen schwer zu ertragen. Den richtigen Umgang mit jemandem, der mit dem Selbstmord eines Angehörigen klarkommen muss, gibt es wahrscheinlich gar nicht. Was soll man auch sagen? Es ist einfach alles viel zu schwer bei diesem Thema. [...] Ich male mir oft aus, wie wir zwei heute miteinander wären. [...]

„Hallo, hier ist Papa. Sitzt du?“ Komische Art, ein Telefonat zu beginnen, denke ich noch. [...]
Wie ich mir ein paar Tage später Hemd und Pullover von Hugo Boss in Schwarz kaufe. „Das macht superschlank“, sagt die Verkäuferin zu mir. „Mein Bruder hat sich erschossen“, antworte ich. Sie drückt mich an sich, ich weine auf ihre Polyesterbluse. Am Ende schenkt sie mir eine Rabattkarte, und ich schäme mich.
Entsetzlich, als ich Thomas’ Handy abhöre und auf die letzte Sprachnachricht meiner Mutter stoße. Sie fragt besorgt, ob er sich bitte kurz melden könne, da er seit Tagen nicht auf ihren Anruf geantwortet habe. Da war es schon zu spät. [...] Oder als mir die Nachbarn auf die Schultern klopfen und sagen, dass ich jetzt für die Familie stark sein muss, schließlich haben sie gerade ein Kind zu Grabe getragen. „Fick dich!“, brülle ich am Tag nach der Beerdigung über den Friedhof, so oft, bis Tränen meine Stimme ersticken. Ich fühlte mich wirklich wie der einsamste Mensch. Vielleicht war Thomas wirklich wie ein Alien, der mit dem Leben hier unten nicht klarkam? Ich wusste im Grunde genommen nichts über ihn. [...]

Ich habe damals lernen müssen, dass Trauer viele Facetten hat. Wie aus einer schrecklichen Wundertüte kamen täglich neue, teils absurde Gefühle in mir hoch – in den unpassendsten Situationen musste ich Tränen lachen, dann hemmungslos schluchzen. Mal fühlte ich Hass, Wut, dann Einsamkeit, Selbstmitleid. Große Angst, dass meinen Eltern etwas zustößt oder dass mir, ihrem letzten Kind, etwas zustoßen könnte. Dazu ein starkes Schamgefühl, Teil einer Familie zu sein, in der „so was“ passiert. [...]
Erst nach und nach lernte ich, von mir aus zu sagen, was ich mir wann von wem an Zuwendung und Hilfe wünschte. [...]
"Mir fällt auf, dass Sie kein schlechtes Gewissen haben“, sagt mein Psychologe irgendwann im Laufe einer sehr intensiven, strapaziösen Therapie. „Sich Vorwürfe zu machen ist eine verständliche Reaktion Angehöriger.“ Er attestiert mir eine außerordentliche Resilienz, auch wenn ich die vielleicht gerade nicht spüren könne. „Sie wird ihnen helfen, mit dieser Tragödie klarzukommen.“ Ich muss danach erst mal googeln, was Resilienz genau heißt. Psychische Widerstandskraft. [...]

Es wäre schön, wenn ich jetzt schreiben könnte, dass ich seit damals mein Leben intensiver lebe oder einfach bewusster. [...] Das ist aber ganz und gar nicht so. [...]
Was ich aber gelernt habe: Man kann im Leben wirklich einiges aushalten und sogar daran wachsen. Auch eine Familie kann das, selbst wenn sie sich danach völlig neu ausrichten muss. Meine Eltern sind an der Katastrophe nicht zerbrochen, weil sie sich lieben. Ich bin sehr empfindsam. Aber ich bin wieder, oder immer noch, ein eher zu Euphorie neigender, lebensfroher Mensch. Trotz oder gerade wegen des Schattens, der sich hin und wieder über meine Seele legt. Ich kann wieder Nähe zulassen und würde von mir behaupten, dass ich angemessen mit Trauernden und dem Thema Tod umgehen kann – meistens. Ich bin so was wie glücklich. Auch weil ich Thomas’ Entscheidung irgendwann akzeptieren konnte – verstehen werde ich sie nie."

aus: Gregor Knuth, Plötzlich Einzelkind: Mein Bruder, der sein Leben nicht mehr wollte, Barbara, Heft August/September 2018, G+J Medien GmbH, Hamburg

Bild: Tim Marshall | unsplash.com
https://unsplash.com/photos/oMI4Xs46ar4

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