Donnerstag, 17. Juni 2021
Heimat
Ich bin in einem anderen Bundesland aufgewachsen als mein Vater. Ich bin in einem anderen Kontinent und Klima aufgewachsen als meine Mutter.

Dennoch gab es immer ein Zuhause in meinem Leben. 🏡 Zuhause war immer der Ort an dem ich lebte oder lebe. Aber Heimat war nie nur ein Ort, nie nur eine Stadt.

Heimat ist in dem Haus meiner Großmutter auf dem Dorf ab vom Schuss, aber nicht all zu weit von Manila der Landeshauptstadt entfernt. Es war immer heiß, laut, umtriebig. Der Späti ähnliche Schuppen meiner Großmutter neben dran sorgt immer zu für Passanten auf dem Heimweg.
Von den vielen Verwandten waren die meisten von hier in Laufähe anstatt von Deutschland den halben Erdball entfernt. Und dennoch war ich nie fremd für meine Familie. Im Gegenteil jeder kannte mindestens eine mir peinliche Kindergeschichte. Und die Wärme war immer da. Und doch hat es immer 3 von 6 Wochen Besuch gedauert bis ich mich zuhause fühlte.

Hingegen war das Haus meiner Großeltern in D. mir durch und durch vertraut. Es hat nie eine Aufwärmphase gebraucht. Ich wusste genau wo, alles steht. Ich fühlte, dass ich hier jederzeit Willkommen war. Ich wurde immer betüdelt. Meine Großeltern, vor vielen vielen Jahren selbst Gastwirte, genossen es jemanden zu versorgen. Es hat viele Diskussionen und Jahre gedauert bis ich beim Spülen helfen durfte. Es hat Einzelbesuche gekostet meinen Großeltern das Fremdlen auszutreiben. Aber mir ist es geglückt. Sie haben sich endlich in meiner Gegenwart entspannt. Sie wussten ich komme so oder so wieder. Auch ohne Bären oder Smiley Lyoner, ohne Fruchtzwerge und ohne Pudding. Letzteren gab es dennoch bei jedem Besuch. "Nur für alle Fälle..." sagte Oma gern dazu. Mein Vater liebte seinen Schwarz-Rot-Goldenen (Schokolade-Beere-Vanille) Pudding/Götterspeise Dessert.

Heimat war nicht mal zwingend das vertraute Haus, den bekannten Dekor und Betten, ganz die Handschrift meiner Oma. Der Vertrauten Leder Couch Sessel Ecke in der wir jeden Abend manchmal mit Obst oder einem Schnaps saßen und uns Geschichten bis spät in den Abend erzählten. Wir haben den Fernseher nie dabei vermisst. Der traumhafte Garten in dem wir als Kinder rumgetollt sind mit dem Teich, den mein Vater an einem Nachmittag mit einem Freund in jugendlichem Ehrgeiz zwei Meter tief ausgebudelt hatte, noch immer mit den Goldfischen darin.

All das waren die Äußerlichkeiten. Sicher diese Gegend ist ein Wohnparadies für den Lebensabend, aber das war nicht der Grund für mein Heimatgefühl.

Es war die Hausmannskost meiner Oma, Kartoffelsuppe, Hase, Braten, ach was immer das Herz begehrte. Sie konnte so ziemlich jede gute Deutschen Klassiker kochen und mein Opa hat die beste Schokotorte serviert oder worauf er dies mal Muße hatte. Die beiden waren eine gut geölte Maschine, das erfahrenste Team, die dicksten Freunde. Meine Vorbilder.

Nach dem nun beide verstorben sind, ist da zwar noch die alte Küche mit den Rezeptbüchern, das Geschirr, aber ohne die Erfahrung, ohne die geübten Hände und ihre Handgriffe. Das Wohnzimmer ist dasselbe, aber die Geschichten sind nicht mehr zu hören, die Stimmen sind verstummt. Die Werkzeuge und das größte eigene Meisterwerk, das eigene Haus 1960 nach vielen harten Jahren Nachkriegszeit mit eigenen Händen erbaut, steht nun hier ohne Seele, ohne meine Heimat. Meine Heimat an diesem Ort ist verschwunden. Eure Präsenz ist nur noch am Grab auf dem Friedhof ums Eck zu spüren.

Und dann war da natürlich noch die alte Wohnung meiner Mutter. Die letzte Wohnung in der noch alle drei Kinder wohnten. Das war auch lange Heimat. Der Geruch des Sonntag Essens war immer bereits auf der Straße wahrzunehmen. Ich erinnere mich an meine letzten heimlichen Heimkomm Momente, wenn ich meinen Zapfenstreich überschritten hatte... Alles muss ein Mal enden.

Mit meinen Großeltern ist eine wichtige Heimat verschwunden.
Ihr fehlt. Alle beide.
Eure Stimmen. Eure Werte. Euer Zuspruch. Eure Orientierung. Eure Anerkennung. Eure Liebe.

Ich bin so dankbar, dass mein Lebenspartner euch beide noch kennenlernen durfte. So wie ihr eigentlich immer wart: die leitende Vernunft und die lebendig gewordene Geborgenheit in zwei Menschenseelen. Euer Andenken halte ich fest.

9./26.5.21

Bild: © Privat
(C) privat

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Montag, 14. Juni 2021
Wähle deine Schlachten weise...
Wähle deine Schlachten mit Bedacht aus. Schließlich wird das Leben nicht daran gemessen, wie oft Sie aufgestanden sind, um zu kämpfen. Es sind keine gewonnenen Schlachten, die dich glücklich machen, aber es ist, wie oft du dich abgewandt hast und dich entschieden hast, in eine bessere Richtung zu schauen. Das Leben ist zu kurz, um es für Kriege auszugeben. Kämpfe nur gegen die wichtigsten, die aller aller wichtigsten, lass den Rest los.

C. JoyBell C. (Übersetzung)

Bild: pica58 / pixabay.com
https://pixabay.com/de/photos/see-abendstimmung-wolken-nach-sturm-743422/

Choose your battles wisely. After all, life isn't measured by how many times you stood up to fight. It's not winning battles that makes you happy, but it's how many times you turned away and chose to look into a better direction. Life is too short to spend it on warring. Fight only the most, most, most important ones, let the rest go.

C. JoyBell C. (Original)

28.04.21

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Freitag, 11. Juni 2021
Was? Suizidversuch - Wer? Gastronomen - Warum? Corona
Es kam wie es kommen musste. Die Eltern der Kollegin meines Lebensgefährten haben ihre Gaststätte verloren durch die unzähligen Corona Restriktionen und all ihr Erspartes gleich mit dazu.

Die beiden haben ihren Lebensinhalt verloren und wollten sich gemeinsam mit Schlaftabletten das Leben nehmen. Die Tochter arbeitete mit meinem Lebensgefährten. Ihr Job war nun ebenfalls in Gefahr... Obendrein ist sie auch noch Schwanger und aus dem Betrieb hat mein Lebensgefährte als erstes davon erfahren. Ich habe mir sofort nachdem ich davon erfahren habe, Gedanken gemacht wie man helfen könnte. Vielleicht ein gemeinsames Essen mit Gespräch...

Mir kamen folgende Gedanken als erstes in den Sinn:

Ich kann Ihnen nur empfehlen lassen sie alle die Schuld und die Vorwürfe los. Jeder der diesem Weg begeht oder nahe steht oder betroffen ist von jemand der diesen Weg geht / gegangen ist, kämpft mit Schuldgefühlen. Sprechen Sie alle diese Schuldgefühle laut gegenüber einander aus und lassen Sie diese danach für immer los. Mit Hilfe Dritter oder ohne ist jedem selbst überlassen.

Egal wie oft das Thema wieder aufkocht, Schuld und Schuldzuweisungen sind nicht die Antwort auf einen Suizidversuch. Liebe ist die Antwort. Verlust ist die ganz reale Gefahr. Punkt.

Depression ist eine Krankheit, keine Befindlichkeit oder Laune. Nehmen Sie die Symptome ernst. Die Psyche eines Menschen kann genauso krank werden wie der Körper eines Menschen. Und eine Heilung braucht immer seine Zeit, egal bei welcher Erkrankung.

Und ganz wichtig: Sie haben die Chance ihr Enkelkind kennen und lieben zu lernen. Mein Vater hat uns diese Chance genommen. Ihre neue Chance dazu ist ein unglaubliches Geschenk. Vergessen Sie das nie.

Es kam nie zu diesem Gespräch. Die Familie ist durch diese Tragödie enger zusammen gerückt. Ich hoffe, dass sie ihren Weg finden.

08.04.21 / 19.05.21

Bild: Ben White / unsplash.com
https://unsplash.com/photos/e92L8PwcHD4

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