Freitag, 11. Juni 2021
Was? Suizidversuch - Wer? Gastronomen - Warum? Corona
Es kam wie es kommen musste. Die Eltern der Kollegin meines Lebensgefährten haben ihre Gaststätte verloren durch die unzähligen Corona Restriktionen und all ihr Erspartes gleich mit dazu.

Die beiden haben ihren Lebensinhalt verloren und wollten sich gemeinsam mit Schlaftabletten das Leben nehmen. Die Tochter arbeitete mit meinem Lebensgefährten. Ihr Job war nun ebenfalls in Gefahr... Obendrein ist sie auch noch Schwanger und aus dem Betrieb hat mein Lebensgefährte als erstes davon erfahren. Ich habe mir sofort nachdem ich davon erfahren habe, Gedanken gemacht wie man helfen könnte. Vielleicht ein gemeinsames Essen mit Gespräch...

Mir kamen folgende Gedanken als erstes in den Sinn:

Ich kann Ihnen nur empfehlen lassen sie alle die Schuld und die Vorwürfe los. Jeder der diesem Weg begeht oder nahe steht oder betroffen ist von jemand der diesen Weg geht / gegangen ist, kämpft mit Schuldgefühlen. Sprechen Sie alle diese Schuldgefühle laut gegenüber einander aus und lassen Sie diese danach für immer los. Mit Hilfe Dritter oder ohne ist jedem selbst überlassen.

Egal wie oft das Thema wieder aufkocht, Schuld und Schuldzuweisungen sind nicht die Antwort auf einen Suizidversuch. Liebe ist die Antwort. Verlust ist die ganz reale Gefahr. Punkt.

Depression ist eine Krankheit, keine Befindlichkeit oder Laune. Nehmen Sie die Symptome ernst. Die Psyche eines Menschen kann genauso krank werden wie der Körper eines Menschen. Und eine Heilung braucht immer seine Zeit, egal bei welcher Erkrankung.

Und ganz wichtig: Sie haben die Chance ihr Enkelkind kennen und lieben zu lernen. Mein Vater hat uns diese Chance genommen. Ihre neue Chance dazu ist ein unglaubliches Geschenk. Vergessen Sie das nie.

Es kam nie zu diesem Gespräch. Die Familie ist durch diese Tragödie enger zusammen gerückt. Ich hoffe, dass sie ihren Weg finden.

08.04.21 / 19.05.21

Bild: Ben White / unsplash.com
https://unsplash.com/photos/e92L8PwcHD4

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