Donnerstag, 7. Oktober 2021
Erinnerung: Euer Zuhause
Eine September Woche habe ich nun hier allein in D. im Haus meiner verstorbenen Großeltern verbracht um aktiv Loszulassen und meinem Herzen Raum für einen Abschied zu schaffen. Das Haus liegt am Ortsrand und damit sehr nah am Wald sowie am W. Tal.

Mein Vater wuchs in diesem Haus auf; erbaut wurde es mit den Händen meines Großvaters; bezogen mit nur zwei fertigen Räumen; und direkt abbezahlt komplett ohne Kredit; fertiggestellt in 1960; als eine der ersten Familien der Straße bezogen; und bis zum Schluss gehegt und gepflegt, allen voran den riesigen zugehörigen Garten.

Meine Kindheit ist gespickt mit Erinnerungen von Feiertagen und Sommerferien im Grünen, im gemütlichsten Zuhause, mit so viel Liebe zum Detail. In diesem Haus habe ich so viel gebastelt wie ich nur konnte; habe Pudding kochen gelernt; meine ersten Versuche auf dem Fahrrad unternommen; habe die ersten Backversuche als Helferken unternommen; habe meiner Großmutter Pancit (Philippinische gebratene Glasnudeln) kochen beigebracht; und habe die wohl besten Stunden auf der Couch mit meinen zwei liebsten Geschichtenerzählern in Bestform erlebt.

Es ist nur ein Haus und doch war es lange unsere (Bonus-)Heimat. Meine Großeltern fehlen hier.
Jetzt ist es eher eine Hülle voller Erinnerungen ohne Seele. Alles muss ein Ende haben... Leider.

14.9.21

Bild: Heimat © Privat
© Privat

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Donnerstag, 30. September 2021
Eure Note liegt noch in der Luft...
Jeder Weg ist anders...
Eine Woche me, myself and I...
Eine Woche bin ich alleine mit meinen Gefühlen und Gedanken im Haus meiner verstorbenen Großeltern. Die selbstgewählte (oder so ergebene Abgeschiedenheit) wird lediglich unterbrochen von liebevollen Telefonaten mit meinem Lebensgefährten und kurzen freundlichen Gesprächen mit den unmittelbaren Nachbarn.

Ich bin gerne allein, wenn ich etwas zu tun habe z. B. ein Handwerksprojekt, ein neues Buch, ein neues Rezept... Aber ich bin nicht hier um mich zu beschäftigen. Ich bin hier um besser akzeptieren zu lernen, dass sich innerhalb von 5 Jahren, 3 Todesfälle, ganze Berge von Trümmern in meinem Leben hinterlassen haben. Ich bin hergekommen um bewusst loszulassen. Es genügt nicht, dass Dinge geschehen sind, ich muss sie nachfühlen können, ich muss sie begreifen können. Dafür ist nur zu viel in zu kurzer Zeit geschehen.

Also versuche ich, mich an euch zu erinnern. Ich versuch eure Seele in diesem Haus zu spüren. Eure Note liegt noch in der Luft. Und ich sauge sie mit großem Atemzügen in mich hinein. Nur um sie loszulassen, sie wieder auszuatmen.

Es ist schmerzlich, aber es richtig so. Trost spendet was geblieben ist: die integeren Verbindungen zu den Menschen hier vor Ort, Erinnerungen und Geschichten über die besten zwei Gastgeber und Geschichtenerzähler. Es tut gut zu wissen, dass auch andere sich an euch erinnern. Es tut mir sehr gut.

6./7.9.21

Bild: Bester Platz für Geschichten © Privat
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Freitag, 24. September 2021
Allein im Haus der Verstorbenen
Da geht man allein ins Haus der verstorbenen Großeltern, dem Haus in dem der eigene Vater aufwuchs, um sich zu verabschieden, um den ganzen Scheiß zu verarbeiten...
Und was passiert? Man verfällt in alte Bewältigungsmechanismen. Man kann nicht aus seiner Haut, man ist ja immer noch derselbe Charakter nur woanders.

Egal wie weit man fährt, egal wie sehr man sich "sinnvoll" beschäftigt, egal womit man sich ablenkt, die Gefühle schlummern unter der Oberfläche. Früher oder später bricht die Trauerwelle, spätestens wenn die Stille einkehrt. Ob's gefällt oder nicht.

Großvater ist nun über 8 Monate tot und ich fühle mich als wäre es erst gestern passiert. Mein letztes persönliches wichtiges Vorbild loszulassen, erstickt mich. Ich kann es einfach nicht. Ich kann es einfach noch nicht. Ich kann nicht.

4.9.21

Bild: In Großvaters Garten © Privat
(C) Privat

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