Donnerstag, 21. Oktober 2021
Zerbrechen
Meine Familie zerbrach mit dem Tod meines Vaters. Er hat im Alleingang die Fassade unserer funktionalen Patchwork-Familie aufrecht erhalten. Er hat all die Arbeit reingesteckt, er gab all seine Finanzen auf und her für uns alle. Er hinterließ eine riesen Lücke, die keiner zu füllen vermag noch will.
Mein Unwille unser aller Situationen eskalieren zu lassen, zwang mich eine großes Stück dieser verfickten Lücke zu schließen.

Auch nur einen Teil seiner Lasten zu Schultern, nimmt mir jegliche Lebenskraft. Ich weiß nicht wie er solange überlebt hat. Ich weiß es wirklich nicht. Aber was ich endlich begreife ist, dass er keine Energie mehr hatte sich um sich selbst zu kümmern, sich einem Hobby zu widmen, geschweige denn Zeit für eine (besondere) Freundin zu finden. Es war einfach nichts mehr von ihm übrig.

Letzteres erklärt mir sehr deutlich, warum ich jetzt so schwer um meine Beziehung mit meinem Lebenspartner kämpfen muss. Diese Misere aufzuräumen, alle Familienmitglieder zum Erwachsen werden zu zwingen, hat mich mit keiner Energie zurück gelassen um meinem Mann gerecht zu werden. Ich bin die gaaaaanze Zeit wehleidig, traurig, wütend, und frustriert.

Ich bin so angespannt, dass ich keinen Abend verbringen kann ohne darüber zu reden. Ich habe das Gefühl wir führen uns wie Zimmergenossen auf anstelle von Lebenspartnern. Etwas hat sich verschoben und es ist meine Schuld. Ich habe mir zu viel aufgeladen und kann weder damit umgehen noch werde ich angemessene Wert geschätzt von meiner Familie angesichts meines Einsatzes. Es ist kein Respekt und keine Liebe mehr für die Familie da, wenn überhaupt ist es eine Liebe wie eine Art schlechte Angewohnheit. Etwas was du behältst für das was es war, nicht für das was es ist.

Ich habe mich nie ungesünder und gar toxisch verhalten als hier und jetzt.

Ich bin an einem neuen Tief angekommen. Ich schäme mich vor mir selbst und meiner (so genannten) Familie.

24.9.21 / 28.10. 21

Bild: Hans | pixabay.com
https://pixabay.com/de/photos/abriss-bauschutt-abbruch-baustelle-167737/

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Donnerstag, 7. Oktober 2021
Erinnerung: Euer Zuhause
Eine September Woche habe ich nun hier allein in D. im Haus meiner verstorbenen Großeltern verbracht um aktiv Loszulassen und meinem Herzen Raum für einen Abschied zu schaffen. Das Haus liegt am Ortsrand und damit sehr nah am Wald sowie am W. Tal.

Mein Vater wuchs in diesem Haus auf; erbaut wurde es mit den Händen meines Großvaters; bezogen mit nur zwei fertigen Räumen; und direkt abbezahlt komplett ohne Kredit; fertiggestellt in 1960; als eine der ersten Familien der Straße bezogen; und bis zum Schluss gehegt und gepflegt, allen voran den riesigen zugehörigen Garten.

Meine Kindheit ist gespickt mit Erinnerungen von Feiertagen und Sommerferien im Grünen, im gemütlichsten Zuhause, mit so viel Liebe zum Detail. In diesem Haus habe ich so viel gebastelt wie ich nur konnte; habe Pudding kochen gelernt; meine ersten Versuche auf dem Fahrrad unternommen; habe die ersten Backversuche als Helferken unternommen; habe meiner Großmutter Pancit (Philippinische gebratene Glasnudeln) kochen beigebracht; und habe die wohl besten Stunden auf der Couch mit meinen zwei liebsten Geschichtenerzählern in Bestform erlebt.

Es ist nur ein Haus und doch war es lange unsere (Bonus-)Heimat. Meine Großeltern fehlen hier.
Jetzt ist es eher eine Hülle voller Erinnerungen ohne Seele. Alles muss ein Ende haben... Leider.

14.9.21

Bild: Heimat © Privat
© Privat

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Donnerstag, 30. September 2021
Eure Note liegt noch in der Luft...
Jeder Weg ist anders...
Eine Woche me, myself and I...
Eine Woche bin ich alleine mit meinen Gefühlen und Gedanken im Haus meiner verstorbenen Großeltern. Die selbstgewählte (oder so ergebene Abgeschiedenheit) wird lediglich unterbrochen von liebevollen Telefonaten mit meinem Lebensgefährten und kurzen freundlichen Gesprächen mit den unmittelbaren Nachbarn.

Ich bin gerne allein, wenn ich etwas zu tun habe z. B. ein Handwerksprojekt, ein neues Buch, ein neues Rezept... Aber ich bin nicht hier um mich zu beschäftigen. Ich bin hier um besser akzeptieren zu lernen, dass sich innerhalb von 5 Jahren, 3 Todesfälle, ganze Berge von Trümmern in meinem Leben hinterlassen haben. Ich bin hergekommen um bewusst loszulassen. Es genügt nicht, dass Dinge geschehen sind, ich muss sie nachfühlen können, ich muss sie begreifen können. Dafür ist nur zu viel in zu kurzer Zeit geschehen.

Also versuche ich, mich an euch zu erinnern. Ich versuch eure Seele in diesem Haus zu spüren. Eure Note liegt noch in der Luft. Und ich sauge sie mit großem Atemzügen in mich hinein. Nur um sie loszulassen, sie wieder auszuatmen.

Es ist schmerzlich, aber es richtig so. Trost spendet was geblieben ist: die integeren Verbindungen zu den Menschen hier vor Ort, Erinnerungen und Geschichten über die besten zwei Gastgeber und Geschichtenerzähler. Es tut gut zu wissen, dass auch andere sich an euch erinnern. Es tut mir sehr gut.

6./7.9.21

Bild: Bester Platz für Geschichten © Privat
© Privat

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