Donnerstag, 29. Oktober 2020
Jim Carrey erklärt Depressionen
aus: Callie Rushton, Jim Carrey erklärt Depression auf die beste Art, die ich je gehört habe, 1.12.2017 © 2020 "Elephant Journal" | Waylon H. Lewis Enterprises, Übersetzung: Anna Mestisa.

Jim Carrey spricht über seinen Kampf mit Depressionen. Er erklärt wie schwer das Leiden unter der Depression sein kann und wie die Heilung von der Depression mit der Trennung vom Ego verbunden ist.

Wenn man an einen großartigen buddhistischen Lehrmeister denkt, ist Jim Carrey nicht der erste, der einem einfällt. Aber erstaunlich. Der jetzt stark bärtige Schauspieler, der vor kurzem einen ordentlichen Wirbel provozierte als er einen Reporter super Unannehmlichkeiten auf dem Roten Teppich bereitete, hat einige sehr grundlegende Dinge zu sagen über diese komplizierte, spaßige, schwierige und wunderschöne Sache, die wir die menschliche Erfahrung nennen:

Carrey teilt die erschreckende Erkenntnis, zu der er nach Jahren voll Ruhm kam: Es ist völlig sinnlos unser ganzes Leben damit zu verbringen, dieses zu einer bestimmten Identität unserer selbst zu kreieren und zu pflegen.

Das ist alles Ego: sich danach sehnen jemand wichtiges zu sein, jemand zu sein, zu bedeuten. In der Realität bringt uns diese Gier nach einer einzigen Identität nur Schmerz und Leiden aus drei wesentlichen Gründen. Erstens leitet es eine Trennung zwischen uns und allen anderen Geschöpfen ein, die unsere angeborene vernetzte Natur entehrt. Zweitens, es täuscht uns zu glauben, dass Dinge sich nicht verändern sollen, dass wir uns nicht verändern sollen. Drittens, es führt uns weg vom Ruhen in unserer eigenen grundlegenden Güte, weil es uns fühlen lässt als ob, wie wir jetzt sind, nicht genug sind.

Das Gegenmittel zu diesem Leiden ist diese Begierde „jemand“ zu sein loslassen. Carrey stellt es sehr schön klar: „Dieses Gefühl von Ganzheit ist ein ganz anderes Gefühl als Ich-Sein.“ Um sich vollständig zu fühlen, müssen wir von der Aufrechterhaltung einer Darstellung des ‘Ichs‘ loslassen.

Aus seiner eigenen Erfahrung zeichnet Carrey nach und verbindet diese Wahrheit zur Verfassung einer Depression: „Die Leute sprechen die ganze Zeit über Depressionen. Der Unterscheid zwischen einer Depression und Trauer ist, dass Trauer bloß Zufall ist – was auch immer dir geschehen oder dir nicht geschehen ist, oder Trauer oder was auch immer es ist. Bei einer Depression sagt dir dein Körper: ‚Fick Dich! Ich will diesen Charakter nicht mehr spielen. Ich will nicht mehr dieser Avatar sein, den du in dieser Welt erschaffen hast. Es ist mir zu viel.‘

Du solltest beim Wort Depressionen an ‚deep rest‘ (= Tiefe Ruhe) denken. Dein Körper braucht die Depression. Er braucht die tiefe ‚deep rest‘ (= Erholung) von diesem Charakter, den du versuchst hast zu spielen.“


Das ist vielleicht die beste Einschätzung von Depressionen, die ich je gehört habe.

Schenken wir uns selbst (sowieso, was ist „selbst“?) eine Pause und lassen wir los von den was auch immer Identitäten, an denen wir so schwer gearbeitet haben sie zu erschaffen.

Lasst uns anstelle dessen mit offenen Herzen und mit einem Sinn für Humor über uns selbst und über unsere Welt leben – da laut Jim Carreys Worten – nichts davon überhaupt etwas bedeutet.

Und das ist ein beruhigender Gedanken.

„In meinem Leben gibt es keinerlei Depressionen. Absolut keine. Ich erlebe Traurigkeit und Freude und Euphorie und Befriedigung und unfassbare Dankbarkeit, aber all das ist nur Wetter und es dreht sich einfach um den Planeten. Es beschäftigt mich nicht lange genug um mich umzubringen. Es sind nur Ideen.“



„Ich denke, dass jeder reich und berühmt werden und alles bekommen sollte, was er sich erträumt, um zu erkennen, dass das nicht die Antwort ist.“ – Jim Carrey

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Montag, 27. Juli 2020
Stille Wasser sind tief
Robin Williams (Schauspieler) hat meine Kindheit und Jugend mit seinen Filmen geprägt: Aladdin 1992 (I 💓 🧞Genie!), Hook 1991, Mrs. Doubtfire 1993, Der Club der Toten Dichter 1989, Good Will Hunting 1997, Patch Addams 1998. Diese Filme waren immer von Humor, Wärme, Fantasie und Hoffnung erfüllt.
Entweder das oder er hat das ganz krasse Gegenstück verkörpert, d.h. Verzweifelung, Wut, Neid, Haß z.B. in Hinter dem Horizont 1998, One Hour Photo 2002, The Angriest Man in Brooklyn 2014. Mir war vor seinem Tod nicht bewusst wie extrem gegenteilig diese Rollen doch sind.

Als ich erfuhr, dass er sich das Leben genommen hat, war ich überrascht, schockiert, traurig, gar entäuscht, nahezu verletzt. Er war der (u.a. Oscar) ausgzeichnete Weltstar. Und er war der liebevolle Geschichtenerzähler mit diesen vertrauensvollen Augen. Dennoch strahlte er trotz der abgedrehten Charaktere, die er darstellte, selbst Bescheidenheit und Ruhe aus. Wie konnte er DAS nur tun? Wie konnte er es wagen einen Trauerschleier über meine liebsten Filmcharaktere zu werfen? Wie konnte ich nichts von seinem Schmerz wahrnehmen?

Diese Ruhe, die er ausstrahlte, erinnert mich an meinen Vater. Damals, aus den Augen eines Kindes, war ich überzeugt die Ruhe komme von der gelebten Erfahrung und der gesammelten Fähigkeiten. Heute vermute ich hinter dieser Ruhe keine Ruhe, sondern eine persönliche sehr dunkle Tiefe. Als ob beide mit allem was sie in ihrem Leben taten, nur versuchten der eigenen Dunkelheit zu entkommen. Mit jedem Leuchten des eigenen Talents lenkten sie von ihrer eigenen Leere und Unerfülltheit ab. Man sollte nicht alles glauben was man meint zu sehen. Man sollte alles mit gesunder Skepsis sehen, egal wie schön die Fantasie sich anfühlt.

Stille Wasser sind Tief.
Stille Wasser sind oft genug voller Dunkelheit und Schwere, trotz oder gerade wegen ihrer Erscheinung.

23.7.2020

Bild: Unsplash.com | Thomas Vimare
https://unsplash.com/photos/IZ01rjX0XQA

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Freitag, 5. Juni 2020
SEVEN - City of Gold


Stadt aus Gold

Ich frage mich wie es dir ergangen ist, wo du bist
Und bist es wirklich du,
den ich rund herum fühlen kann seit diesem Tag
Oder nur die Hoffnung, Hoffnung dich wiederzusehen
Ich wünsche mir so sehr, dass du Frieden gefunden hast
Seit dem lebe ich mein Leben für zwei
Eins für mich, eins für dich meinen Freund
Ich würde alles geben meinen Sohn
in deinen Armen zu sehen

In der Stadt aus Gold
Wo niemand alt wird
In der Stadt aus Gold
Wo niemand alt wird
Es ist der Ort sagte man mir
Der Engel im Himmel
Sie fliegen nicht hoch
Sie sind alle ganz nah

Der Tag an dem du gingst
war der schlimmste in meinem Leben
Wie konntest du das tun
und wie konnte ich nicht sehen
Dass mein bester Freund das Schicksal bekämpft
Es tut mir so leid
Ich bete dich dort zu sehen

In der Stadt aus Gold
Wo niemand alt wird
In der Stadt aus Gold
Wo niemand alt wird
Es ist der Ort sagte man mir
Der Engel im Himmel
Sie fliegen nicht hoch
Sie sind alle ganz nah

Oh I werde dich wiedersehen

In der Stadt aus Gold
Wo niemand alt wird
In der Stadt aus Gold
Wo niemand alt wird
Es ist der Ort sagte man mir
Der Engel im Himmel
Sie fliegen nicht hoch
Sie sind alle ganz nah

aus: Seven "City of Gold, aus: "The Art is King", 2012
(C) sevenmusic records / Columbia Records / Sony Music
Übersetzung: Anna Mestisa

City of Gold Lyrics (Original)

Seven über das Lied:
"Sevens emotionale Beichte im deutschen TV"
Artikel der Schweizer Illustrierten

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Samstag, 30. Mai 2020
Suizide in Krimis
Seltsam, eine meiner liebsten Beschäftigungen in freiwilligen Quarantäne Zeiten um bei Verstand zu bleiben ist Krimi Serien ansehen.

Ich habe mich schon immer gewundert wie viel Platz in Büchereien Krimis verhältnismäßig zu allen anderen Roman Arten einnehmen. Meiner groben Einschätzung nach sind es ca. 3-mal so viele Romane. Egal in welcher Region, in welcher Bücherei, die längsten Regale sind immer die mit den mordlustigen Geschichten.

In einer Gesellschaft, die nicht mehr ihrer Natur nachkommt und ihren eigenen Proteinbedarf deckt, ohne sich mit dem tatsächlichen erlegten Tier auseinander zu setzen, ist der Blutdurst nach wie vor ungebrochen. Vielleicht ist es eine Form von Ersatz, den unser Instinkt einfordert. Außerdem je weniger wir unsere Finger schmutzig machen, je mehr trainieren wir in der Regel unser Gehirn. Daher bin ich nicht überrascht, dass wir, Menschen, noch immer eine gewisse Mordlust in unserem Wesen inne haben.

Mich überrascht nur, wie schnell ich nach einem Todesfall in der eigenen Familie, wieder in der Lage war Mordserien zu sehen und zu genießen. Anfangs habe ich mich mit dem Gedanken beruhigt, dass es etwas mit Spannung und Aufmerksamkeit zu tun hat. Wer sich konzentriert auf eine fiktive Geschichte stürzt, kann sich nicht mit sich selbst gedanklich beschäftigen. Gott sei dank.

Aber es hat sich grundsätzlich etwas an meinem Konsum von Krimigeschichten verändert. Mir ist früher nie aufgefallen wie oft Mörder versuchen, Morde wie Suizide aussehen zu lassen. Rein sachlich ist es logisch, warum nicht die Fährte auf das Opfer selbst legen. Jedenfalls höre ich viel bewusster zu als früher, wenn die Ermittler Ausschlussgründe suchen für einen Suizid. Beispiele sind häufig zukunftsorientierte Pläne: sei es die Buchung einer Reise; die finanzielle Investition ins eigene Geschäft; das Mitnehmen der Essensreste aus dem Restaurantbesuch für den Folgetag. Oft sind es Aussagen des näheren Umfelds: „Er liebte sein Leben.“; „So etwas würde sie niemals tun.“; „ Er war doch noch ein Kind.“.
Und dann ist da immer wieder dieses Gegenargument, dass bei mir inzwischen nur noch Kopf schütteln auslöst: „Es gab doch kein Motiv für einen Suizid.“.

Ich persönlich bin am meisten fasziniert von Einblicken in das Wesen und das Gedankengut eines Mörders. Bis heute bin ich überzeugt davon, dass die Mehrheit aller Menschen nicht auf die Welt kommen um Böses zu tun, sondern mit Boshaftigkeiten auf Traumas und Tragödien reagieren wie eine Art Rachetherapie. Daher verstehe ich das Bedürfnis die Motive eines Killers verstehen zu wollen. Vielleicht wollen wir nur die Mordlust in uns selbst ausschließen oder für unter Kontrolle erklären, indem wir Mörder verstehen versuchen.

Jedenfalls kann ich mit der Behauptung ein Suizid muss einen Grund haben, schlichtweg nichts mehr anfangen als diese im besten Fall zu belächeln. Es gibt so viele sinnlose Suizide ebenso wie sinnlose Morde.

23.05.20

Bild: Alexas_Fotos | pixabay.com
https://pixabay.com/de/photos/polizei-tatort-mord-spurensicherung-3284258/

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Dienstag, 12. Mai 2020
Glück trotz Suizid
von Talinda Bennington
(Wittwe von Chester Bennington, Frontsänger der Band Linkin Park, verstorben durch Suizid)

"[...] An alle Suizid Hinterbliebene, du KANNST wieder glücklich sein. Du KANNST Platz in deinem Herzen haben für Trauer, Freude, Glück, Traurigkeit und Liebe. Danke an euch ALLE für eure kontinuierliche Liebe und Unterstützung."

"Dein Herz weitet sich mit Liebe. Es schrumpft nicht oder schiebt jene raus, die bereits Wurzeln geschlagen haben. Ich werde meinen Ehemann, Chester, für immer lieben. Und ich werde ihn weiterhin ehren in dem ich MEIN Leben lebe. Ein Leben voll Liebe und Glück."

gefunden am 9.5.2020
Übersetzung: Anna Mestisa
Quelle: talinda320, 7.9.19, Instagram

Bild: Earth Porn 4.3.20
Earth Porn 4.3.20 Facebook
"Egal was im Leben passiert, du kannst immer von Vorne beginnen."

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Freitag, 1. Mai 2020
Suizid: Mein Bruder, der sein Leben nicht mehr wollte
von Gregor Knuth

"Gleich mit der ganzen Wahrheit zu antworten ist für die meisten Menschen schwer zu ertragen. Den richtigen Umgang mit jemandem, der mit dem Selbstmord eines Angehörigen klarkommen muss, gibt es wahrscheinlich gar nicht. Was soll man auch sagen? Es ist einfach alles viel zu schwer bei diesem Thema. [...] Ich male mir oft aus, wie wir zwei heute miteinander wären. [...]

„Hallo, hier ist Papa. Sitzt du?“ Komische Art, ein Telefonat zu beginnen, denke ich noch. [...]
Wie ich mir ein paar Tage später Hemd und Pullover von Hugo Boss in Schwarz kaufe. „Das macht superschlank“, sagt die Verkäuferin zu mir. „Mein Bruder hat sich erschossen“, antworte ich. Sie drückt mich an sich, ich weine auf ihre Polyesterbluse. Am Ende schenkt sie mir eine Rabattkarte, und ich schäme mich.
Entsetzlich, als ich Thomas’ Handy abhöre und auf die letzte Sprachnachricht meiner Mutter stoße. Sie fragt besorgt, ob er sich bitte kurz melden könne, da er seit Tagen nicht auf ihren Anruf geantwortet habe. Da war es schon zu spät. [...] Oder als mir die Nachbarn auf die Schultern klopfen und sagen, dass ich jetzt für die Familie stark sein muss, schließlich haben sie gerade ein Kind zu Grabe getragen. „Fick dich!“, brülle ich am Tag nach der Beerdigung über den Friedhof, so oft, bis Tränen meine Stimme ersticken. Ich fühlte mich wirklich wie der einsamste Mensch. Vielleicht war Thomas wirklich wie ein Alien, der mit dem Leben hier unten nicht klarkam? Ich wusste im Grunde genommen nichts über ihn. [...]

Ich habe damals lernen müssen, dass Trauer viele Facetten hat. Wie aus einer schrecklichen Wundertüte kamen täglich neue, teils absurde Gefühle in mir hoch – in den unpassendsten Situationen musste ich Tränen lachen, dann hemmungslos schluchzen. Mal fühlte ich Hass, Wut, dann Einsamkeit, Selbstmitleid. Große Angst, dass meinen Eltern etwas zustößt oder dass mir, ihrem letzten Kind, etwas zustoßen könnte. Dazu ein starkes Schamgefühl, Teil einer Familie zu sein, in der „so was“ passiert. [...]
Erst nach und nach lernte ich, von mir aus zu sagen, was ich mir wann von wem an Zuwendung und Hilfe wünschte. [...]
"Mir fällt auf, dass Sie kein schlechtes Gewissen haben“, sagt mein Psychologe irgendwann im Laufe einer sehr intensiven, strapaziösen Therapie. „Sich Vorwürfe zu machen ist eine verständliche Reaktion Angehöriger.“ Er attestiert mir eine außerordentliche Resilienz, auch wenn ich die vielleicht gerade nicht spüren könne. „Sie wird ihnen helfen, mit dieser Tragödie klarzukommen.“ Ich muss danach erst mal googeln, was Resilienz genau heißt. Psychische Widerstandskraft. [...]

Es wäre schön, wenn ich jetzt schreiben könnte, dass ich seit damals mein Leben intensiver lebe oder einfach bewusster. [...] Das ist aber ganz und gar nicht so. [...]
Was ich aber gelernt habe: Man kann im Leben wirklich einiges aushalten und sogar daran wachsen. Auch eine Familie kann das, selbst wenn sie sich danach völlig neu ausrichten muss. Meine Eltern sind an der Katastrophe nicht zerbrochen, weil sie sich lieben. Ich bin sehr empfindsam. Aber ich bin wieder, oder immer noch, ein eher zu Euphorie neigender, lebensfroher Mensch. Trotz oder gerade wegen des Schattens, der sich hin und wieder über meine Seele legt. Ich kann wieder Nähe zulassen und würde von mir behaupten, dass ich angemessen mit Trauernden und dem Thema Tod umgehen kann – meistens. Ich bin so was wie glücklich. Auch weil ich Thomas’ Entscheidung irgendwann akzeptieren konnte – verstehen werde ich sie nie."

aus: Gregor Knuth, Plötzlich Einzelkind: Mein Bruder, der sein Leben nicht mehr wollte, Barbara, Heft August/September 2018, G+J Medien GmbH, Hamburg

Bild: Tim Marshall | unsplash.com
https://unsplash.com/photos/oMI4Xs46ar4

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Freitag, 24. April 2020
(001) 1-800-273-8255 alias 0-800/111-0-111
von Logic ft. Alessia Cara, Khalid


SONGTEXT ÜBERSETZUNG:

Ich habe mich versteckt
Ich habe mir Die Zeit genommen
Ich fühle mich als hätte ich meinen Verstand verloren
Es fühlt sich an als ob mein Leben nicht mir gehört
(Wer kann’s nachempfinden?)
Ich habe mich versteckt
Ich habe mir Die Zeit genommen
Ich fühle mich als hätte ich meinen Verstand verloren
Es fühlt sich an als ob mein Leben nicht mir gehört

Ich will nicht am Leben sein
Ich will nicht am leben sein
Ich will heute einfach nur sterben
Ich will nur sterben
Ich will nur sterben
Lass mir dir erzählen warum


All diese andere Scheiße über die ich rede
sie denken sie wüssten es
Ich hab darum gebetet, dass mich jemand rettet
niemand ist heldenhaft
Und mein Leben zählt eh nicht
Ich weiß es, Ich weiß es
Ich weiß, dass ich tief in mir drin leide
aber ich kann es nicht zeigen
Ich hatte nie einen Ort,
den ich mein eigen nennen konnte
Ich hatte nie ein zuhause
niemand der mich auf meinem Handy anruft
Wo warst du? Wo bist du? Was beschäftigt dich?
Sie sagen, jedes Leben ist wertvoll
aber niemand interessiert sich für mich

Ich habe mich versteckt
Ich habe mir Die Zeit genommen
Ich fühle mich als hätte ich meinen Verstand verloren
Es fühlt sich an als ob mein Leben nicht mir gehört
(Wer kann’s nachempfinden?)
Ich habe mich versteckt
Ich habe mir Die Zeit genommen
Ich fühle mich als hätte ich meinen Verstand verloren
Es fühlt sich an als ob mein Leben nicht mir gehört

Ich will dass du am Leben bleibst
Ich will dass du am leben bleibst
Du musst heute nicht sterben
du musst nicht sterben
Ich will dass du am Leben bleibst
Ich will dass du am leben bleibst
Du musst nicht sterben
nun lass mir dir erzählen warum


Es ist der aller erste Atemzug
wenn dein Kopf Unterwasser getränkt wurde
Und es ist die Leichtigkeit in der Luft
wenn du da bist, Brust and Brust, mit einem Liebhaber
Es ist festhalten, obwohl der Weg lang ist
Licht in den dunkelsten Dingen sehen
Und wenn du dein Spiegelbild anstarrst
endlich begreifend wer das ist
Ich weiß, dass du Gott danken wirst, dass du tatest

Ich weiß wo du warst, wo du bist, wo du hingehst
Ich weiß, dass du der Grund bist
dass ich ans Leben glaube
Was ist ein Tag ohne ein bisschen Nacht?
Ich versuche bloß ein kleines Licht auszustrahlen
Es kann schwer sein
Es kann so schwer sein
Aber du musst genau jetzt leben
Du hast genau jetzt alles zu geben

Ich habe mich versteckt
Ich habe mir Die Zeit genommen
Ich fühle mich als hätte ich meinen Verstand verloren
Es fühlt sich an als ob mein Leben nicht mir gehört
(Wer kann’s nachempfinden?)
Ich habe mich versteckt
Ich habe mir Die Zeit genommen
Ich fühle mich als hätte ich meinen Verstand verloren
Es fühlt sich an als ob mein Leben nicht mir gehört

Ich will endlich am leben sein
Ich will endlich am leben sein
Ich will heute nicht sterben
Ich will nicht sterben
Ich will endlich am leben sein
Ich will endlich am leben sein
Ich will nicht sterben
Ich will nicht sterben


Schmerz tut nicht auf dieselbe Art weh, ich weiß
Dieser Weg, den ich bereise, fühlt sich einsam an
Aber ich bewege mich bis meine Beine aufgeben
Und ich meine Tränen im Schnee schmelzen sehe
Aber ich will nicht weinen
Ich will nicht mehr weinen
Ich will am leben sein
Ich will nicht mehr sterben
Oh, ich will nicht
Ich will nicht
Ich will sogar nicht mehr sterben

Übersetzung: Anna Mestisa

Bild: Nate Neelson | unspalsh.com
https://unsplash.com/photos/-nVrF2DL2Jo

ALTERNATIV:
"1-800-273-8255" Songtext Übersetzung

ORIGINAL LIEDTEXT:
"1-800-273-8255" von Logic ft. Alessia Cara, Khalid
(C) 2017 Def Jam Recordings, a division of UMG Recordings, Inc.

MUSIKVIDEO:
"1-800-273-8255" von Logic ft. Alessia Cara, Khalid
(C) 2017 Def Jam Recordings, a division of UMG Recordings, Inc.

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Freitag, 17. April 2020
"Der Blitz schlägt nie zweimal am selben Ort ein."
Diese Redewendung wurde längst wiederlegt, aber sie beschreibt meinen geistigen Zustand dieser Tage ganz gut. In einer historischen Zeit, in der ein Virus die Gesellschaft und Wirtschaft in der ich lebe lahm legt, ist nichts mehr sicher. Es gibt schlichtweg keine Garantien weder seitens des Arbeitgebers noch seitens der Regierung. In der dunkelsten Stunde ist jeder auf sich gestellt. Dieser Wahrheit muss ich wieder ins Auge sehen, nachdem mein Vater gerade mal 14 Monate verstorben ist.

Wenn man mit Suizidtrauer kämpft und sich durch den Schmerz zurück ins eigene Leben durcharbeitet, fühlt man sich stärker und ausdauernder denn je. Ja, man ist fast ein bisschen stolz auf sich einen Teil davon überwunden zu haben. (Auch wenn das heißt einen Teil von sich zu verlieren.) Aber bereit für neue Hürden im eigenen Leben ist man deshalb noch lange nicht. Im Gegenteil die meiste Zeit kämpft man sich durch den Schmerz mit dem Gedanken: "Es kann nicht mehr schlimmer kommen.". Das ist zum Teil wahr und zum Teil unwahr, denn nie wieder wird ein Suizid einen so unverhofft und gnadenlos umhauen. Aber man ist sich durchaus bewusst, dass keine Tragödie der Welt einen vor einer weiteren Tragödie schützt. Man hofft nur innständig und ganz tief in sich drin, dass jemand anderes den nächsten Einschlag abbekommt. Nicht zuletzt, weil die Wahrscheinlichkeit das ein Blitz exakt dieselbe Stelle unmittelbar wieder trifft sehr gering ist. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit das der 3. und 4. Blitz wieder die Stelle des 1. Blitzes trifft, relativ hoch ist.

In Zeiten wie diesen ist mein Bauchgefühl und mein Instinkt getrübt durch die Dauerbeschallung und Berieselung an Informationen aus den Medien, dem Flurfunk im Büro, dem eigenen privaten Umfeld.
Daher bleibt mir nur eins, auf das Beste hoffen und mich auf das Schlimmste (so gut es geht) vorbereiten. Wieder.

3.4.20

Bild: Luka Vovk | unsplash.com
https://unsplash.com/photos/EngLPePzg7U

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Freitag, 31. Januar 2020
Recht und Schuld
Recht ist nicht immer gleich Recht.
Schuld ist nicht immer gleich Schuld.
Nach Moral urteilt man sehr schnell und sehr persönlich.
Nach Gesetzen ist Recht eine Anwendungsfrage oder Umsetzungsfrage.

Ich spüre die moralische Schuld.
Aber ich weiß um die manchmal mangelenden Möglichkeiten Schuld zu beweisen. Genau das sorgt bei mir für Gewissensbisse. Die Schuldfrage ist immer eine moralische Frage. Gerade weil ich weiß mir geschieht nichts mangels Beweisen, fühle ich mich noch mehr im Zweifel über meine Unschuld und empfinde Schuldgefühle. Die meiste Zeit gewinnt die Vernunft die Oberhand und ich kann das Schuldgefühl ablegen, aber manchmal tauchen unvernünftige Moralvorstellungen auf. Meist werden diese ausgelöst aus Trauer oder aus Sehnsucht. Ich vermisse meinen Vater.
Ich kann niemals sicher bestätigen oder verneinen, dass ich alles getan habe um ihm beizustehen, dass ich alles getan habe um seine letzte Entscheidung zu verhindern.

Ich vermisse diese absolute Sicherheit. Vermutlich war sie auch in der Vergangenheit nie echt, aber darauf kam es nicht mal an. Die Zuversicht das Recht und Moral auf lange Sicht immer gewinnen ist für mich mit ihm gestorben.

Anders ausgedrückt:
Wenn ich den Pudding einer Kollegin im Büro aus dem Gemeinschaftskühlschrank esse, bin ich moralisch definitiv schuldig. Aber kann die Kollegin ihr Recht auf einen Ersatzpudding einfordern? Nur wenn sie beweisen kann, dass ich den Pudding gegessen habe.

Was lernen wir daraus? Schuld und Recht sind theoretisch eindeutig. Aber das Leben ist nicht immer gerecht und schon gar nicht immer fair.

Genießt euren Pudding, solange ihr könnt.

Mein Pudding wird nie wieder derselbe sein.

17./28.01.20


Foto: Delphine Hourlay | pexels.com
https://www.pexels.com/de-de/foto/ausbreitung-dessert-essen-geniesser-691168/

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Dienstag, 28. Januar 2020
Therapie???
Der erste Therapeut und die erste probatorische Sitzung waren eine Enttäuschung. Die Chemie hat nicht gestimmt, aber in meiner Verzweiflung habe ich trotzdem meine Geschichte erzählt. Was mir passiert ist, dass mich hierherführt. Was ich mir erhoffe und weshalb. All das jemandem erzählen, den man nicht kennt, fühlt sich unnatürlich an.
Obwohl von Anfang an ein unwohles Gefühl gegenüber dieser Person da war, habe ich mich dennoch geöffnet. Nun stellte sich raus, dass diese Therapieart hier nicht zu bekommen ist. Da frage ich mich, wozu habe ich nun meine Zeit hier verschwendet? Wozu habe ich meine Gefühle entwertet?
Ich habe gelernt, dass meine Gefühle nur Menschen verdienen, die meine Zeit und meine Liebe oder Freundschaft wert sind. Und nun soll ich diese Gefühle jemandem Fremdes anvertrauen? Ich will Hilfe, aber mir war nicht bewusst wie viel ich investieren muss um diese zu finden und zu bekommen.

Einen Therapeuten finden erinnert mich an die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Es erinnert mich ans daten als ich noch Single war. Eine Sache, die ich lange hinter mir habe.
Als müsste ich jemandes Interesse für mich und meine Probleme wecken. Man kann das nicht erzwingen, aber man muss rausgehen; Menschen begegnen; und sein Herz öffnen. Man muss riskieren enttäuscht zu werden; offen sein; bereit seine Zeit aufzuwenden; man muss jemandem vertrauen lernen; und vor allem muss man es wirklich aufrichtig wollen.
Und selbst wenn all das gegeben ist, kann es noch nach hinten losgehen.

Da stellt sich mir die Frage, ob in diesen mentalen Krieg ziehen es wert ist. Kann ich Heilung von einer Therapie erwarten? Glaube ich an Heilung durch Therapie? Wer sagt mir, dass diese depressiven Gefühle von Dauer sind? Wer sagt, dass ich diese Gefühle nicht durchleben soll? Wer sagt, dass ich diese Gefühle nicht allein bekämpfen bzw. verarbeiten kann? Ich verschließe mich ja nicht davor diese zu verarbeiten.

Vielleicht muss ich mich bloß selber wieder spüren? Vielleicht muss ich nur wieder regelmäßig Sachen tun, die mir Kraft geben? Vielleicht muss ich bloß das hier und jetzt wieder lieben lernen? Vielleicht muss ich bloß mir selbst verzeihen? Lernen mich selbst auch gebrochen noch zu lieben.

Einziger Trost dieser Erfahrung ist diese Bemerkung des Therapeuten: "Sie sind eine starke Person. Das erkenne ich an der Art wie Sie ihre Probleme angehen."

22./23.1.20

Bild: Daniel Mingook Kim | unsplash.com
https://unsplash.com/photos/Pd-bOA-MZQs

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