Samstag, 19. Oktober 2019
Ungewissheit: Suizid
Suizid ist für mich schmerzhaft, weil ich Dinge nur schwer akzeptieren kann, wenn ich sie nicht verstehe. Es schmerzt sogar noch schlimmer, wenn ich die Dinge nicht einschätzen kann.
Ich kenne mich in Krisen. Zwar bin ich schwer vom Thema der Krise ablenkbar, aber immer verbissen und gewillt einen simplen Plan für Lösungswege zu erstellen und diese auszuprobieren bis ich einen durchführbaren Weg finde.
Ich kenne meine Schwächen und Stärken und irgendwie kann ich damit arbeiten.
Wenn ich allerdings ein Problem ohne Ansätze einer Lösung, eines Weges oder gar ohne Richtung habe, depremiert mich ein Problem so schnell, dass mein Kampfgeist schwindet und ich letargisch werde.

Suizid ist ein Problem das Mitten im Raum, Mitten in meinem Leben steht und sich weigert meine Lösungsvorschläge anzunehmen.
Suizid ist wie den Motor eines Wagens gegen die Handbremse kämpfen zu lassen. Er weigert sich zu kooperieren.

Und so versucht man Mittel und Wege ohne erkennbare oder sichtbare Besserung. Vielleicht hat das Bauchgefühl reagiert, vielleicht bildet man sich die Reaktion schon ein, weil man wund ist.
Suizid ist kein Problem für Stunden oder Tage. Es ist eine Lebensaufgabe diesen zu verarbeiten ohne ihn je wirklich zu verstehen.
Man kann Spuren vermerken und Theorien spinnen und Ideen, Fakten, Stimmungen darin verbauen und doch will ich das Innere des Suizids gar nicht ganz verstehen. Ich denke wenn ich es verstehen würde, hätte das Leben verloren und der Tod gewonnen. Ich stelle mir ihn vor wie ein tödliches Gift, dass verarbeitet zu immer währendem Schlaf führt.

Ich will Suizid nicht verstehen. Ich muss nur mit ihm Leben können. Und wenn irgend möglich will ich dabei meine Liebe für meinen Vater am leben halten.

25.9.19

Bild: birgl / pixabay.com
https://pixabay.com/de/photos/skulptur-kunst-statue-figur-4371970/

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Dienstag, 15. Oktober 2019
Nachlass & Nähe
Der Moment in dem ich realisiere, dass seinen Nachlass zu pflegen mich ihm auf eine psychopatische Art näher bringt, ist seltsam.
Mich durch seinen formellen Mist zu kämpfen und zu quälen ist wie eine künstliche Verbindung zu ihm aufrecht zu halten oder zumindest zu seiner Geschichte zu schaffen. Ich fühle mich ihm selbst beim Ärger über seine Steuererklärung näher. Das ist so kaputt und doch so real.

Ich schreibe es wieder und wieder... Ich bin seinem Erbe, seinen Hinterlassenschaften, ihm treu. Und ganz ehrlich das hat er uns echt nicht leicht gemacht.

Dieser Umstand ist ein weiterer Beweis seiner Erschöpfung, seiner Überforderung, seiner Selbstaufgabe. Er hat sich aufgegeben. Mit jedem Schritt den ich auf seinen Pfaden gehe, verstehe ich es besser. Ich verstehe ihn. Deshalb verzeih ich ihm seine beschissenste Entscheidung seines Lebens.

Die Liebe bleibt und die Liebe lebt. Versprochen.

25.9.19

Bild: Alfons Morales / unsplash.com
https://unsplash.com/photos/YLSwjSy7stw

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Sonntag, 13. Oktober 2019
about "One more light" by Linkin Park
Chester Bennington sang this song, not knowing this exact song will help heal those, who are effected by his own death.
This makes the song so pure.
He may have sung it for his lost friend. But the fans listen to it, and think of his legacy.
Life is sometimes just too ironic too bare.

4.9.19

"One More Light was written with the intention of sending love to those who lost someone. We now find ourselves on the receiving end. In memorial events, art, videos, and images, fans all over the world have gravitated towards this song as their declaration of love and support for the band and the memory of our dear friend, Chester. We are so very grateful and can’t wait to see you again."
- MIKE SHINODA

Bild: Stil aus "One more light" von Linkin Park (C) Warner Brothers Records
https://youtu.be/Tm8LGxTLtQk?t=3m42s

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Samstag, 28. September 2019
Disappointed
The pain it causes to ask for help, because it feels like admitting I am deeply hurt. It hurts my pride in my family and the pride I feel for each and everyone of us.

My father never disappointed me besides the fact, that he never lived a life for himself, away of my mothers consuming naiv dreams.

I am the first time in my life deeply and openly dissapointed in him. Just admitting this truth cuts like a sharp knife through my bloody flesh. Because it is just true. How I hate this kind of truths, that hurt undeniably as hell.

The dissapointment in my mother is not new. My body remembers her words not adding up to her actions.
Just like my body remembers how to swim, the moment I get pushed in the water. Or how my body remembers to buckle up and look larger than life, if I feel unsave or attacked like my whole damn youth.

But to be dissapointed by my father is like breaking a holy unspoken rule we silently established between a father and his littel girl.

The -only- other time my father dissapointed me befor was as he didn't notice, he left me living with a predator in my supposedly safe space. For that I made my father pay on so many levels. I practically tortured him through my puberty. As if I wanted him to proof his love for me. I directed all my anger to the one person, I expected to protect me and find out and save me.

I never told him. He never saved me.
He never told me. I never saved him.
Now tell me, that isn't tragic.

16.8.19 6:02

Bild: TanteTati / pixabay.com
https://pixabay.com/de/photos/glas-fenster-risse-scherben-582689/

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Samstag, 14. September 2019
Mein Körper
Ich bin extrem lieblos zu meinem Körper seit mein Vater gestorben ist. Zu Sport in Einheiten, die Fortschritte bringen, kann ich mich nicht aufraffen. Also versuche ich das Mindestmaß zu halten solange keine Katastrophen passieren.
Dann passieren Katastrophen und belasten mich. Und damit ich meine privaten Pläne nicht alle über einen Haufen werfen muss, spare ich an Sport und/oder gemüsereichen Mahlzeiten.
Low Maintance; Minimaler Aufwand wird betrieben um Kraft für den außergewöhnlichen Mist zu sammeln.

Ich kümmere mich um den Dreck, gönne mir danach einen echt schönen Tag und bin prompt krank. Ich meine es sanft anzugehen, aber es ist immer noch zu viel. Am Leben teilhaben und diesen Nachlass pflegen ist zu viel.
Und so sammele ich mir jede verdammten Infekt ein, der gerade die Runde macht. Damit ist aber nicht genug, ich werde auch schleppender gesund als vor dem Einschlag. Mein Körper ist scheinbar der Ausdruck meiner müden Psyche geworden. Ich will gar nicht unbedingt fit werden. Ich sulle mich gerne mit diesem Infekt in meinem fetthaarigen, verschwitzten und verschleimten Elend. Ich füge mir keinen Schaden zu, aber ich beeile mich auch nicht mich zu pflegen, gar fit zu werden.
Mein Körper wird sich dennoch sehr bald besser fühlen, durch die zehn Stunden Schlaf am Tag. Mein Geist hingegen wird sich vielleicht erst in Jahren von diesem Kraftakt erholen.

Also ja ich zerdenke in der arbeitsunfähigen Zeit alle möglichen nächsten Schritte und drehe mich sinnlos im Kreis. Und als ich das Gedankenkarussel aus Erschöpfung verlassen will, stelle ich wieder fest wo mein Problem ist:
Ich arbeite unerbittlich am Nachlass und am Schutz meiner Familie um ja nicht an mir oder meinen Gefühlen arbeiten zu müssen. Ich habe Angst an meiner Trauer zu arbeiten, weil ich weiß, dass sie mich vereinnahmen wird.
Ich weiß, dass noch ungeahnte Kräfte in dieser Trauer stecken und diese Kraft mir Angst macht. Am meisten fürchte ich mich vor den immer wiederkehrenden Fragen:
Habe ich meinem Vater (auch zum Schluss) gegeben was er von mir brauchte und wollte?
Habe ich ihm bei seinen Lasten geholfen?
War ich eine schlechte Tochter?
Habe ich zu selten angerufen?
War ich bei genug Familienessen? Und hat er mit mir an diesen überhaupt gesprochen ohne Ablenkungen?
Haben wir ihn zu selten willkommen geheißen?
Habe ich ihn oft genug nach Oma (2016†) gefragt?
Hat mein Vater gewusst wie sehr ich ihn geliebt habe?
Hat er gewusst wie sehr ich mich von ihm geliebt und unterstützt gefühlt habe?
Kann mein Vater meine Liebe noch spüren, wo auch immer er jetzt ist?

Ich kenne meine ehrlichen Antworten auf diese Fragen in- und auswendig, dennoch tauchen sie immer wieder in Momenten der Unsicherheit auf: als wir seine Beerdigung planten, als ich sein Grab schmückte, als wir seine Sachen (aus)sortierten, als wir sein Bankkonto auflösten, als wir den Erbschein beantragten, als ich Kündigungen, Infonachrichten und Rückfragen an diverse Stellen verschickte.

Wir erhalten Leitfäden und Informationen, wo weitere Details stehen. Tatsächlich nutzen wir den ein oder anderen Leitfaden und saugen alles auf was man uns vorwirft, ausspuckt oder austeilt. Wie Zombies füllen wir aus, liefern ab, beantworten Fragen, alles was nötig ist um diesen Alptraum zu beenden. Aber je länger das Rad sich dreht, je tiefer wir in diesem Leitfaden stecken und abhacken, je klarer wird mir das ist bereits mein neues Leben.
Ich funktioniere so gut ich kann, obwohl ich am liebsten das Handtuch werfen will, obwohl ich am liebsten in mein Bett will und erst in 6 Wochen oder 6 Monaten wieder aufstehen will.
Aber ich knechte mich für die Familie um den Schmerz für die anderen v.a. für meinen Großvater zu erleichtern. Dabei merke ich noch gar nicht, dass ich selbst bereits zu 100% Schmerz befallen bin. Was interessiert mich da eine Erkältung oder weitere 8 Fehltage auf meiner Arbeit?!

Ich bemerke wie etwas in mir zerbrochen ist und nur darauf wartet aufgekehrt zu werden. Aber ich genieße das Knirschen in meinen Gedanken noch eine kleine Weile. Die Trauer wird nicht weglaufen so viel ist sicher. Ich bewege mich von einem Scherbenhaufen zum nächsten...

14.8.19

Bild: Sydney Sims / pixabay.com
https://unsplash.com/photos/5_n3X6EfRNc

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Sonntag, 18. August 2019
Trauma
"Du bist mehr als die Summe deiner Traumata."
sagt Anneliese Keating zu Bonnie Winterbottom
in: How to get away with murder, Staffel 5, Episode 3, ShondaLand, ABC Studios 2015

9.8.19

Bild: Norm_Bosworth / pixabay.com
https://pixabay.com/photos/sandstone-the-wave-rock-nature-467714/

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Sonntag, 21. Juli 2019
Schmerzen eines Suizids
Dieses Zitat fand ich am 21.6.2019 in den Kommentaren des Videoclips zum Lied "1-800-273-8255" von Logic ft. Alessia Cara, Khalid

https://randysrandom.com/everyone-needs-understand/
Bild: www.randysrandom.com

Bei einem Suizid geht es dem Betroffenen so schlimm, dass die Familie oder das Soziale Umfeld auch kein Argument mehr ist zu leben. Dennoch als Hinterbliebene spricht dieses Zitat (ins Deutsche übersetzt) mir aus der Seele:

"Das Traurige ist Suizid beendet nicht den Schmerz. Er wird bloß an jemand anderes weitergereicht."

James Kirkup (1918-2009), Englischer Dichter

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Freitag, 12. Juli 2019
Hätte und Könnte
Es ist sooo schwer nicht anzufangen zich Hätte und Könntest durch zu spielen.

Es ist so leicht im Nachhinein Vorschläge zur Verbesserung zu finden.

Ich hätte dich regelmäßiger anrufen können. Ich hätte zu Omis Todestag bei dir sein können. Ich hätte dich öfter fragen können, wie es dir geht. Ich hätte dich viel mehr einbeziehen können. Ich könnte so viel mehr für dich da sein. Hätte ich auch nur ein bisschen deines Schmerzes, deines Drucks gekannt... Ich dachte, ich war da für dich. Und war es doch nicht. Ist so. War so.

Ich komme doch immer wieder an denselben Punkt. Es hätte deine Entscheidung verzögert, aber nicht zwingend verhindert.

Wenn etwas so Sensibles wie dein Lebenswille zerbricht oder zersplittert, kann ein einzelner Schlag das Ende bedeuten. Ein Schlag den ein gesunder Geist vermutlich mit Mühen überwunden hätte.

Klar ist das nur eine unbestätigte Theorie, aber dein Fehlen ist der unwiederbringliche Beweis unserer Gegenwart ohne dich.

Die ganzen Hätte und Könnte verfolgen mich. Sie verletzten mich immer und immer wieder. Es ist egoistisch zum Alltag zurück zu kehren und doch ist es richtig. Es ist richtig immer und immer wieder beim Ist anzukommen.

13.06.19

Bild: kaboompics.com / Karolina Grabowska
https://kaboompics.com/photo/8626/cliff-on-the-western-seaboard-of-algarve-praia-da-amoreira-portugal

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Donnerstag, 6. Juni 2019
awakening
My dreams feel much too real.
It's almost unbearable. Then I wake up and realize my reality is like my dream: Almost unbearable and pretty the same: too painfull.

They feel like plausibel variations of my close future. In my dream I am scared, tired, worn out. In my dream I try to check out, if it is real or not. Soo crazy all in all.

17.5.19

Bild: unsplash.com / IB Wira Dyatmika
https://unsplash.com/photos/4Lfod5LAlW0

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Mittwoch, 17. April 2019
Lebensmüde
Warst du des Lebens müde?
Warst du dieses Gefüge müde?
Verrieten deine Gesichtszüge, vielleicht bereits die Lüge?
Haben wir es nicht sehen wollen oder können?
Wollten wir uns die Lügen gönnen?
Wer stellt sich schon gern der Wahrheit,
in all ihrer schmerzlichen Klarheit?
Haben dich die Nervereien mit den Gläubigern ausgelaugt?
Was hat dir, dein Leben noch getaugt?
War dir, die Last, die du dir aufgeladen hast, zu groß?
Suchtest du bloß, Trost?
Trost, den du nicht gefunden hast? Rast, die du nicht bekommen hast?
Mit all diesem Ballast,
klar zu sehen,
ist unmöglich, womöglich,
war der Druck und
die Einsamkeit zu viel?
Auch wenn nur für einen Moment?
Dein letztes Hemd, hast du gegeben,
für dein Familienleben,
für eine defunktionale Liebe,
dieses Geschiebe, war zu viel,
das wissen jetzt alle,
Alle sitzen wir, Familienmitglieder, in der von dir geschaffenen Falle.
Ich kralle, mich fest an den Glauben, dass es keine Absicht war,
sondern ein Kurzschluss,
ein Schuss, ein dummer Gedanke,
eine letzte Aktion in Mut oder Dummheit.
Zu allem bereit,
weil alles andere zu weit,
viel zu unerreichbar war.
Glasklar ist deine Verzweiflung nun zu sehen,
wenn auch nur schwer zu verstehen.
Hast du die dir geschenkte Liebe nicht mehr gespürt,
was in dir hat dich so von ihr weg geführt?
Haben wir dich enttäuscht?
Die Stille ist so ein grausames Geräusch.
Wie müde, ist Lebensmüde?
Ich kann es mir nicht vorstellen,
aber der Versuch in deine Schuhe zu steigen,
schmerzt so sehr,
dass ich mich leer, fühle.
So leer, dass mir diese Gedanken Angst machen.
Es gibt Dinge, die kann man nicht weglachen.
Man muss mit ihnen weitermachen.
Oder eben nicht...

Ich liebe dich,
noch mehr seit du es nicht mehr tust,
seid du für immer ruhst.



Nachtrag:
Eine Freundin, deren Vater ebenfalls Suizid begangen hat, sagte, was ihr beim Akzeptieren hälfe, sei die Hoffnung, dass es ihrem Vater jetzt besser gehe.
Wo auch immer "jetzt" ist.

18.3./13.4.19
Bild: pixabay.com / Alexas_Fotos
https://pixabay.com/photos/boards-height-balance-2040575/

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