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Freitag, 15. November 2019
Wir sind unser eigenes Wunder
Private Finanzkrise, Hexenjagd der Krankenkasse, Suizidfall in der Familie, Vodooaustreibung des Finanzamts, Krankenlager Familie, Scherbenhaufen Zuhause. Andere Paare überleben schon eines davon nicht. Keine Alkoholsucht, keine Fremdgänge, keine Spielsucht, keine Totalausfälle sind auf unserem Konto zu finden. Wir sind trotz allem noch hier. Wir sind noch wir hier drin.

Zweifel fressen sich in unsere Träume. Ängste beherrschen unsere Gedanken. Diskussionen besetzen unseren Alltag.
Aber das Bett in dem ich schlafe riecht nach dir. Bist du nicht hier, warst du es noch vor Minuten. Küsse ich dich zum Abschied am Morgen, erwiderst du diesen auch im Schlaf. Liebe ist nicht die Antwort auf unsere Krisen, aber sie ist der Grund warum wir noch kämpfen.

Wir sind nicht dieselben und werden es nie mehr sein, aber wer hat gesagt das miteinander alt werden einfach wird. Für die wertvollsten Dinge musst du kämpfen, immer und immer wieder. Für dein Glück musst du Risiken in kauf nehmen und auch mit Wiederständen und Niederlagen umgehen. Nichts für das es zu Kämpfen Wert ist, wird einem leichtfertig ausgehändigt. Smooth sailing kann ja jeder. Rücken an Rücken am Abrgund überleben, kann nicht jeder. Wir sind nicht jeder. Wir sind wir.

Wenn wir jemals die ruhige See erreichen, werden wir es anders erleben als andere. Der Verdurstende trinkt anders als der am Wasser Lebende. Wer einmal die Hölle durchwandert ist, wird diese Welt als seinen Himmel verstehen. Erfurcht wird unser Unterschied sein. Hoffentlich.

24.10.19 9:20

Bild: Aaron Burden / unsplash.com
https://unsplash.com/photos/oopG2XDsSmc

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Donnerstag, 14. November 2019
Forward...
I wanna believe or tell myself
in time this pain might pass away,
that the more often
I talk, choke, suffer, breath
and repeat again,
I could be able to move
forward.

But what if not?
What if this changes my optimistic view on life.
What if this will become a mayor scare,
that dysfunctions me unrepairable?
Damn.

This pain is here to stay,
because my memories with and
about him will stay for sure.
So maybe it isn’t about healing after all.
Maybe it’s about learning
to handle pain as part
of my new life.
The new me.

9.2.19

Bild: unsplash.com / Enrico Corradi
https://unsplash.com/photos/Z5b8tgS0t4U

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Dienstag, 12. November 2019
Papa hat sich erschossen...
"Er hat sich von mir verabschiedet. Es ist schaurig, dass er wusste, dass wir uns nie wieder sehen, ich aber nicht. [...]
Wir sprechen viel miteinander, trotzdem ist jeder allein. Ich versuche mich mit praktischen Dingen abzulenken, ich kündige Abos und bestelle seine Kreditkarten ab, gehe zur Bank und löse seine Konten auf. All das zu erledigen hilft mir, damit ich nicht den Boden unter den Füßen verliere. [...]
Das eine ist die Trauer, damit kann ich umgehen. Das andere ist eine höllische Angst. Ich glaube nicht, dass ich je wieder in mein Leben zurückkehren kann ohne diese Angst. [...]
Wieso ist er tot? Er war nicht körperlich krank, aber er hatte Angst davor, im Alter zu verfallen. Er hatte keine Schulden, aber Sorge, dass ihm eines Tages das Geld ausgeht. Er war einsam, aber er hat Gesellschaft abgelehnt. [...]
Till stirbt 2004 nach einem epileptischen Anfall an einem geplatzten Blutgerinnsel.
In der Nacht vom 6. auf den 7. Juli 2008 wäre mein Bruder dreißig Jahre alt geworden. Mein Vater stirbt in dieser Nacht. Er ist 67. [...]
Er hat mein Leben geprägt wie kein anderer, und er wird nicht erfahren, was aus mir wird, er wird meine Kinder nicht sehen oder bei meiner Hochzeit sein.[…]
Wenn sich alles andere ändert, ändert sich auch die eigene Rolle. Ich verliere durch seinen Tod an Selbstbewusstsein und Sicherheit. […]
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO begeht eine Million Menschen jährlich Selbstmord.[...]
Er hat dafür gesorgt, dass ich eine beschützte, fröhliche Kindheit habe; eine glückliche Familie – mit den besten Eltern und tollen Brüdern. Vielleicht hat mir das glückliche Vorher über das schreckliche Nachher geholfen. [...]
Dennoch werde ich manchmal furchtbar wütend. Dann kann ich nicht akzeptieren, dass er mich, meine Mutter, meine Geschwister alleingelassen und sich davongestohlen hat. So ist das. Der Freitod macht den Unterschied. Es bleibt eine Schuldfrage, auch wenn niemand Schuld hat. Mein Vater hatte das Recht, zu entscheiden, wann er stirbt. Dass er am Ende seines Lebens so verzweifelt und traurig gewesen sein muss, wird immer wehtun."

aus: Papa hat sich erschossen, Saskia Jungnikl, Album, DER STANDARD, 23./24.3.2013

gefunden am 31.10.19

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