Dienstag, 17. August 2021
Science-Fiction Sinnsuche
Manchmal höre ich mir das Titellied vom Film Interstellar von Hans Zimmer an (YouTube Link zum Video). Dann stelle ich mir vor wie es wäre, wenn mein Vater mich bloß verlassen hat, um mich, meine Welt, meine Zukunft zu retten. So wie es der Astronaut in dem Film durchzieht. Er weiß, wenn er zurückkehrt, dann wird er vermutlich deutlich jünger als seine Tochter und sein Sohn sein, aufgrund dessen wie sich Zeit auf dieser Reise in fremden Sphären und auf den anderen Planeten verhält.

Was wäre, wenn mein Vater sich das Leben genommen hat um meine Zukunft zu sichern? Wenn er vermeiden wollte, dass sein Scheitern sein Umfeld (d.h. auch mich) beeinflusst? Er hatte Schulden angehäuft. Vermutlich sah er sich selbst als gescheiterte Existenz. Mein Herz bricht jedes Mal bei dem Gedanken. Vielleicht wollte er uns die Wahl lassen, sein Erbe auszuschlagen und das meines Großvaters anzunehmen???

Die Wahrheit hat er mitgenommen. Zurück gelassen hat er Theorien, Ideale und Werte, sowie Enttäuschungen und einen fetten Haufen unempfangene Liebe.
Manchmal möchte ich glauben, dass er es nur getan hat um uns Kinder zu schützen vor seiner Dunkelheit, seinen Fehlern, seinen Entscheidungen. Manchmal rede ich mir die Geborgenheit eben ein, auch wenn sie nicht da ist. So wie Murphy (die hinterlassende Astronauten Tochter) im Film. Sie hält die Zeichen in ihrem Kinderzimmer für Signale eines freundlichen Gespenst. In der Geschichte ist es jedoch ihr abwesender Vater, der ihr sein Wissen unkonventionell übermittelt.

Manchmal wenn ich in der freien Natur bin, strecke ich die Arme aus und versuche zu empfangen was immer Gott und/oder das Universum mir mitteilen möchte. Seit mein Vater verstorben ist, halte ich auch für ihn die Arme auf Empfang. Man weiß nie was einen erreicht... und wenn es nur positive Energie ist.

17.8.21

Bild: itsviktoriaschubert | pixabay.com
https://pixabay.com/de/photos/natur-sonnenuntergang-sonnenstrahlen-4699236/

mehr zum Film:
Interstellar USA/UK 2014, von Regiesseur Christopher Nolan, Abenteuer/Drama/Sci-Fi, Paramount Pictures / Warner Bros. Pictures / Legendary Entertainment
siehe auch Filmstarts.de inkl. Filmkritik

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Freitag, 13. August 2021
Versteckte Trauer
"Ich saß lang genug mit meiner Wut, bis sie mir sagte das ihr echter Name Trauer ist."

Verfasser unbekannt

Uplift Connect - 30.4.2019 - facebook.com
Bild: Uplift Connect - 30.4.2019

Wenn der Schuh drückt...
Wenn die Sonne zu viele Schweißausbrüche hervorruft...
Wenn die Kopfschmerzen wieder auftauchen...
Wenn die Erschöpfung spürbar ist...
...dann ist da eine Wut im Bauch, dessen Herkunft unerklärlich scheint. Solange bis man erkennt, dass es nicht der Körper ist, der leidet oder die Leiden verursacht. Der Geist, die Seele, das Herz leidet und manchmal will man genau das nicht wahrhaben und nimmt daher nur die Symptome verschwommen wahr.

Es gibt keine Flucht vor dem was in einem steckt und wenn im Innern Trauer schlummert, hat das meist einen Grund. Der erste Schritt raus aus dem Schlamassel ist diesen anzuerkennen, vielleicht nicht sofort, vielleicht erst nach dem nächsten Termin....

Das Problem sehen ist der Anfang, es zu verstehen und es zu bearbeiten. Es heißt nicht umsonst "TrauerARBEIT".

Der erste Schritt ist immer der schwerste.

30.4.2019 / 23.7.2021

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Freitag, 6. August 2021
Und da ist sie wieder... Die Trauer... Meine alte Vertraute
Beim Laufen in meinem neuen Viertel lasse ich meinen Blick gleiten. Nehme so viele Merkmale und Eckdaten wie Straßennamen auf wie ich kann. Die banalsten Gedanken kommen und gehen der Kopf leert sich von Pusher-Song zu Song. Der Bass in meinen Kopfhörern treibt mich an. Ich sauge jedes bisschen Grün auf, dass ich finden kann in dieser neuen urbanen Umgebung. Genieße jedes Rascheln und Summen das auftaucht. Habe bewusst nur noch einen Stecker in einem Ohr. Das Schwitzen setzt ein. Die meisten Grünflächen stecken in der Stadt auf Anhöhen. Selbst diesen Natur-Genuss muss man sich verdienen.

Bild: Tobi Law | unsplash.com
https://unsplash.com/photos/PpfnAWbQnvw

Und als die ersten Endorphine mein System durchfluten folgt der Crash. Mit einem stummen Ziehen in meinem Körper nehme ich neben dem Park einen kleinen Renault Clio wahr. Dass war das Auto der Wahl meines verstorbenen Großvaters für die letzten 10 Jahre seines Lebens. Es war dieses Modell in einer ähnlichen Farbe.

Und mit einem Mal war es das mit dem Gedanken gleiten lassen und sich dem Leerlauf nähern. Mit einem Mal kreisen die Gedanken. Wie mein Vater sich immer über die Sportwagen Ausführung dieses Wagens geärgert hat. Man spürte in der Tat jede Bodenschwelle in dem Tief liegenden Modell und die Schallensitze waren einfach sau unbequem für große Kaliber wie mich und meinen Vater. Aber hey, meiner Oma gefiel der Kleinwagen einfach und mein Großvater fand den Wagen auch super.
Mein sturrer und autark lebender Großvater hat diesen Wagen bis kurz vor Schluss noch selber gefahren. Er war 96 als er starb. Er hatte so einige Modelle überlebt, ob die Kutsche, der Milch-Lieferwagen, einige Traktoren, die ein oder andere Limousine und diverse Kleinwagen. Mein Großvater ist gefahren lange vor seinem Führerschein, wenn auch anfangs nur eine Pferdestärke.

Er konnte auch verdammt gut mit jedem Tier oder Nutztier. In diversen Fotoalben von Urlauben in den Bergen gibt es Beweisfotos wie mehrere fremde Kühe sich Liebkosungen von ihm abholten. Er hatte einfach ein Händchen dafür Bedürfnisse zu erkennen und zu bedienen. Er sagte immer, die Zeit geht besser rum, wenn man sich nützlich macht. Und Arbeit macht zufrieden. Eine der wohl wertvollsten Lebensweisheiten, die er mir par Example vorlebte. Mein Herz rutscht in die Hose bei diesen Gedanken. Was als harmloser aktivierender Spaziergang begann, mutiert von physischer zu seelischer Reinigung.

Die Gefühle stecken tief in mir. Mein Geburtstag steht vor der Tür und mir ist nicht nach feiern. Mir ist nach vermissen. Mir ist nach Einmummeln und die Welt Aussperren, ist der erkrankten Welt doch eh recht. (Corona Restriktionen.)
Verschwitzt, belebt und mental beschwert komme ich zuhause an. Der Körper ist befreit und müde. Der Kopf ist offen und wieder schwer zu gleich.

So ist das mit der unterdrückten Trauer. Irgendwann ist der Gulli verstopft, weil man ihn überfüllt hat und dann kommt es eben wieder hoch. Emotionaler Kotzbrei. Mmhhh

31.7.21

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