Dienstag, 19. März 2019
Ich in meiner neuen Welt
In den letzten Tagen, die getränkt waren mit traurigen und kräftezehrenden Momenten, ist mir auch immer wieder ein Licht aufgegangen. Alleine die ganzen überforderten bis mitfühlenden Meldungen und aufrichtigen Hilfsangebote haben mich wirklich aufatmen lassen. Ihr lasst mich hoffen, dass mein soziales Umfeld mich auffangen kann.

Kein Mensch kann und wird meinen Vater ersetzen. Kein Mensch kann das Schwarze Loch stopfen, das er in mein Leben gerissen hat. Jedoch fange ich an zu glauben, dass ich in meinem eigenen Leben ein so starkes Netzwerk genieße, dass mein neuer ungewisser Morgen kommen wird. Noch ist er nicht hier, aber jeder Atemzug bringt mich ein Stück weiter. Jede Nachricht gibt mir Vertrauen zurück, dass ich nicht zu wenig für meine Familie und meinen Vater da war. Manches lässt sich mit Worten nicht erklären. Die Liebe war da und bleibt.

Jeder Moment an dem mein Leben mal wieder im Vordergrund steht, geht es voran, mal schleppend, mal kriechend, mal still stehened, mal hüpfend, mal schreiend, mal lachend. Es ist als hätte jemand den Emotionsverstärker aufgedreht. Von taub bis 100 Gefühle auf einmal, zu viele um sie oder mich selbst zu verstehen.

Ich fühle mich schuldig, wenn ich mal lache. Fühle mich egoistisch, wenn mich ein unbedachter Kommentar in Tränen ausbrechen lässt, wenn mich mein Leid ungewollt zum Teilen zwingt.
Ebenso einen vergessenen Ort wieder besuchen, weckt Erinnerungen und wieder schwer kontrollierbare Emotionen. Ich atme tief ein und tief wieder aus.
Stunden später wirke ich völlig klar, funktioniere, weil ich bereits meine Tagesration an Tränen verbraucht habe. Der Trauerhaufen lässt sich nicht abtragen, aber ich schaufel mir Pfade und Wege hindurch.

Trauer ist so vielschichtig. Sie durchbricht alle mir bekannten Dimensionen. Sie kombiniert Dinge, die unvereinbar waren vor ihr.

Ich muss mich nicht erklären, aber Schreiben hilft mir das Unaussprechliche zu greifen.
Gelesen werden maximiert die Perspektiven und steigert den Monolog, den ich mit mir führe, zum Dialog.

Fast erleichternd mal auf alle Filter zu verzichten und ehrlich zu sein, weil ich unfähig bin etwas anders als authentisch zu sein.

9.2.19

Bild: unsplash.com / Mario Azzi
https://unsplash.com/photos/DY2miYwMchk

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