Montag, 4. November 2019
Wie?
Während ich Pläne mache und Listen schreibe, während ich eine Aufgabe nach der anderen löse, funktioniere ich. Mir macht die Ungewissheit danach mehr Angst als die messbaren Probleme vor meiner Nase. Diese bereiten Kopf zerbrechen, zermürben meine Nerven. So belastend das sein mag, der abgesperrte Bereich dahinter ist meine wahre Furcht.

Was wenn ich mich nie wieder wie vorher fühlen werde? Wie kann ich ein erfülltes Leben leben, wenn ich diesen Krater in mir trage? Was wenn ich nie wieder die Alte werde? Was wenn ich nach allem aufräumen, entrümpeln und verarbeiten keine Unschuld, keine ungebrochenen Träume, keine Hoffnung mehr finde? Was wenn all das noch da ist, aber geschmolzen, zersplittert, kompremiert? Was wenn nur noch die Essenz übrig ist? Wie soll diese Essenz mich durch mein restliches Leben bringen?

Man hat nur einen Vater. Ich habe immer mehr als eine Vatefigur in meinem Leben gekannt, aber dieser eine Vater zählte. Der Vater dessen Haare, dessen Augenbrauen, dessen Nase, dessen Lippen ich trage, der ist jetzt tot. Das heißt für immer. Dieses mein restliches Leben fehlt er.

Wie soll ich weitergehen? Wie kann ich hinter den Horizont gehen? Wie kann ich den Tellerrand jetzt überschreiten? Ohne diese Sicherheit im Rücken? Wie macht man das? Leben ohne Sicherheitsnetz? Leben ohne diese vertraute Quelle und älteste Konstante meines Lebens? Ich bin nicht bereit diesen Weg ohne dich zu gehen.

Ich will die Probleme ja lösen, aber was wenn danach nur Stille ist? Was wenn nach dem Drama nur Stille ist? Wie soll ich diese Stille ertragen? Wie soll ich deine Stimme in meiner Erinnerung hören ohne daran zu zerbrechen? Wie soll das bloß gehen, wenn ich loslassen muss? Nachdem ich Monate lang deinen Scherbenhaufen verräumt und entsorgt habe nach DIN-Norm und allem deutschen Bürokraten Wahnsinn, wie soll ich da einfach loslassen? Wie kann ich loslassen ohne daran zu zerbrechen? Wie?

Du fehlst mir. Du fehlst mir so sehr das es weh tut. Ich werde wieder sauer und frustriert. Loslassen war noch nie meine Stärke. Dinge die ich nicht ändern kann zu akzeptieren, fällt mir so schon soo schwer. Aber deinen Tod zu akzeptieren ist bisher das Schwerste, was mir passiert ist. Ich bin nicht naiv und lange nicht mehr unschuldig, aber das?! Wie soll ich das schaffen? Wie?

20.10.19

Bild: pixabay.com /qimono
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Ich schreibe Dir, wie es mir in schweren Zeiten gegangen ist. In Zeiten mit Problemen, dessen Intensität ich vorher nicht kannte. Vielleicht hilft Dir das etwas.

Ich habe eine neue Tiefe in mir gefunden. Und ich habe intuitiv dem Leben vertraut, wie es mir meine Eltern vorgelebt haben.

Und ich habe gesehen, welche Beziehungen wirklich gut sind, wo Zusammenhalt ist. Dieser Zusammenhalt hat mir viel Kraft gegeben.

Und dann habe ich einen Schritt vor den anderen gesetzt. Wenn die Zeiten schwer waren konnte ich nur kleine Schritte machen, meine Aufmerksamkeit ging von einem zum nächsten.

So habe ich mich langsam von den Katastrophen weg bewegt.

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Geht mir ziemlich ähnlich. Schritt für Schritt raus aus der Katastophe. Der Blog hier ist quasi mein Logbuch dazu. Der Text ist an einem Rückschritts-Tag entstanden.

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