Donnerstag, 9. April 2020
Meinen Vater kennen lernen - Angst vorm Vergessen
anna mestisa, 22:05h
Mein Vater konnte egal aus welchen Resten eine Tortellini Soße zusammen rühren. Diese war nie kulinarisch herausragend, aber jedes Mal schmeckte sie mir und sie schmeckte immer auch nach Vaters Note, wie aus seiner Hand.
Er ließ sich erst vom Profi Handwerker helfen, wenn er gar nicht mehr weiter wusste. Ob Lampen, Ofen, Waschmaschine, Möbelstück, Fenster, Auto usw. usw. usw. mein Vater versuchte immer erst alles selbst zu reparieren, ehe er im äußersten Fall einen Handwerker bestellte und das in Zeiten lange vor YouTube. Mein Vater hatte sehr viel praktisches Wissens durch den Hausbau seiner Eltern in seiner Kindheit und Jugend gelernt und angewendet. Daher war es nur logisch, dass wir Kinder von klein auf unserem Vater bei Reparaturen oft helfend zur Hand gehen mussten.
Vater verfolgte im Stillen jeden meiner Social Media Posts, jeden meiner kläglichen Schritte auf Slam-Bühnen oder in Keller-Studios und er sammelte alle Aufnahmen und Fotos von mir, die er fand. Er war einfach immer da, wenn ich ihn brauchte. Feierte mit wenn ich die Familie einbezog. Er war so nah dran an mir und mir war das nie so richtig bewusst.
Umgekehrt war es schier unmöglich für mich meinen Vater zu animieren über seine Kindheit oder Jugend zu erzählen. Aber er konnte immer stundenlang über Technisches, über aktuelles Politikgeschehen, über Kulturen oder Geschichte erzählen und mit jedem diskutieren.
Er war in der Lage sich begeistern und beeindrucken zu lassen von Erfindungen, Lebenskünstlern, die wahrlich seinen Respekt verdienten aufgrund ihres Könnens. Aber er feierte auch die kleinen Errungenschaften des Lebens wie Gadgets wie Pocket Scanner oder Streichkissen für Wandfarbe oder wie besondere Jogurt Geschmackrichtungen oder neue Milch- und Molke Drinks.
Mein Vater war eigentlich nie ein Geheimniskrämer. Er nahm sich nur selbst nicht so wichtig. Ihm war Mode egal, obwohl er früher beruflich die schicksten Anzüge trug und tragen musste. Auch fuhr er seit ich denken kann nur Gebrauchtwagen. Materiell investierte er eigentlich nur in seine Sammlungen: Modelautos und Modeleisenbahnen.
Selbst seine anderen großen Sammlungen (Werkzeuge, Musik, Konzerte, Dokumentationen, Bücher und E-Books) führte er ohne unnötig Geld auszugeben. Indem er viel aus der Bücherei kopierte oder online kostenlos sammelte oder preiswerte Sonder- oder Sammelausgaben diverser Magazine und Buchreihen jagte.
Mein Vater war leidenschaftlich wissbegierig und ein Vollzeit Sammler. Im Prinzip ist er mein Archetyp eines Geeks und Fans.
Er hat uns Kinder immer zum Lesen animiert durch seine pure Lesefreude. Mit ihm allein in die Bücherei zu gehen und mir selbst meine Lektüre auszusuchen, während er selbiges Tat war eine der wenigen unserer Vater Tochter solo Aktivitäten als ich klein war. Meine Mutter erzählte mir später, dass mein Vater sich schwer tat sich mit uns Kindern allein zu beschäftigen. Er arbeitete viel. Das war in meiner Kindheit und Jugend noch das normale Familienmodell. Vater bringt die Brötchen heim und Mutter sorgte für Ordnung um und am Tisch.
Daher kann ich nicht behaupten, dass ich zu wenig Zeit mit meinem Vater verbracht habe. Ich habe genug Zeit mit ihm gehabt um seine kulinarische Neugier auf Straßenfesten nachzuahmen. Ich bin ebenfalls von Miniaturwelten und Modelbauten fasziniert. Seine Revell Auto-Bausätze und meine Barbies hatten mehr gemeinsam als viele ahnen. Man denke nur an die vielen Kleinstteile in beiden Welten...
Immer wenn ich fürchte meinen Vater und was ihn ausmachte zu vergessen, stelle ich fest, dass ich und meine Brüder jeder auf seine Art vieles von dem wie wir sind und was uns begeistert von ihm haben. Ein Teil von ihm wird mir immer bleiben, egal wie viel Zeit verstreicht. Die Angst selbst die Erinnerung an ihn zu verlieren schrumpft mit wachsendem zeitlichen Abstand zu seinem Todestag.
Mein Vater hat viele Lehren hinterlassen und viel in mir geprägt. Das bleibt mir mein Leben lang, Vergessensängste hin oder her.
20./24./27.3.20
Bild: Anuja Mary Tilj | unsplash.com
Er ließ sich erst vom Profi Handwerker helfen, wenn er gar nicht mehr weiter wusste. Ob Lampen, Ofen, Waschmaschine, Möbelstück, Fenster, Auto usw. usw. usw. mein Vater versuchte immer erst alles selbst zu reparieren, ehe er im äußersten Fall einen Handwerker bestellte und das in Zeiten lange vor YouTube. Mein Vater hatte sehr viel praktisches Wissens durch den Hausbau seiner Eltern in seiner Kindheit und Jugend gelernt und angewendet. Daher war es nur logisch, dass wir Kinder von klein auf unserem Vater bei Reparaturen oft helfend zur Hand gehen mussten.
Vater verfolgte im Stillen jeden meiner Social Media Posts, jeden meiner kläglichen Schritte auf Slam-Bühnen oder in Keller-Studios und er sammelte alle Aufnahmen und Fotos von mir, die er fand. Er war einfach immer da, wenn ich ihn brauchte. Feierte mit wenn ich die Familie einbezog. Er war so nah dran an mir und mir war das nie so richtig bewusst.
Umgekehrt war es schier unmöglich für mich meinen Vater zu animieren über seine Kindheit oder Jugend zu erzählen. Aber er konnte immer stundenlang über Technisches, über aktuelles Politikgeschehen, über Kulturen oder Geschichte erzählen und mit jedem diskutieren.
Er war in der Lage sich begeistern und beeindrucken zu lassen von Erfindungen, Lebenskünstlern, die wahrlich seinen Respekt verdienten aufgrund ihres Könnens. Aber er feierte auch die kleinen Errungenschaften des Lebens wie Gadgets wie Pocket Scanner oder Streichkissen für Wandfarbe oder wie besondere Jogurt Geschmackrichtungen oder neue Milch- und Molke Drinks.
Mein Vater war eigentlich nie ein Geheimniskrämer. Er nahm sich nur selbst nicht so wichtig. Ihm war Mode egal, obwohl er früher beruflich die schicksten Anzüge trug und tragen musste. Auch fuhr er seit ich denken kann nur Gebrauchtwagen. Materiell investierte er eigentlich nur in seine Sammlungen: Modelautos und Modeleisenbahnen.
Selbst seine anderen großen Sammlungen (Werkzeuge, Musik, Konzerte, Dokumentationen, Bücher und E-Books) führte er ohne unnötig Geld auszugeben. Indem er viel aus der Bücherei kopierte oder online kostenlos sammelte oder preiswerte Sonder- oder Sammelausgaben diverser Magazine und Buchreihen jagte.
Mein Vater war leidenschaftlich wissbegierig und ein Vollzeit Sammler. Im Prinzip ist er mein Archetyp eines Geeks und Fans.
Er hat uns Kinder immer zum Lesen animiert durch seine pure Lesefreude. Mit ihm allein in die Bücherei zu gehen und mir selbst meine Lektüre auszusuchen, während er selbiges Tat war eine der wenigen unserer Vater Tochter solo Aktivitäten als ich klein war. Meine Mutter erzählte mir später, dass mein Vater sich schwer tat sich mit uns Kindern allein zu beschäftigen. Er arbeitete viel. Das war in meiner Kindheit und Jugend noch das normale Familienmodell. Vater bringt die Brötchen heim und Mutter sorgte für Ordnung um und am Tisch.
Daher kann ich nicht behaupten, dass ich zu wenig Zeit mit meinem Vater verbracht habe. Ich habe genug Zeit mit ihm gehabt um seine kulinarische Neugier auf Straßenfesten nachzuahmen. Ich bin ebenfalls von Miniaturwelten und Modelbauten fasziniert. Seine Revell Auto-Bausätze und meine Barbies hatten mehr gemeinsam als viele ahnen. Man denke nur an die vielen Kleinstteile in beiden Welten...
Immer wenn ich fürchte meinen Vater und was ihn ausmachte zu vergessen, stelle ich fest, dass ich und meine Brüder jeder auf seine Art vieles von dem wie wir sind und was uns begeistert von ihm haben. Ein Teil von ihm wird mir immer bleiben, egal wie viel Zeit verstreicht. Die Angst selbst die Erinnerung an ihn zu verlieren schrumpft mit wachsendem zeitlichen Abstand zu seinem Todestag.
Mein Vater hat viele Lehren hinterlassen und viel in mir geprägt. Das bleibt mir mein Leben lang, Vergessensängste hin oder her.
20./24./27.3.20
Bild: Anuja Mary Tilj | unsplash.com
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Montag, 6. April 2020
Ironie
anna mestisa, 18:43h
Tragödien ergeben keinen Sinn. Dafür sind sie immer zu emotional behaftet. Aber jede Erfahrung und jede Tragödie, egal wie wir sie annehmen, lehrt uns etwas. Keiner hat gesagt das die erfahrene Lehre schön ist. Geprägt hat mich meine Familientragödie dennoch für immer. Ich bin einfühlsamer für die Gebrochenen und die Ungebrochenen sind mir inzwischen gleichgültiger geworden. Sie stoßen früh genug zu uns Gebrochenen.
6.4.20
Bild: I'm A Warrior · 15. Januar 2020
"Das Leben ist so ironisch. Es braucht Trauer um Glück zu kennen, Lärm um Stille zu würdigen und Abwesenheit um Präsenz wertzuschätzen."
6.4.20
Bild: I'm A Warrior · 15. Januar 2020
"Das Leben ist so ironisch. Es braucht Trauer um Glück zu kennen, Lärm um Stille zu würdigen und Abwesenheit um Präsenz wertzuschätzen."
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Donnerstag, 2. April 2020
Appetitlosigkeit
anna mestisa, 20:26h
Als du starbst, lief mein Leben die ersten Stunden wie im Film ab. Als ob ich nur zusehe und gar nicht wirklich hier bin. Da bin. Es war zu absurd. Es war so surreal. Es konnte schlichtweg nicht sein.
Ich werde nie den Schmerz vergessen auf der Polizeiwache als ich das erste Mal deinen gequetschten Verlobung- und Ehering mit winzigen Blutspritzern in eine Plastikfolie gehüllt in der Hand hielt. Seit ich denken kann, hast du diese zwei Ringe nie abgenommen, weil du das nie wolltest noch konntest (physisch wie psychisch).
Bis zu dem Moment hat mein Hirn aus Schutz oder Überlebensmechanismus alle Puzzelteile noch als Systemfehler oder Missverständnis zu deuten versucht z.B. Die Polizisten bei dir zuhause, die Bademantel und Zahnbürste für DNA Tests mitnahmen; Dein Auto gemeinsam mit Polizei abholen und mit meinem Bruder heimfahren aus der Nähe der Unfallstelle; Dein Handy mit meinen ungelesenen besorgten Nachrichten an dich darauf in Händen halten. Erst mit den zwei verbeulten Gold Ringen ist es richtig zu mir durchgesickert. Erst da ist der aller letzte Groschen gefallen. Erst da ist meine aller aller letzte Hoffnung im Keim erstickt.
Die Zeit blieb stehen oder viel mehr lief mein Leben in einer anderen Zeitzone weiter als das Leben meiner Umwelt. Als ob irgendwer den Beat skippen würde auf der gigantischen Vinylplatte meines Lebens.
Jahreszeiten nahm ich nicht wahr. Uhrzeiten nahm ich kaum wahr. Wenn überhaupt, konnte ich registrieren das Sonnenlicht da war und dann wieder nicht.
Dadurch wurde Schlafen und Essen zu belanglosen Nebensächlichkeiten. Meine Nächte schwankten zwischen 4 und 7 Stunden Länge. Wieder einschlafen war einfach unmöglich. Meine Gedanken wollten einfach keine Ruhe geben. Es gab nur schmerzgetränkte oder völlig hohle Gedanken in mir.
Und ähnlich war es mit meinem Essverhalten. Ich hatte meinen Appetit völlig verloren. Erstmals in meinem ganzen Leben konnte ich Hunger ganze Tage vergessen, nicht aus Ärger, sondern aus Leere. Wo soll Hunger herkommen, wenn nichts regulär funktioniert in mir.
Ich aß bescheidene Portionen aus sozialer Norm oder Überfraß mich völlig sinnlos auf der Suche nach Wärmegefühlen. Meist machte mich dieses Überfressen nur müde und hörte relativ schnell wieder auf. Ich nahm weder zu noch ab, aber die Farbe in meinem Gesicht ging verloren. Mein Lebenshunger war verschwunden. Mein kultureller, genussvoller, neugieriger, gemeinschaftlicher Ausdruck im Essen war nicht aufzufinden. Essen verkam zu einer Sache, die man tun muss um zu (über)leben, zu arbeiten, zu funktionieren.
Ich war taub. Magentaub. Etwas das mir nur in einer sehr sehr viel abgeschwächter Art von einem einzigen Liebeskummer bekannt war. Es entsprach mir schlichtweg nicht.
Ich war kraftlos, lustlos, hoffnungslos. Und auch nur der Gedanke, wie ich dagegen ankämpfen könnte, war mir zu viel. Ich akzeptierte diese Umstände einfach. Ich ließ meinen Fressattacken und meinen Hungerphasen freien Lauf. Was dem eigenen Leben Farbe und Freude verleiht, muss im Leben jeder selbst rausfinden. Ich hatte meine Freude aus dem ahnungslosen Nichts verloren.
Ich stand völlig neben mir. Von null auf 180. Ohne jeden Dämpfer. Ich war jemand anderes geworden. Was für eine schmerzhafte und seltsame Erfahrung.
26./27.3.20
Bild: Kerem Suer | unsplash.com
Ich werde nie den Schmerz vergessen auf der Polizeiwache als ich das erste Mal deinen gequetschten Verlobung- und Ehering mit winzigen Blutspritzern in eine Plastikfolie gehüllt in der Hand hielt. Seit ich denken kann, hast du diese zwei Ringe nie abgenommen, weil du das nie wolltest noch konntest (physisch wie psychisch).
Bis zu dem Moment hat mein Hirn aus Schutz oder Überlebensmechanismus alle Puzzelteile noch als Systemfehler oder Missverständnis zu deuten versucht z.B. Die Polizisten bei dir zuhause, die Bademantel und Zahnbürste für DNA Tests mitnahmen; Dein Auto gemeinsam mit Polizei abholen und mit meinem Bruder heimfahren aus der Nähe der Unfallstelle; Dein Handy mit meinen ungelesenen besorgten Nachrichten an dich darauf in Händen halten. Erst mit den zwei verbeulten Gold Ringen ist es richtig zu mir durchgesickert. Erst da ist der aller letzte Groschen gefallen. Erst da ist meine aller aller letzte Hoffnung im Keim erstickt.
Die Zeit blieb stehen oder viel mehr lief mein Leben in einer anderen Zeitzone weiter als das Leben meiner Umwelt. Als ob irgendwer den Beat skippen würde auf der gigantischen Vinylplatte meines Lebens.
Jahreszeiten nahm ich nicht wahr. Uhrzeiten nahm ich kaum wahr. Wenn überhaupt, konnte ich registrieren das Sonnenlicht da war und dann wieder nicht.
Dadurch wurde Schlafen und Essen zu belanglosen Nebensächlichkeiten. Meine Nächte schwankten zwischen 4 und 7 Stunden Länge. Wieder einschlafen war einfach unmöglich. Meine Gedanken wollten einfach keine Ruhe geben. Es gab nur schmerzgetränkte oder völlig hohle Gedanken in mir.
Und ähnlich war es mit meinem Essverhalten. Ich hatte meinen Appetit völlig verloren. Erstmals in meinem ganzen Leben konnte ich Hunger ganze Tage vergessen, nicht aus Ärger, sondern aus Leere. Wo soll Hunger herkommen, wenn nichts regulär funktioniert in mir.
Ich aß bescheidene Portionen aus sozialer Norm oder Überfraß mich völlig sinnlos auf der Suche nach Wärmegefühlen. Meist machte mich dieses Überfressen nur müde und hörte relativ schnell wieder auf. Ich nahm weder zu noch ab, aber die Farbe in meinem Gesicht ging verloren. Mein Lebenshunger war verschwunden. Mein kultureller, genussvoller, neugieriger, gemeinschaftlicher Ausdruck im Essen war nicht aufzufinden. Essen verkam zu einer Sache, die man tun muss um zu (über)leben, zu arbeiten, zu funktionieren.
Ich war taub. Magentaub. Etwas das mir nur in einer sehr sehr viel abgeschwächter Art von einem einzigen Liebeskummer bekannt war. Es entsprach mir schlichtweg nicht.
Ich war kraftlos, lustlos, hoffnungslos. Und auch nur der Gedanke, wie ich dagegen ankämpfen könnte, war mir zu viel. Ich akzeptierte diese Umstände einfach. Ich ließ meinen Fressattacken und meinen Hungerphasen freien Lauf. Was dem eigenen Leben Farbe und Freude verleiht, muss im Leben jeder selbst rausfinden. Ich hatte meine Freude aus dem ahnungslosen Nichts verloren.
Ich stand völlig neben mir. Von null auf 180. Ohne jeden Dämpfer. Ich war jemand anderes geworden. Was für eine schmerzhafte und seltsame Erfahrung.
26./27.3.20
Bild: Kerem Suer | unsplash.com
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Montag, 30. März 2020
Ein Sinn für Humor...
anna mestisa, 22:12h
Dieser Ausspruch ist meiner Erfahrung nach wahr. Egal wie viele Resourcen, Reserven und Unterstützung ein Mensch hat, ohne eine positive Einstellung wird kein Schmerz der Welt nachlassen oder erträglicher.
Und Menschen müssen einfach mal lachen um bei Verstand zu bleiben.
Bild: The Mind Unleashed · 5. Februar 2020
5.2.20 gefunden
Ein Sinn für Humor ist entscheidend für dein Überleben. Sicherlich brauchst du Essen, Wasser, Schutz und andere Sachen wie diese. Aber ein Sinn für Humor ist was deine Scheiße beisammen hält, wenn das Leben sich wie ein Wichser gibt.
Und Menschen müssen einfach mal lachen um bei Verstand zu bleiben.
Bild: The Mind Unleashed · 5. Februar 2020
5.2.20 gefunden
Ein Sinn für Humor ist entscheidend für dein Überleben. Sicherlich brauchst du Essen, Wasser, Schutz und andere Sachen wie diese. Aber ein Sinn für Humor ist was deine Scheiße beisammen hält, wenn das Leben sich wie ein Wichser gibt.
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Montag, 23. März 2020
Ich nehm dich mit
anna mestisa, 18:25h
Ich nehm dich mit
Auf jedem Meter und in jeder Sekunde
Trage reuefrei meine verheilte Wunde
Ich nehm dich mit
Weil ich gar nicht anders kann
Zu viel von dir in mir drin und dran
Ich nehm dich mit
Wie einen Talisman, der mich ermahnt,
wie kurz das Leben ist
Und das man dennoch seine liebsten Teile
daran niemals vergisst
Ich nehm dich mit
Wie ich alle meine Ahnen und Vorfahren
in meinen Venen mittrage
Alle ihre Schuld und all ihr Schaffen
nehm ich mit auf die Herzenswaage
Ich nehm dich mit
Mit jedem schmerzlichen und mit jedem herzerwärmenden Schritt
Ich nehm dich mit
Weil Vergessen keine Deutsche Tugend ist
Weil der Mea-Culpa-Schwur für immer misst
Ich nehm dich mit
Weil Liebe nicht mit dem Tod verendet
Sie auch noch darüber hinaus blendet
Ich nehm dich mit
Weil du immer mein Vater bleibst
In welcher Sphäre du dich auch rumtreibst
Ich nehm dich mit
11.3.20
Bild: Peggy_Marco | pixabay.com
Auf jedem Meter und in jeder Sekunde
Trage reuefrei meine verheilte Wunde
Ich nehm dich mit
Weil ich gar nicht anders kann
Zu viel von dir in mir drin und dran
Ich nehm dich mit
Wie einen Talisman, der mich ermahnt,
wie kurz das Leben ist
Und das man dennoch seine liebsten Teile
daran niemals vergisst
Ich nehm dich mit
Wie ich alle meine Ahnen und Vorfahren
in meinen Venen mittrage
Alle ihre Schuld und all ihr Schaffen
nehm ich mit auf die Herzenswaage
Ich nehm dich mit
Mit jedem schmerzlichen und mit jedem herzerwärmenden Schritt
Ich nehm dich mit
Weil Vergessen keine Deutsche Tugend ist
Weil der Mea-Culpa-Schwur für immer misst
Ich nehm dich mit
Weil Liebe nicht mit dem Tod verendet
Sie auch noch darüber hinaus blendet
Ich nehm dich mit
Weil du immer mein Vater bleibst
In welcher Sphäre du dich auch rumtreibst
Ich nehm dich mit
11.3.20
Bild: Peggy_Marco | pixabay.com
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Donnerstag, 19. März 2020
Partner Verlust
anna mestisa, 15:04h
"Nachdem das Schlimmste geschehen ist, lernte ich auch, dass alles andere im Leben sehr viel klarer wird. In den Momenten nach Phils Tod, bewegte sich mein Hirn eine Meile pro Minute. Wahrscheinlich nur durch das Adrenalin, dass durch ein unglaublich traumatisches Erlebnis ausgelöst wurde, habe ich mich so viel selbstsicherer gefühlt und auch wie ich in der Welt fungierte v.a. in Bezug auf was ich will. In diesen frühen Momenten mussten Entscheidungen getroffen werden, inklusive mit wem will ich mich umgeben und wie will ich meine Tage verbringen. Dieses Adrenalin und dieser Sinn nach meinem Selbst begleitete mich die ersten Wochen des Schocks, durch mein erstes Trauerjahr und bis zu der Person, die ich jetzt bin. Ich fühle mich stärker mit jedem ausgesprochenen Nein und beim Fällen von schweren Entscheidungen…
Die Erfahrung Phil zu verlieren war wie ein Weckruf: Das Leben ist kurz. Ich fühle mich jetzt mehr mit meiner Familie verbunden denn je zuvor. Ich wertschätzte die Freunde und die Unterstützung in meinem Leben, weil ich es ohne sie nicht dadurch geschafft hätte…"
aus: Alex Morales, What losing my boyfriend when I was only 30 taught me about grief, HelloGiggles in the InStyle Beauty Group and Meredith Corporatio
Übersetzung: Anna Mestisa
gefunden am 2.3.2020
Neil Thomas | unsplash.com
Die Erfahrung Phil zu verlieren war wie ein Weckruf: Das Leben ist kurz. Ich fühle mich jetzt mehr mit meiner Familie verbunden denn je zuvor. Ich wertschätzte die Freunde und die Unterstützung in meinem Leben, weil ich es ohne sie nicht dadurch geschafft hätte…"
aus: Alex Morales, What losing my boyfriend when I was only 30 taught me about grief, HelloGiggles in the InStyle Beauty Group and Meredith Corporatio
Übersetzung: Anna Mestisa
gefunden am 2.3.2020
Neil Thomas | unsplash.com
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Samstag, 14. März 2020
Gegenwart
anna mestisa, 21:23h
Ein Jahr später sieht der Schmerz anders aus.
Dein Todestag war nicht schön. Ich wurde wenige Tage zuvor krank. Ich konnte das neun Tage Rosenkranzgebet (Novena) nicht so wahrnehmen wie ich es wollte. Mein Körper lies mich nicht. Ich war nicht an deinem Grab. Ich war zu stark erkältet. Dennoch floßen einige Tränen. Ich schätzte den Blumenstrauß meiner Kollegen zu deinem Todestag sehr. Was für eine liebe aufmunternde Geste! Doch wich der Schmerz irgendwie Tage nach deinem Todestag aus meinem Alltag.
Ende Februar hatte ich ein dunkel blaues T-Shirt an und es fühlte sich nach 13 Monaten schwarz und weiß tragen irgendwie unnatürlich an. So unnatürlich das ich als nächstes wieder ein schwarzes Shirt trug. Als ob ich dem neu eingekehrten Frieden nicht so recht vertrauen kann. Ich bin seltener traurig. Die Trauer ist weniger present in meinem Alltag, selbst Familientreffen mitgezählt.
Ich kann nicht kontrollieren was geschieht. Du hast einen neuen Platz in meinem Leben eingenommen. Ich fange an das zu akzeptieren. Es bleibt mir ja nichts anderes übrig. Ich habe heute mutig das erste mal seit langer Zeit einen lila Pulli an, den ich sehr mag.
Dein Fehlen fällt auch auf wenn meine Mutter mir Fragen zu ihrem Cathering Geschäft stellt, die du sonst erhalten hättest. Es fühlt sich noch immer alles seltsam neu und unneu an.
Aber irgendwie ist es okay und an manchen Tagen gar schön. Immer häufiger sehe ich dich auf einem gerahtem Foto in meiner Wohnung und sage dir laut und ohne Verbitterung, gar fröhlich Dinge wie "Das hätte dir gefallen." .
Wer weiß, wie ich mich an deinem Geburtstag Ende April fühle. Immerhin begreife ich langsam, dass dies einer dieser unkontrollierbaren Reaktionen in meinem gegenwärtigem Leben ist. Und das ist, denke ich, völlig ok.
Die Wellen nehmen wie sie kommen.
5.3.2020
Foto: Nasim Keshmiri | unsplash.com UND (C) Privat
Dein Todestag war nicht schön. Ich wurde wenige Tage zuvor krank. Ich konnte das neun Tage Rosenkranzgebet (Novena) nicht so wahrnehmen wie ich es wollte. Mein Körper lies mich nicht. Ich war nicht an deinem Grab. Ich war zu stark erkältet. Dennoch floßen einige Tränen. Ich schätzte den Blumenstrauß meiner Kollegen zu deinem Todestag sehr. Was für eine liebe aufmunternde Geste! Doch wich der Schmerz irgendwie Tage nach deinem Todestag aus meinem Alltag.
Ende Februar hatte ich ein dunkel blaues T-Shirt an und es fühlte sich nach 13 Monaten schwarz und weiß tragen irgendwie unnatürlich an. So unnatürlich das ich als nächstes wieder ein schwarzes Shirt trug. Als ob ich dem neu eingekehrten Frieden nicht so recht vertrauen kann. Ich bin seltener traurig. Die Trauer ist weniger present in meinem Alltag, selbst Familientreffen mitgezählt.
Ich kann nicht kontrollieren was geschieht. Du hast einen neuen Platz in meinem Leben eingenommen. Ich fange an das zu akzeptieren. Es bleibt mir ja nichts anderes übrig. Ich habe heute mutig das erste mal seit langer Zeit einen lila Pulli an, den ich sehr mag.
Dein Fehlen fällt auch auf wenn meine Mutter mir Fragen zu ihrem Cathering Geschäft stellt, die du sonst erhalten hättest. Es fühlt sich noch immer alles seltsam neu und unneu an.
Aber irgendwie ist es okay und an manchen Tagen gar schön. Immer häufiger sehe ich dich auf einem gerahtem Foto in meiner Wohnung und sage dir laut und ohne Verbitterung, gar fröhlich Dinge wie "Das hätte dir gefallen." .
Wer weiß, wie ich mich an deinem Geburtstag Ende April fühle. Immerhin begreife ich langsam, dass dies einer dieser unkontrollierbaren Reaktionen in meinem gegenwärtigem Leben ist. Und das ist, denke ich, völlig ok.
Die Wellen nehmen wie sie kommen.
5.3.2020
Foto: Nasim Keshmiri | unsplash.com UND (C) Privat
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Samstag, 7. März 2020
Gehe nur duschen
anna mestisa, 09:59h
von Jared Singer
Das Schwerste das ich je getan habe
war eine Dusche zu nehmen
Den Körper von jemandem zu halten, die du liebst,
die Selbstmord begangen hat, ist einfach
Alles was du tun musst, ist still sitzen,
während du auf die Sanitäter wartest und hoffst, dass du dich irrst
Betest, dass es hier noch immer eine Person zu retten gibt
Wenn du dich im Schock befindest
ist das Gewicht eines Torsos unerheblich
All die Belastung die es deinem Körper abverlangt, du könntest genauso gut am Strand sitzen und ein Buch halten
Ich denke wir sollten das Wort "Tragödie" umbenennen
in "welches, das ist unmöglich darüber hinwegzukommen"
Es sei denn du bist ungemein glücklich
wird es dir geschehen
und an dem Tag wenn all deine fröhlichen Tagräume so winzig
und all deine Alpträume so gigantisch groß wirken
an dem Tag wenn das Schlimmste "was wäre wenn", dass du dir je vorstellen kannst, bereits geschehen ist
Wenn eine Freundin, die du liebst sich das Leben nimmt
Wenn dein Stiefvater gelähmt ist, wahrscheinlich für immer
was auch immer deine Tragödie ist
Bitte benutze mich als warnende Fabel
Weil nur ein Verrückter versucht das Unmögliche zu tun
nach ihrem Tod war ich tatsächlich ein Verrückter
Ich versuchte über ihren Suizid hinwegzukommen
und dabei versagend,
tat ich nichts
Ich saß in meinem eigenen Schmutz für 3 Wochen
bis ein guter Freund ein Handtuch tragend in mein Zimmer lief
in der Hoffnung, dass ich keine weitere unmögliche Aufgabe sei
und sagte "Du gehst jetzt Duschen, sofort"
Diese Dusche war das Schwerste, dass ich je getan habe
Du kannst nicht über jemanden hinweg kommen,
aber du kannst duschen
und dann kannst du dich anziehen,
und dann kannst du deine Schlüssel finden,
und dann kannst du Lebensmittel einkaufen,
und dann kannst du deine Wäsche waschen,
und dann sind es 10 Jahre später
und sie sind noch immer tot und du bist glücklich
Ich glaube nicht an Gott
Aber ich glaube an Wunder
und an Dinge, die so riesig sind, dass sie unmöglich wirken
wenn du diese Dinge tust in winzigen Schritten
einen nach dem anderen,
kannst du sie schaffen
Duschen gehen ist ein Wunder
Hier sein ist ein Wunder
Schau, das ist das echte Beispiel
wir alle geben auf und wir alle sullen uns in unserem eigenen
was auch immer Schreckliches wir uns sullen
Aber wenn du Glück hast
wenn es ein Wunder gibt
duscht du dich
und du stehst auf
und du machst weiter, eine winzige Sache nach der anderen,
bis die Welt ein ein bisschen weniger dunklerer Ort ist
gefunden 14.1.2020
Deutsche Übersetzung: Anna Mestisa
Englischer original Text
Just Take A Shower by Jared Singer
aus: Forgive Yourself These Tiny Acts of Self-Destruction, 2019, Button Poetry
Videoclip der Performance im englischsprachigen Original
Jared Singer - "Just Take a Shower" (Button Live)
Bild: dimitrisvetsikas1969 | pixabay.com
Das Schwerste das ich je getan habe
war eine Dusche zu nehmen
Den Körper von jemandem zu halten, die du liebst,
die Selbstmord begangen hat, ist einfach
Alles was du tun musst, ist still sitzen,
während du auf die Sanitäter wartest und hoffst, dass du dich irrst
Betest, dass es hier noch immer eine Person zu retten gibt
Wenn du dich im Schock befindest
ist das Gewicht eines Torsos unerheblich
All die Belastung die es deinem Körper abverlangt, du könntest genauso gut am Strand sitzen und ein Buch halten
Ich denke wir sollten das Wort "Tragödie" umbenennen
in "welches, das ist unmöglich darüber hinwegzukommen"
Es sei denn du bist ungemein glücklich
wird es dir geschehen
und an dem Tag wenn all deine fröhlichen Tagräume so winzig
und all deine Alpträume so gigantisch groß wirken
an dem Tag wenn das Schlimmste "was wäre wenn", dass du dir je vorstellen kannst, bereits geschehen ist
Wenn eine Freundin, die du liebst sich das Leben nimmt
Wenn dein Stiefvater gelähmt ist, wahrscheinlich für immer
was auch immer deine Tragödie ist
Bitte benutze mich als warnende Fabel
Weil nur ein Verrückter versucht das Unmögliche zu tun
nach ihrem Tod war ich tatsächlich ein Verrückter
Ich versuchte über ihren Suizid hinwegzukommen
und dabei versagend,
tat ich nichts
Ich saß in meinem eigenen Schmutz für 3 Wochen
bis ein guter Freund ein Handtuch tragend in mein Zimmer lief
in der Hoffnung, dass ich keine weitere unmögliche Aufgabe sei
und sagte "Du gehst jetzt Duschen, sofort"
Diese Dusche war das Schwerste, dass ich je getan habe
Du kannst nicht über jemanden hinweg kommen,
aber du kannst duschen
und dann kannst du dich anziehen,
und dann kannst du deine Schlüssel finden,
und dann kannst du Lebensmittel einkaufen,
und dann kannst du deine Wäsche waschen,
und dann sind es 10 Jahre später
und sie sind noch immer tot und du bist glücklich
Ich glaube nicht an Gott
Aber ich glaube an Wunder
und an Dinge, die so riesig sind, dass sie unmöglich wirken
wenn du diese Dinge tust in winzigen Schritten
einen nach dem anderen,
kannst du sie schaffen
Duschen gehen ist ein Wunder
Hier sein ist ein Wunder
Schau, das ist das echte Beispiel
wir alle geben auf und wir alle sullen uns in unserem eigenen
was auch immer Schreckliches wir uns sullen
Aber wenn du Glück hast
wenn es ein Wunder gibt
duscht du dich
und du stehst auf
und du machst weiter, eine winzige Sache nach der anderen,
bis die Welt ein ein bisschen weniger dunklerer Ort ist
gefunden 14.1.2020
Deutsche Übersetzung: Anna Mestisa
Englischer original Text
Just Take A Shower by Jared Singer
aus: Forgive Yourself These Tiny Acts of Self-Destruction, 2019, Button Poetry
Videoclip der Performance im englischsprachigen Original
Jared Singer - "Just Take a Shower" (Button Live)
Bild: dimitrisvetsikas1969 | pixabay.com
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Donnerstag, 27. Februar 2020
Meine Depression meiner Mutter erklären
anna mestisa, 09:33h
von Sabrina Benaim
Mutti, meine Depression ist eine Gestaltenwandlerin
An einem Tag ist sie klein wie ein Leuchtkäfer
in der Handfläche eines Bären
Am nächsten ist sie der Bär
An diesen Tagen stelle ich mich tot, bis der Bär mich in Ruhe lässt
Ich nenne die schlechten Tage „die dunklen Tage“
Mutti sagt „versuch Kerzen anzuzünden“
Aber wenn ich eine Kerze sehe, sehe ich das Fleisch der Kirche
Das Flackern einer Flame
Entzündet eine Erinnerung jünger als die Mittagsstunde
Ich stehe neben ihrem offenen Sarg
Es ist der Moment, in dem ich begreife, dass jede Person,
die ich jemals kennen lerne eines Tages sterben wird
Außerdem Mutti, ich habe keine Angst vor der Dunkelheit,
vielleicht ist das Teil des Problems
Mutti sagt „Ich dachte, das Problem ist,
dass du nicht aus dem Bett kommst“
Ich kann nicht, Angst hält mich als Geisel in meinem Haus,
in meinem Kopf
Mutti sagt „Woher kommt diese Angst?“
Angst ist der Cousin von außer Orts, der zu Besuch ist,
den die Depression sich verpflichtet fühlte auf die Party einzuladen
Mutti, Ich bin die Party, nur bin ich eine Party,
auf der ich nicht sein will
Mutti sagt „Warum versuchst du nicht auf echte Partys zu gehen
und deine Freunde zu treffen?“
Sicherlich, ich mache Pläne, ich mache Pläne,
aber ich will nicht dahingehen
Ich mache Pläne, weil ich weiß, ich sollte dahingehen wollen,
Ich weiß, manchmal hätte ich gerne dahingehen gewollt
Es ist nur kein Spaß, Spaß zu haben,
wenn du keinen Spaß haben willst, Mutti
Siehst du, Mutti,
jede Nacht fegt mich meine Schlafstörung auf in ihre Arme,
taucht mich ein in die Küche, im kleinen Schimmer des Ofenlichts
Die Schlafstörung hat diese romantische Art den Mond
sich wie perfekte Gesellschaft anfühlen zu lassen
Mutti sagt „Versuch Schäfchen zu zählen“
Aber mein Verstand kann nur Gründe aufzählen wach zu bleiben
Also gehe ich spazieren, aber meine stotternden Kniescheiben
klirren wie Silberlöffel in starken Armen mit losen Handgelenken
Sie klingeln in meinen Ohren wie klobige Kirchenglocken,
die mich daran erinnern,
dass ich schlafwandele auf einem Ozean von Glückseligkeit,
in dem ich mich selbst nicht taufen kann
Mutti sagt „Glücklich sein ist eine Entscheidung“
Aber mein Glücklich Sein ist so hohl
wie ein mit der Nadel gestochenes Ei
Mein Glücklich Sein ist ein hohes Fieber das wieder nachlässt
Mutti sagt, Ich bin so gut darin aus nichts etwas zu machen
und dann fragt sie mich geradeheraus,
ob ich Angst habe vorm Sterben
Nein Mutti, Ich habe Angst vorm Leben
Mutti ich bin einsam
Ich denke, ich habe gelernt als Vater ging,
wie man die Wut in einsam, die Einsamkeit in beschäftigt umwandelt
Also wenn ich sage, ich war super beschäftigt in letzter Zeit,
meine ich, ich schlief ein,
während ich SportsCenter auf der Coach guckte
Um zu vermeiden die Leere Seite meines Betts zu konfrontieren
Aber meine Depression schleppt mich immer wieder zurück in mein Bett
Bis meine Knochen vergessene Fossilien
der Skelette einer versunkenen Stadt sind
Mein Mund ein Friedhof
zerbrochener Zähne vom sich selbst zermalmen
Der hohle Hörsaal meiner Brust
schwindet mit Echos meines Herzschlages
Aber ich bin hier nur ein rücksichtsloser Tourist
Ich werde niemals wahrhaft wissen, wo ich alles war
Mutti versteht es immer noch nicht
Mutti, kannst du nicht sehen
Dass ich es auch nicht kann
gefunden 14.1.2020
Deutsche Übersetzung: Anna Mestisa
Englischer original Text
Explaining My Depression to My Mother by Sabrina Benaim
aus: Depression & Other Magic Tricks, 2017, Button Poetry
Videoclip der Performance im englischsprachigen Original
Sabrina Benaim - Explaining My Depression to My Mother
Bild: Jan Thedore | unsplash.com
Mutti, meine Depression ist eine Gestaltenwandlerin
An einem Tag ist sie klein wie ein Leuchtkäfer
in der Handfläche eines Bären
Am nächsten ist sie der Bär
An diesen Tagen stelle ich mich tot, bis der Bär mich in Ruhe lässt
Ich nenne die schlechten Tage „die dunklen Tage“
Mutti sagt „versuch Kerzen anzuzünden“
Aber wenn ich eine Kerze sehe, sehe ich das Fleisch der Kirche
Das Flackern einer Flame
Entzündet eine Erinnerung jünger als die Mittagsstunde
Ich stehe neben ihrem offenen Sarg
Es ist der Moment, in dem ich begreife, dass jede Person,
die ich jemals kennen lerne eines Tages sterben wird
Außerdem Mutti, ich habe keine Angst vor der Dunkelheit,
vielleicht ist das Teil des Problems
Mutti sagt „Ich dachte, das Problem ist,
dass du nicht aus dem Bett kommst“
Ich kann nicht, Angst hält mich als Geisel in meinem Haus,
in meinem Kopf
Mutti sagt „Woher kommt diese Angst?“
Angst ist der Cousin von außer Orts, der zu Besuch ist,
den die Depression sich verpflichtet fühlte auf die Party einzuladen
Mutti, Ich bin die Party, nur bin ich eine Party,
auf der ich nicht sein will
Mutti sagt „Warum versuchst du nicht auf echte Partys zu gehen
und deine Freunde zu treffen?“
Sicherlich, ich mache Pläne, ich mache Pläne,
aber ich will nicht dahingehen
Ich mache Pläne, weil ich weiß, ich sollte dahingehen wollen,
Ich weiß, manchmal hätte ich gerne dahingehen gewollt
Es ist nur kein Spaß, Spaß zu haben,
wenn du keinen Spaß haben willst, Mutti
Siehst du, Mutti,
jede Nacht fegt mich meine Schlafstörung auf in ihre Arme,
taucht mich ein in die Küche, im kleinen Schimmer des Ofenlichts
Die Schlafstörung hat diese romantische Art den Mond
sich wie perfekte Gesellschaft anfühlen zu lassen
Mutti sagt „Versuch Schäfchen zu zählen“
Aber mein Verstand kann nur Gründe aufzählen wach zu bleiben
Also gehe ich spazieren, aber meine stotternden Kniescheiben
klirren wie Silberlöffel in starken Armen mit losen Handgelenken
Sie klingeln in meinen Ohren wie klobige Kirchenglocken,
die mich daran erinnern,
dass ich schlafwandele auf einem Ozean von Glückseligkeit,
in dem ich mich selbst nicht taufen kann
Mutti sagt „Glücklich sein ist eine Entscheidung“
Aber mein Glücklich Sein ist so hohl
wie ein mit der Nadel gestochenes Ei
Mein Glücklich Sein ist ein hohes Fieber das wieder nachlässt
Mutti sagt, Ich bin so gut darin aus nichts etwas zu machen
und dann fragt sie mich geradeheraus,
ob ich Angst habe vorm Sterben
Nein Mutti, Ich habe Angst vorm Leben
Mutti ich bin einsam
Ich denke, ich habe gelernt als Vater ging,
wie man die Wut in einsam, die Einsamkeit in beschäftigt umwandelt
Also wenn ich sage, ich war super beschäftigt in letzter Zeit,
meine ich, ich schlief ein,
während ich SportsCenter auf der Coach guckte
Um zu vermeiden die Leere Seite meines Betts zu konfrontieren
Aber meine Depression schleppt mich immer wieder zurück in mein Bett
Bis meine Knochen vergessene Fossilien
der Skelette einer versunkenen Stadt sind
Mein Mund ein Friedhof
zerbrochener Zähne vom sich selbst zermalmen
Der hohle Hörsaal meiner Brust
schwindet mit Echos meines Herzschlages
Aber ich bin hier nur ein rücksichtsloser Tourist
Ich werde niemals wahrhaft wissen, wo ich alles war
Mutti versteht es immer noch nicht
Mutti, kannst du nicht sehen
Dass ich es auch nicht kann
gefunden 14.1.2020
Deutsche Übersetzung: Anna Mestisa
Englischer original Text
Explaining My Depression to My Mother by Sabrina Benaim
aus: Depression & Other Magic Tricks, 2017, Button Poetry
Videoclip der Performance im englischsprachigen Original
Sabrina Benaim - Explaining My Depression to My Mother
Bild: Jan Thedore | unsplash.com
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Samstag, 22. Februar 2020
Vater vermissen
anna mestisa, 18:00h
"Ich vermisse meinen Vater. Der Verlust deines Vaters verändert dein Leben für immer, egal wie alt du bist. Du wirst niemals wirklich über diesen Verlust hinweg kommen, aber du wirst lernen mit diesem Verlust zu leben. Und er ist nie weit entfernt von deinen Gedanken."
gefunden 29.1.20
Bild mit Text: Womenworking.com · 28. Januar 2020
Einer meiner liebsten Herzensmenschen kommentierte diesen Repost mit den Worten:
"Unsere Papas sind immer da. Egal wo wir sind ❤ egal wo sie sind. Sie sind immer bei uns und das wissen sie ganz genau"
gefunden 29.1.20
Bild mit Text: Womenworking.com · 28. Januar 2020
Einer meiner liebsten Herzensmenschen kommentierte diesen Repost mit den Worten:
"Unsere Papas sind immer da. Egal wo wir sind ❤ egal wo sie sind. Sie sind immer bei uns und das wissen sie ganz genau"
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