Samstag, 27. Juli 2019
Summertime
Ich hielt es nicht für möglich, dass der Sommer nach diesem Winter kommen würde. Natürlich kam er dennoch und auch dieses Jahr mit Rekordtemperaturen. Die Leichtigkeit des Seins im Sommer ist tatsächlich immer wieder durchgedrungen. Die Trauer hat einen Schritt zurück gemacht und hinter Eiscreme, Sonnenschein, Menschenmengen und Festivitäten Platz genommen. Diesen Platz hat die Trauer zumindest vorrübergehend akzeptiert. Eine kleine Weile genoss ich Grillmittage, Spaziergänge und kaltes Nass in Form von Getränken, Duschen und anderen Erfrischungen. Die grelle Sonne verdeckte blinde Flecken und den permanenten Grauschleier... Sie blendete. Für ein paar Tage schien alles beim Alten zu sein...

...bis zum nächsten Familienmittag. Die Familie zu sehen bereitet mir Freude, aber erinnert mich an alles Verlorene und Endgültige. Die Bitte meiner Mutter vorm Mittagessen ein Gebet zu sprechen war jenseits unserer Norm und war doch völlig verständlich und auch schön. Jedoch war zugleich dieses Gebet eine direkte Erinnerung an die überwundenen Kämpfe, an die getragenen umgeschulterten Lasten, an den Bruch durch unsere Mitte. So mischt sich Trauer und Demut in die Dankbarkeit eines scheinbar gewöhnlichen sommerlichen Familienmittagsessen.

9./12.7.19

Bild: Samantha Gades / unsplash.com
https://unsplash.com/photos/fIHozNWfcvsi

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