Dienstag, 10. November 2020
Egoistisch??
Die Trauer und das Vermissen haben einen ertragbaren Alltagslevel erreicht. Ich bin nicht mehr dauerhaft übersensibel, wenn man über Väter, Vaterrollen, Vatererinnerungen vor oder mit mir spricht. Ich glaube, meine Trauer hat sich im Alltag zurückgezogen.

Ein Alltag, der mit Corona Panikmache in den Medien, im Büro, Kurzarbeit, von fehlenden freien Plätzen (in meiner Personenanzahl reduzierten Trauergruppe) und von einer Wohnungssuche im Ballungsgebiet, (während dieser Krisenzeit) überschattet wird, lässt auch wenig Wahlraum zu.

Das die Trauer wieder hochkommt, kaum das sich ein Alltagsproblem löst, finde ich ironisch und typisch für mich. Kaum das wir eine Zusage für eine neue Wohnung haben, bin ich tief traurig. Ich bin traurig, dir davon nicht erzählen zu können. Ich bin traurig, deinen Rat nicht hören zu können. Ich bin wütend, dieses Problem ohne deine Hilfe bewältigen zu müssen. Und am wütensten bin ich darüber, dass ich dich bei großen positiven Entwicklungen vermisse. Es macht mich wütend, dieses Ereignis nicht ohne dein Fehlen zelebrieren zu können. Du bist der Anruf, den ich nicht machen kann. Deine Nummer ist es, die ich nicht wählen kann, aber wählen will.

Ich bin für immer eine andere durch dein Fehlen. Das ist ungerecht. Das ist scheiße. Und das hast du so bestimmt (wissentlich oder unwissentlich). Du fehlst mir.

17.10.20 | 1

Bild: Alexas_Fotos | pixabay.com
https://pixabay.com/de/photos/kermit-frosch-telefonieren-telefon-1664758/

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