Freitag, 22. Mai 2020
"Negative Space" | 2018 Oscar nominiert als Bester animierter Kurzfilm

Ein Kurzfilm in Stop-Motion Animation von Ru Kuwahata und Max Porter, 2017 Tiny Inventions, Frankreich


„Negativer Raum“ Gedicht von Ron Koertge

Mein Vater hat mir das Packen beigebracht: Alles rauslegen. Die Hälfte genügt. Rollen, was du rollen kannst. Sachen, die knittern, auf Sachen aus Baumwolle legen. Dann bei den Hosen: Bund auf Saum. Die Strümpfe kommen in die Ecken und Lücken. Die Gürtel wie Schlangen um den Rand legen. Obendrauf kommt Plastik. Dann, die Schuhe. Die Schweren Sachen ziehst du an.

Wir fingen damit an, als ich noch klein war. Ich rollte die Strümpfe zusammen. Dann setzte er mich in den Koffer. Die meisten kommen ihren Vätern näher, wenn sie zusammen ein paar Körbe werfen oder über Autos reden. Wir packten zusammen Koffer.

Mit zwölf durfte ich für meinen Vater packen, wenn mein Vater beschäftigt war. Meine Mutter hatte kein Händchen dafür. Er ging auf Dienstreise, öffnete den Koffer und schrieb mir jedes Mal eine Nachricht: „Perfekt.“. Dieses eine Wort von ihm bedeutete mir viel.

Die Beerdigung war schrecklich. Mein Vater lag in diesem großen Kasten. Und ich dachte… So viel vergeudeter Platz

Quelle: Deutscher Untertitel bzw. Transkript aus dem YouTubeVideo


Mich persönlich berührt die Beschreibung der Vater Kind Beziehung in diesem Kurzfilm sehr. Manche Beziehungen sind innig, auch ohne besonderes gemeinsames Hobby. Nicht jede Elternliebe sieht gleich aus und das ist auch gut so.

17.5.2020


„Negative Space” Poem (Original) by Ron Koertge

My dad taught me to pack: lay out everything. Put back half. Roll things that roll. Wrinkle-prone things on top of cotton things. Then pants, waist-to-hem. Nooks and crannies for socks. Belts around the sides like snakes. Plastic over that. Add shoes. Wear heavy stuff on the plane. We started Chevrolets. We did it over luggage.

When I was little. I’d roll up socks. Then he’d pretend to put me in the suitcase, and we’d laugh. Some guys bond with their dads shooting hoops or talking about cars.

By the time I was twelve, if he was busy, I’d pack for him. Mom tried but didn’t have the knack. He’d get somewhere for work, open his suitcase and text me—”Perfect.” That one word from him meant a lot.

The funeral was terrible—him laid out in that big carton and me crying and thinking, Look at all that wasted space.

aus: Ron Koertge, Sex World. © Red Hen Press, 2014 Pasadena


FILMREZENSION (Deutsch)
film-rezensionen.de - Popcorn & Independant

MAKING OF (Englisch)
Arte France - Caïmans Production

INTERVIEW (Englisch)
Ru Kuwahata and Max Porter (directors) Interview with Ron Koertge (author) Part 1 / Part 2 / Part 3

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Montag, 4. Mai 2020
Happy Birthday
Am Geburtstag meines Vaters sind mein Bruder und ich gemeinsam zu seinem Grab gefahren. Meine Mutter, mein Stiefvater und meine Schwägerin traffen uns dort an.
Ich hatte genug Zeit um meinem Vater "unter vier Augen" zum Geburtstag zu gratulieren und um ihm ein kleines Ständchen zu singen "Zum Geburtstag viel Glück...", während mein Bruder zur Toilette ging.

Auf dem Waldfriedhof im Freien lies sich der Corona Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Metern, auch an einem Urnengrab, einhalten. Normalerweise hätte ich meine Mutter umarmt, aber sie weiß warum ich es nicht tat.
Es war ein unstetes Wetter an diesem Tag, aber wir hatten Glück unsere Aktivitäten blieben alle im Trockenen: Grab pflegen, ein kurzes Gebet sprechen, uns auf dem Parkplatz unterhalten, Essenlieferung von Mama verteilen und rumalbern. Meine Mama bestand auf eine Verabschiedung per Fuß Stupser mit jedem Kind.
Nach Wochen des Social Distancing, der Sorge um die Altenpfleger in meiner Familie, war ich einfach happy meine Familie gesund und zufrieden zu sehen. Wenn auch nur in Etappen; Meinen anderen Bruder und meinen Neffen haben mein Bruder und ich danach kurz besucht um Kram zu klären und uns über den Stand der Dinge auszutauschen.

Ich hatte nicht damit gerechnet (siehe Beitrag "Hochzeitstag"), aber für mich war es ein schöner "65. Geburtstag" meines Vaters.
Es war soo schön Heute, dass ich gar nicht ins Bett gehen möchte. Ich möchte die Zufriedenheit und die Liebe, die ich empfinde, gerne ausschöpfen, solange sie da sind.

28./29.4.20

Bild: pixel2013 | pixabay.com
Https://pixabay.com/de/photos/blumen-bl%C3%BCten-lila-bl%C3%BCten-steine-2065789/

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Montag, 9. März 2020
"Familie" in Ost und West
"Du denkst, dass jedem das Leben selbst gehört.
Das ist der große Unterschied zwischen Ost und West.
Hier ist jeder Mensch Teil eines großen Ganzen.
Der Familie. Der Gesellschaft."

aus: THE FAREWELL Deutscher Trailer (2019), Big Beach Films

gefunden: 11.1.2020

Bild: Farrel Nobel | unsplash.com
https://unsplash.com/photos/Z9xSPv2TXDc

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Montag, 10. Februar 2020
Die Weihnachtsgala Anekdote
In meiner Trauergruppe habe ich heute eine Anekdote erzählt um meinen Vater und ein Foto von ihm in der Gruppe vorzustellen.
Der Gedanke dahinter ist das Jahr nicht nur weiter mit der Trauer sondern auch mit fröhlichen Erinnerungen an den/der Verstorbenen zu beginnen. Außerdem bietet dieses Foto der Gruppe die Gelegenheit sich ein Bild von dem Menschen zu machen um den das jeweilige Gruppenmitglied trauert.

Ich habe ein Foto mitgebracht von der Weihnachtsfeier 2011. Auf dem Bild bin ich mit meinem Vater und meinem Lebensgefährten zu sehen. Alle drei Lächeln vergnügt im Dunkeln des Abends auf einer Terrasse. Mein Vater steht in der Mitte, während mein Lebensgefährte sich spontan mit ins Bild drückt und wir somit meinen Vater umzingeln. Seine Körperhaltung wirkt daher leicht angespannt, aber sein Lächeln könnte nicht ehrlicher sein. Wir sind alle drei in schicker Kleidung: die Herren im Anzug und Krawatte, ich in Jackett, Bluse und Rock.
Ein Ausschnitt mit Gesicht meines Vaters dieses Bildes wurde für die Trauerfeier und seine Andachtskarte verwendet. Leider war es vergrößert etwas unscharf, aber dieses Lächeln wollten wir als Familie allen Gästen gerne zeigen. Sein Lächeln als Erinnerung verschenken.

Ich erzählte in der Gruppe folgendes in etwas kürzerer Fassung dazu:
Wir standen im Rauchereck, nachdem wir uns durch ein Buffet mit diversen Salaten, Pasteten, Terrinen und fünf Hauptgängen gekostet, bewertet, besprochen und gegessen haben. Es sollten nach der Pause noch bis zu 3 verschiedene Desserts folgen. Ebenso sollte der Abend noch programmreich weitergehen mit Tanz, kleiner Tanzvorführung und Tombola.
Aber wir standen draußen und zelebrierten mit den Zigaretten- und Zigarren-Rauchern inklusive Flachmann eine kleine Sub Party auf der Party. Wir lachten. Wir rissen Witze. Wir machten Spaßfotos mit mitgebrachten Requisiten (z.B. Spaßbrillen).
Die ersten Jahre waren nur wir Kinder von unserer Mutter eingeladen worden. Die folgende Jahre durfte pro Kind ein Freund, später ein Partner und ein Freund mit. Jedes Jahr saßen wir Kinder mit Begleitung mit unserem Vater an einem 10 Personen Tisch, während meine Mutter und mein Stiefvater Gott und die Welt begrüßten und Tombola-Tickets verkauften oder anderen Vereinspflichten nachgingen. Die beiden stießen mehrmals auch wieder zu uns, aber durchgehend mit uns war mein Vater.

Mein Vater war mittendrin und mischte bescheiden, aber merkbar mit. Mein Vater, der Vernunftmensch, der Verantwortungsbewusste, konnte völlig losgelöst mit seinen erwachsenen Kindern und Freunden rumalbern und alles Mögliche bereden. Mein Vater war eher der zurückhaltende wissbegierige Tüfteler Typ, eher Einzelgänger, durchaus interessiert und offen, aber eigentlich nicht der gesellschaftsfreudigste Mensch. Aber jedes Jahr bei dieser chicen Weihnachtsfeier zog er mit uns Kindern mit. Er brachte uns Anfangs eine Zigarrensorte, im Folgejahr bereits eine Auswahl an Zigarren und Zigarillos mit. Im nächsten Jahr kamen zu Zigarren auch Alkopops, Biermischgetränke und einen Schnaps im Kofferraum mit. Wir durften den Alkohol nicht mitnehmen auf die Feier, aber wir brachten einzelne Flaschen davon mit hoch ins Rauchereck am Eingang der Location legten dort eine weitere Pause ein und feierten drinnen am Tisch und auf der Tanzfläche weiter. Mein Vater war selbst beim Feiern unser Versorger. Meine Mutter hatte uns den Eintritt zur Veranstaltung zu Weihnachten geschenkt, mein Vater hingegen hielt unsere Party am Laufen mit den Extras, die den Unterschied zwischen einem netten und einem außergewöhnlichen Abend ausmachten. Und er genoss genau das, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Mein Vater war die Bescheidenheit in Person. Das war die Art wie mein Vater Zuneigung ausdrückte, Unterstützung auslebte. Er stand im Hintergrund und genoss es uns die Bühne zu überlassen.

Ich bin froh, dass unsere Beziehung diese unabhängige freundschaftliche Ebene erreichen konnte, ehe er von uns ging.
Ich bin glücklich darüber fast ein Jahrzehnt solche Erinnerungen gesammelt zu haben.
Und ich bin dankbar für die unendlich vielen formalen drinnen vorm Weihnachtsbaum in der Foto-Ecke Fotos und noch mehr für die albernen nächtlichen draußen im Rauchereck Fotos mit meinem Vater mitten drin.

27./28.1.20

Bild: Inga Seliverstova | pexels.com
https://www.pexels.com/de-de/foto/fashion-mode-menschen-stehen-3394237/

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Dienstag, 21. Januar 2020
Insider Running-Gag
Wenn man erkältet, matt, kraftlos, schweißtreibend, mit durchweg verstopften Atemwegen dran liegt und eigentlich am liebsten seinen Körper austauschen lassen will, während das restliche Volk das verlängerte Wochenende genießt, ist es schwer 2020 auch nur irgendwie als guten Neustart zu betrachten.

Allerdings gibt es einen Silberstreifen oder nennen wir es Lichtblick in meinem Jahresstart:
Einen Running-Gag mit meinem Partner zu einer dusseligen Serie finden und über diesen gemeinsam zu lachen trotz Schnappatmung und Hustattacken. Liebe sieht gelebt anders aus als wie im Film, aber wenn man sie richtig auslebt, auf unsere authentische Art und Weise, kann sie uns durch diesen verotzten Tag durch helfen.

Es sind die kleinen Dinge, die den Unterschied machen.

5.1.2020

Bild: Roberto Nickson | unsplash.com
https://unsplash.com/photos/ey5s8rNHG-c

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Freitag, 10. Januar 2020
sisterfriend
How my dearest sisterfriend,
became what she never wanted to be,
to continue to love the man on her side,
against their life obsticales.

We both fight for the future we believe in.
I wouldn't have been as brave without this kind of support.

In my pain I often forget how blessed I am,
that I don't have to do this shit, called life, alone.
Neither does she have to do it alone.
Friendship turned into sisterhood.

8./10.12.19

Bild: Kaylee Eden / unsplash.com
https://unsplash.com/photos/8jqUoakGI_M

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Samstag, 4. Januar 2020
Hochzeitstag
Wir sind also nicht die Art von Familie, die gemeinsam ans Grab geht. Selbst wenn ein Termin vereinbart wird, kann es passieren das nur ein Teil kommt. Es ist was dazwischen gekommen? Aha. Ok. Also die Art von Familie sind wir jetzt.
Jeder trauert in seinem Tempo. Vielleicht war ein Treffen am Grab einfach nur wieder eine meiner dummen viel zu naiven Ideen. Eigentlich verstehe ich das. Aber heute will ich nicht verstehen. Ich will mich ein einziges Mal geborgen fühlen. Egoistisch? Vielleicht?!

Wir räumen dein Grab auf: einzelnes Laub entfernen, Eiswasser aus dem Blumengefäß klopfen bzw. schmelzen, neuen Blumenstrauß platzieren, neue Kerzen anzünden, Steinchen gerade Rücken. Ich stehe hier mit meiner Mutter und meinem Stiefvater und bete ein Rosenkranzgebet. Heute wäre der Hochzeitstag meiner Eltern. Kompliziert, aber meine Eltern haben diesen auch nach der Scheidung, nach der Heirat meines Stiefvaters und meiner Mutter gefeiert. Vielleicht aus Dankbarkeit für die gemeinsamen Kinder, vielleicht um der bestehenden Verbundenheit Respekt zu zollen, vielleicht um unsere ungewöhnliche Patchwork-Familie zu zelebrieren. Ich selbst weiß es nicht sicher, aber verstehe es auch ohne Begründung.

Wir sagen Vater "Hallo" an diesem Tag, weil wir ihn vermissen. Punkt.

29.12.19


Bild: 4AM Shower - llustrations by Guy Kopsombut · 14. September 2019
4AM Shower - llustrations by Guy Kopsombut · 14. September 2019 Facebook
"Jemanden den du liebst verlieren ist niemals einfach.
Aber wenn du dich an die guten Zeiten erinnerst,
werden sie für immer in deinem Herzen bleiben."

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Montag, 30. Dezember 2019
Erzählstunde
Mein Neffe hat ein paar Fotoalben gefunden mit Bildern seines Vaters und uns Geschwistern. Wir haben uns die Bilder angesehen und sein Uropa hat dazu etwas erzählt.

Das war mein liebster Moment an Weihnachten. Mein Vater tauchte auf den Bildern auf und auch in Geschichten aus seiner Kindheit. Er war Teil von etwas Positivem, Teil von Familienepisoden aus der Erinnerung meines Neffen Urgroßvaters.

Für mich war das meine Familie und ich bei besinnlichen Weihnachten.
Es sind allerdings die Momente abseits der Gruppe, die einen einholen. Die stillen Momente holen mich ein. Mein Vater fehlt mir zu recht hier. Das ist nun mal so und ist ok. Das Haus meiner Großeltern war ein Ort an dem mein Vater loslassen konnte. Nur hier habe ich meinen Vater als Kind, als einziges Kind meiner Oma erlebt. Hier war er frech, unbeschwert und geliebt. Das waren Seiten an ihm, die ich zuhause selten bis gar nicht zu sehen bekam. Mein Vater war eben immer verantwortungsbewusst und zuverlässig für uns Kinder, wie ein Vater eben ist. Eine völlig andere Facette eines schlüssigen Charakters.

Ich hoffe, er ist bei ihr.

25./30.12.19

Bild: coritonjes0 | pixabay.com
pixabay.com/de/photos/cafe-gro%C3%9Fvater-enkel-familie-845527/

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Freitag, 20. Dezember 2019
Soultwin
connecting with my soultwin is giving me life

1.12.19

Bild: Selassie / pixabay.com
https://pixabay.com/de/photos/wandbilder-kunst-twin-cities-2402733/

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Samstag, 14. Dezember 2019
W
W., Onkel meines Lebensgefährtens, ist letzte Woche plötzlich mit 64 vestorben. Er war der Vater seiner Cousine. Dieselbe Cousine war mit uns dieses Jahr im Kanu Abenteuer Urlaub.
Keine Woche nach dem Todestag war die Beerdigung. Die Familie meines Lebensgefährten hat den letzten Todesfall vor zwei Jahren nicht mal richtig verarbeitet und nun DAS so kurz vor Weihnachten.

Ich bin ziemlich durch den Wind. Als ich mein Beileid an seine Cousine via Whatsapp ausgedrückt habe, war ich schon völlig überfordert. Ihr und ihrer Mutter gegenüber stehen war noch grauenvoller. Sie so zu sehen. Es war wie in mein Spiegelbild von vor 10 Monaten zu blicken. Ihr Schmerz gleicht meinem viel zu sehr. Fuck. Das haben sie nicht verdient.

Mein Lebensgefährte und ich haben erst vor einem Jahr angefangen mit den dreien im Wienerwald ums Eck Essen zu gehen. Wir waren gerade mal 2, 3 mal dort in dieser Gruppenform. Und es war immer so herrlich, lustig, mühelos und belebend. Scheiße.

Der verdammte Wienerwald wird mir auch fehlen. Ich bin in dem Lokal in unserer Stadt oft mit meinem Vater gesessen. Und die Wienerwald Kette ist von Kindesbeinen an ein fester Teil unserer festlichen Familienessen. Beim Familienessen zum 49. Geburtstag meiner Mutter im Wienerwald traff mein Lebensgefährte das erste mal meinen Familienkern.

Was mache ich bloß ohne Backhendl? Und wenn ich mir eins hole, wie soll ich es ohne zu heulen genießen?

Was mach ich bloß um ihnen da durch zu helfen? Von der Seitenlinie gut zu reden? Jeder Trauerweg ist anders.

12./19.11.19

Bild: Wienerwald Restaurants GmbH
Wienerwald Backhendl

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